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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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einstürzenden Häuser. Überdies erkannte ich eine weitere Parallele zu Lovecraft: Innsmouth war wie Olmstead eine Fischereistadt, der es ungewöhnlich gut ging.
    »Sehen Sie«, erzählte sie voller professionellem Stolz weiter, während sie mit dem Löffel auf die schimmernden weißen Maschinen deutete, »hier gibt es auch Westinghouse-Fleischzüchter mit einem eigenen Lieferwagen, der nagelneu ist. Und …«
    Ich wartete darauf, dass sie weitersprach, aber stattdessen schwieg sie und ihre Augen weiteten sich.
    »Was ist, Mary?«
    »So ein Zufall!«, verriet sie. »Ich meine Ihr Buch!«
    Ich hatte meine Ausgabe von Schatten über Innsmouth auf die Theke gelegt, als ich die Eisschüssel in die Hand genommen hatte. Es erstaunte mich, dass sie es erkannte. »Sagen Sie jetzt nicht, dass Sie den großen H. P. Lovecraft ebenfalls lesen?«
    »Nein, Foster, aber das liegt daran, dass ich nie richtig lesen gelernt habe. Ich erkenne den Namen, weil sich Mr. Lovecraft kurze Zeit hier in Olmstead aufgehalten hat, als ich etwa achtzehn Jahre alt war.«
    Ich hätte beinahe die Schüssel fallen lassen. »Mary. Sie sind doch nicht zufällig … Mr. Lovecraft begegnet, oder?«
    »Oh nein, dieses Privileg hatte ich leider nicht, aber ich kann Ihnen etwas Interessantes erzählen. Damals war das Baxter’s eine Zweigstelle der First National Bank, und mein Bruder Paul, der zu der Zeit siebzehn gewesen ist, hat Mr. Lovecraft in eben diesem Geschäft, in dem Sie gerade stehen, bedient. Mr. Lovecraft wollte sich in der Stadt ein wenig umsehen, daher hat Paul ihm eine Karte gezeichnet.«
    Vor Erschütterung drohten meine Knie nachzugeben. Der Bruder dieser attraktiven Frau war dem Meister begegnet! Was für eine faszinierende Unterhaltung sich da abgespielt haben musste. Und jetzt noch das: Sie erwähnte eine Karte, die ihr Bruder gezeichnet hatte! Diese hatte zweifellos Einfluss auf eine der frühen Szenen in der Geschichte gehabt, als Robert Olmstead von einem liebenswürdigen »Ladenangestellten« genau das erhielt: eine Karte von Innsmouth. Wie die meisten Autoren hatte Lovecraft eine alltägliche Begebenheit, die sich tatsächlich abgespielt hatte, benutzt, um die Fiktion auszuschmücken.
    »Foster, Sie sehen ja …«
    »Sprachlos aus?« Ich lachte. »Dem ist auch so, Mary. Es mag Ihnen eigenartig erscheinen, aber die Werke von Lovecraft sind mein größtes Hobby. Ich verfolge es mit großer Leidenschaft und interessiere mich auch für jede Information über sein Leben. Von daher ist dies ein großes Glück für mich. Sie könnten mir tatsächlich helfen, meine Neugier weiter zu befriedigen. Bitte erlauben Sie mir, Sie und Ihren Bruder in den nächsten Tagen zum Abendessen einzuladen. Dann könnte ich nicht nur Ihre wunderbare Gesellschaft genießen, sondern auch Paul – so heißt er doch, nicht wahr? – einige Fragen über Lovecrafts Besuch stellen …« Doch dann überkam es mich siedend heiß, als mir mein Fauxpas bewusst wurde. »Entschuldigen Sie, Mary, natürlich meine ich Sie, Ihren Bruder und Ihren Ehemann.«
    Bei diesem Kommentar schreckte Mary nicht zurück, sondern erwiderte nur: »Oh, das tut mir leid, aber mein Ehemann hat sich als kein sehr guter herausgestellt. Er hat mich für eine andere Frau verlassen und ist mit ihr nach Maryland gegangen.«
    »Das bedauere ich sehr, Mary. Sie haben etwas Besseres verdient als so einen verantwortungslosen Rüpel.« Es machte mich wütend, dass es ein Mann wagte, seine schwangere Frau zu verlassen.
    »Ach, es ist schon in Ordnung. Das ist eine der Lektionen, die man im Leben lernen muss«, erwiderte sie überraschend fröhlich. »Mein Stiefvater sagt immer, aus den härtesten Lektionen lernt man am meisten.«
    »Wie wahr.«
    »Und ich habe ein gutes Leben. Meine Arbeit macht mir Spaß, und ich lebe in einer schönen Stadt. Ich fühle mich gesegnet.«
    »Eine selbstlose und lobenswerte Haltung. Es gibt heutzutage zu viele Menschen, die so vieles als gegeben hinnehmen«, erwiderte ich.
    »Und mein Bruder Paul …« Sie richtete den Blick kurz zu Boden. »Ihm geht es leider nicht so gut, fürchte ich, und er kann das Haus nicht verlassen.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, daher ging ich nicht näher darauf ein, sondern meinte nur: »Oh, das ist aber schade. Hoffentlich erholt er sich bald wieder.«
    »Aber ich unterhalte mich gern jederzeit mit Ihnen über Mr. Lovecraft. Sie müssen wissen, dass Paul den Mann sehr faszinierend fand und er mir alles erzählt hat,
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