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INRI

INRI

Titel: INRI
Autoren: Michael Moorcock
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Römer für dieses Passahfest geplant. Viele hatten sich an der Rebellion beteiligen wollen.
    Sie glaubten, daß er die Stelle des Johannes als Rebellenführer eingenommen hatte.
    »Nein«, sprach er zu ihnen, als er in die erwartungsvollen Gesichter sah. »Nein. Ich bin der Messias. Ich kann euch nicht befreien. Ich kann es nicht…«
    Ihrem Glauben hatte er damit den Boden entzogen. Aber sie hörten seine Worte nicht in dem allgemeinen Geschrei.
    Karl Glogauer zog in Christus ein, und Christus zog in Jerusalem ein. Die Geschichte näherte sich ihrem Höhepunkt.
    »Osha'na!«
    Es gehörte nicht in die Geschichte. Er konnte ihnen nicht helfen.
    Es war sein Fleisch.
    Es war sein Fleisch, das Stück für Stück verschenkt wurde, an jeden, der es haben wollte. Es gehörte ihm nicht mehr.
    Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, so ich jemand senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Da Jesus solches gesagt hatte, ward er betrübt im Geist und zeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, der zu Tische saß an der Brust Jesu, welchen Jesus liebhatte. Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem er sagte. Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und er sprach zu ihm: Herr, wer ist's? Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas, Simons Sohn, dem Ischariot. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!
    Johannes 13, 20-27
    Judas Ischariot runzelte etwas unsicher die Stirn, als er den Raum verließ und auf die Straße hinaustrat, um sich durch die Menschenmenge seinen Weg zum Palast des Statthalters zu bahnen. Zweifellos sollte er einen Teil eines Plans ausführen, dessen Ziel es war, die Römer zu täuschen und das Volk dazu zu bringen, sich zu Jesu Verteidigung zu erheben. Aber er hielt den Plan für zu gewagt. Die Stimmung unter den sich in den Straßen zusammendrängenden Männern, Frauen und Kindern war gereizt. Viel mehr römische Soldaten als sonst patrouillierten in der Stadt.
    »Aber sie haben keinen Anlaß, dich zu verhaften, Herr«, hatte er zum Propheten gesagt.
    »Ich werde ihnen Anlaß geben«, hatte der Prophet geantwortet.
    Es hatte keinen anderen Weg gegeben, es zu arrangieren.
    Er glaubte nicht, daß es von Bedeutung sein würde. Die Chronisten würden es schon wieder umarrangieren.
    Pilatus war ein beleibter Mann, trotz seiner Mäßigkeit in Essen und Trinken. Er hatte einen genießerischen Mund und harte, seichte Augen. Er sah den Juden verächtlich an.
    »Wir bezahlen Informanten nicht, deren Informationen sich als falsch erweisen«, warnte er ihn.
    »Ich bin nicht auf Geld aus, Herr«, sagte Judas. Er sprach in der unterwürfigen Art, die die Römer von den Juden zu erwarten schienen. »Ich bin ein treuer Untertan des Kaisers.«
    »Wer ist dieser Rebell?«
    »Jesus von Nazareth, Herr. Er betrat die Stadt heute…«
    »Ich weiß. Ich habe ihn gesehen. Aber ich hörte, er predige Frieden und Gehorsam gegen die Gesetze.«
    »Um dich zu täuschen, Herr. Aber heute hat er sich selbst verraten, indem er die Pharisäer verärgerte und gegen die Römer sprach. Er hat seine wahren Absichten enthüllt.«
    Pilatus zog die Brauen hoch. Es war gut möglich. Es schmeckte nach der Art von Täuschung, die er diesen Leisetretern zutraute.
    »Hast du Beweise?«
    »Es gibt hundert Zeugen.«
    »Zeugen haben ein kurzes Gedächtnis«, sagte Pilatus ärgerlich. »Wie wollen wir sie identifizieren?«
    »Dann werde ich seine Schuld bezeugen. Ich bin einer seiner Leutnants.«
    Das klang zu schön, um wahr zu sein. Pilatus schob die Lippen vor. Er konnte es sich nicht leisten, die Pharisäer zu diesem Zeitpunkt zu verärgern. Sie hatten ihm schon genug Scherereien gemacht. Besonders Kaiphas würde sofort Ungerechtigkeit rufen, wenn er den Mann gefangennehmen ließe. Du sagst, er hat die Priester verärgert?«
    »Er behauptet, der rechtmäßige König der Juden zu sein, ein Nachkomme Davids«, sagte Judas, so wie sein Meister es ihm aufgetragen hatte.
    »Tut er das?« Pilatus sah nachdenklich zum Fenster hinaus.
    »Und, die Pharisäer, Herr…«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sähen ihn am liebsten tot. Ich habe es aus einer zuverlässigen Quelle. Einige
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