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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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mich jetzt zappeln lassen? Ich jaulte beinahe schon: »Mary, bitte, ich flehe Sie an …«
    »Einer der Einwohner war früher Fotograf, er wurde sogar in New York ausgebildet und hat für Zeitungen Fotos gemacht. Soweit ich weiß, hat er sogar Mr. Lovecraft neben der New Church Green zusammen mit Paul fotografiert. Man kann im Hintergrund das Meer sehen, den Hafen und den Leuchtturm, die alte Larsh-Raffinerie und den Ankerplatz, der damals noch Innswich Point genannt wurde.«
    Bei diesen neuen Parallelen wäre ich beinahe in Ohnmacht gefallen! Innswich: offensichtlich eine Variation von Innsmouth. Der ungenutzte Leuchtturm, der über dem berüchtigten Teufelsriff thronte, von wo aus auch die froschartigen Tiefen Wesen entsprungen waren. Und die Larsh-Raffinerie: In Lovecrafts großartiger Geschichte gab es die Marsh-Raffinerie, wo die Geschenke aus goldenen Schmuckstücken von den menschlichen Anbetern der Tiefen Wesen eingeschmolzen und auf dem Markt verkauft wurden. Ich MUSS dieses Bild sehen!, beschloss ich.
    »Bitte, Mary. Wie kann ich diesen Fotografen finden? Das ist wirklich sehr wichtig für mich …«
    Sie drückte ihr Kinn gegen die Handflächen. »Wie kann ich Ihnen etwas abschlagen? Ich denke nur, dass es keine gute Idee ist. Sein Name lautet Cyrus Zalen. Er muss etwa vierzig sein, sieht aber wie sechzig aus, und Sie können ihn gar nicht verfehlen. Er trägt immer denselben verschmierten schwarzen Regenmantel. Er riecht furchtbar und … nun ja, er ist nicht nett. Er lebt im Armenhaus hinter der neuen Feuerwehr.«
    Cyrus Zalen. Vermutlich ein Sozialfall oder, um Lovecrafts Ausdruck zu benutzen, ein »Faulenzer«. In Providence nannte man sie »Penner« oder »Trinker«. »Ein unglückliches Schicksal für einen Zeitungsfotografen«, merkte ich an.
    »Er war ein guter Fotograf … bevor er mit dem Heroin in Kontakt kam. In New York traf er sich mit Ex-Soldaten, die bei ihrem Aufenthalt in Frankreich süchtig geworden waren, in einer Stadt namens … Marcy? Ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Marseilles«, korrigierte ich sie. Ich hatte von diesen Orten gelesen, die sie Heroinlabore nannten und an denen das Harz aus den Schlafmohnblumen in diese verheerende neue Droge verwandelt wurde. »Dennoch muss ich Mr. Zalen finden.«
    Das schien ihr Sorgen zu bereiten. »Bitte, tun Sie das nicht, Foster. Er ist kein netter Mann. Er wird versuchen, Ihnen Geld abzuluchsen, vielleicht bestiehlt er Sie sogar. Er ist bekannt dafür, … unmoralische Dinge zu tun, aber es wäre sehr undamenhaft von mir, das näher auszuführen. Und es ist schon so viele Jahre her, zehn wenigstens. Er wird das Foto bestimmt gar nicht mehr haben. Bitte, Foster, gehen Sie nicht dorthin.« Sie beugte sich noch etwas weiter vor. »Er lebt an einem schmutzigen Ort, an dem es vermutlich von Krankheiten wimmelt. Eine Frau ist dort vor Jahren an Typhus gestorben.«
    Ich nahm ihre Warnung durchaus ernst und fühlte mich ein wenig geschmeichelt, dass sie sich derart um mein Wohlergehen sorgte. Aber wenn Mr. Zalen Geld für seine alten Bilder haben wollte, dann sollte er es bekommen. Meine Geldbörse war gut gefüllt.
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen, Mary. Ich bin zäher, als ich aussehe. Ich habe die Ausbrüche 1919 und 1923 überlebt und bin in meinem ganzen Leben noch nicht einen Tag krank gewesen. Ich werde mich sehr vorsehen, wenn ich mit Mr. Zalen spreche, und ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Ratschläge danken.«
    Sie packte meinen Unterarm mit großer Entschlossenheit. »Versprechen Sie mir etwas, Foster. Ich glaube, Paul hat noch einen Abzug des Bildes irgendwo. Falls dem so ist, dann werde ich es für Sie besorgen, wenn Sie mir versprechen, nicht zu Cyrus Zalen zu gehen.«
    Ich war berührt und fast schon amüsiert über den Eifer, mit dem sie darauf bestand, dass ich nicht zu diesem Mann gehen sollte. »In Ordnung, Mary. Ich verspreche es.«
    Sie strahlte mich an und umarmte mich dann so plötzlich, dass ich beinahe zurückschreckte. Der viel zu kurze Kontakt sorgte dafür, dass sich unsere Wangen berührten. Ihr Haar duftete wunderbar.
    »Und ich kann Ihnen gar nicht genug dafür danken«, fuhr ich fort, »dass sie meine Einladung zum Mittagessen für morgen annehmen. Oh, und hier, für das wunderbare Eis.« Ich legte fünf Dollar auf den Tresen.
    »Aber es kostet nur fünf Cent …«
    »Behalten Sie den Rest, bitte. Sie können dafür etwas für Ihren Stiefvater und Ihre Kinder kaufen.«
    Der Moment zog sich in die Länge.
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