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INRI

INRI

Titel: INRI
Autoren: Michael Moorcock
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Verlangen hin- und hergerissen.
    Schließlich blieb er und erlaubte Mr. Younger, seine Genitalien zu streicheln, unter einem Plakat, das ein schlichtes Holzkreuz mit der Unterschrift GOTT IST DIE LIEBE zeigte.
    Karl brach in hysterisches Gelächter aus, rannte aus der Kirche davon und ging nie wieder hin.
    Er war fünfzehn.
     

Silberkreuze gleich Frauen. Holzkreuze gleich Männer.
    Er stellte sich oft selbst als Holzkreuz vor. Er hatte zwischen Schlafen und Wachen Halluzinationen, in denen er sich als schweres Holzkreuz sah, das ein zartes Silberkreuz durch dunkle Weiten verfolgte.
    Als er siebzehn war, hatte er alles Interesse am formalen Christentum verloren und begeisterte sich für heidnische Religionen, besonders für den keltischen Mystizismus und den Mithraskult. Er hatte eine Affäre mit der Frau eines Sergeant-Major gehabt, die in Kilburn wohnte. Er hatte sie bei einer Party getroffen, die von einer Frau gegeben wurde, die er durch eine Bekanntschaftsanzeige in dem kurzlebigen Magazin Avilion kennengelernt hatte.
    Die Frau des Sergeant-Major (er war irgendwo im Fernen Osten) hatte ein kleines silbernes Keltenkreuz, ein ›Sonnenkreuz‹, am Hals getragen, und das war es gewesen, was ihn zuerst angezogen hatte. Er hatte allerdings eine halbe Flasche Gin gebraucht, bevor er es gewagt hatte, seinen Arm um ihre mageren Schultern zu legen und später, in der Dunkelheit, seine Hände zwischen ihre Schenkel zu schieben und ihre Fotze durch ihre Satinhosen zu befühlen.
    Nach Deirdre Thompson hatte er Erfolg auf Erfolg bei den faden Frauen der Gruppe, die alle, wie er entdeckte, die gleichen Satinhosen trugen.
    Innerhalb von sechs Monaten war er erschöpft, verabscheute die neurotischen Weiber, haßte sich selbst und war fertig mit dem keltischen Mystizismus. Er hatte die meiste Zeit nicht zu Hause gewohnt, überwiegend bei Deirdre Thompson, aber jetzt ging er nach Hause zurück und bekam einen Nervenzusammenbruch.
    Seine Mutter war der Ansicht, er brauchte Abwechslung, und gab ihm das Fahrgeld, damit er Freunde von ihm in Hamburg besuchte.
    Seine Hamburger Freunde hielten sich für Nachfahren des Volkes, das umgekommen war, als Atlantis durch Atombomben zerstört wurde, die unfreundliche Geister vom Mars aus fliegenden Untertassen abgeworfen hatten.
    Es gab diesmal eine Folge von faden deutschen Frauen. Im Unterschied zu ihren britischen Schwestern trugen sie alle schwarze Nylon-Spitzenhöschen.
    Das brachte etwas Abwechslung.
    In Hamburg wurde er zum militanten Christengegner und vertrat die Meinung, das Christentum sei die Perversion eines älteren Glaubens, eines nordischen Glaubens.
    Aber er konnte nie ganz akzeptieren, daß dieser Glaube in seiner reinsten Form der der Atlanter gewesen sein sollte, und am Ende zerstritt er sich mit seinen deutschen Freunden, fand das übrige Deutschland recht unsympathisch und reiste nach Tel Aviv ab, wo er den Besitzer eines Buchladens kannte, der sich auf okkultistische Werke spezialisiert hatte, hauptsächlich in Französisch.
    Dort in Tel Aviv erfuhr er in einem Gespräch mit einem ungarischen Maler von Jung und tat seine Schriften als Unsinn ab. Er zog sich noch mehr von der Welt zurück und nahm eines Tages einen Bus, der ihn in ein ländliches Gebiet in der Halbwüste brachte. Er landete schließlich im Antilibanon, wo die Menschen eine Sprache sprachen, die dem alten Aramäisch näherkam als alles, was er bis dahin gehört hatte. Er fand diese Menschen gastfreundlich; es gefiel ihm bei ihnen. Er lebte vier Monate bei ihnen, bevor er nach Tel Aviv zurückkehrte und in einer aufnahmebereiteren Stimmung wieder mit dem Ungarn über Jung sprach. In dem okkultistischen Buchladen und in anderen Buchläden und Bibliotheken in Tel Aviv fand er nichts von Jung in Englisch. Er beschloß, nach England zurückzukehren, und lieh sich das Fahrgeld vom britischen Konsulat.
    Sobald er in Süd-London ankam, ging er in die dortige Bibliothek und verbrachte eine Menge Zeit mit der Lektüre von Jung.
    Seine Mutter fragte ihn, wann er sich eine Stellung suchen wollte.
    Er sagte ihr, daß er die Absicht habe, Psychologie zu studieren und dann Psychiater zu werden.
    Der Lebensstil der Essener war, bei aller Einfachheit, recht angenehm.
    Sie hatten ihm ein Lendentuch aus Ziegenfell und einen Stab gegeben, und bis auf die Tatsache, daß er ständig bewacht wurde, hatten sie ihn anscheinend als eine Art Laienmitglied der Sekte akzeptiert.
    Manchmal befragten sie ihn so nebenher über seinen
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