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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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als wäre es durch die Not zusammengepresst worden, als gehörte die Seelenlosigkeit ebenso wie die abbröckelnde Farbe und die mit Teppichen verhängten zuerbrochenen Fensterfronten dazu. Der Geruch von Urin und verdorbenem Essen drang daraus hervor. Ein ältlicher Mann mit einem Glasauge saß zusammengesunken vor einem Raum mit einer schäbigen Tür, und ich glaubte schon, er wäre nicht mehr am Leben, bis er einmal zitterte und hustete. Eine fettleibige blinde Frau mit einem weißen Stock hockte ebenso abwesend vor der nächsten Wohneinheit. Sie schaute blicklos auf, als sie ohne Zweifel mein Vorbeigehen gehört hatte, dann stand sie von der Milchkiste auf, auf der sie gesessen hatte, schlich zur Tür und ging hinein. Die Tür knallte zu.
    Die letzte Wohnung erschien mir dunkler als der Rest, obwohl das Sonnenlicht hier ebenso wie bei allen andern Apartments hereinschien. Ein Briefkasten ohne Tür ließ keine Rückschlüsse auf den Namen des Bewohners zu, und mir fiel eine mit Fett befleckte Mülltüte am Straßenrand auf, die voller heruntergebrannter Kerzenstummel, alter Glühbirnen und leerer Lebensmitteldosen, in denen Fliegen herumkrochen, war. Der aufgerissene Gehweg führte weiter, und ich blieb vor einem merkwürdigen Türklopfer stehen, der in der Mitte der lädierten Tür hing: ein einfaches Oval aus fleckiger Bronze, das ein mürrisches, halb ausgebildetes Gesicht darstellte. Nur zwei Augen, weder Mund noch Nase, keine weiteren Gesichtszüge.
    Widerstrebend fasste ich den Türklopfer an und starrte unsicher auf das Namensschild, das direkt darüber befestigt war: C. ZALEN.

III
     
    Was sich hinter der sich öffnenden Tür befand, entsprach schon eher meinen Erwartungen: ein dünner, blasser Mann, der jedes Anzeichen für den körperlichen Verfall aufwies. Er trug noch immer den schäbigen schwarzen Regenmantel, der offen stand und enthüllte, dass er kein Hemd anhatte, eine eingesunkene Brust und hervorstehende Rippen besaß. Seine ausgefranste Hose war an den Knien abgerissen worden, sie war seine ganze Kleidung unterhalb der Gürtellinie, abgesehen von den auseinanderfallenden Schuhen. Seine tief eingesunkenen Augen schienen fast gar nicht existent wegen der riesigen Augenringe darunter. Ich gab mir die größte Mühe, ihn anzulächeln und unerschrocken zu wirken.
    »Ah, Mr. Zalen. Mein Name ist Foster Morley. Ich habe gesehen, wie Sie durch den Wald den Weg nach Hause abgekürzt haben, aber anscheinend haben Sie mich nicht gehört.«
    Der Mann runzelte die Stirn. Er hatte sein langes schwarzes Haar, das er nur selten zu waschen schien, entweder mit Haaröl oder, was viel wahrscheinlicher war, mit dem darin befindlichen Fett nach hinten gestrichen. »Was wollen Sie?«, fragte er mich mit einer Stimme, die härter klang, als ich es bei so einem ruinierten Unglücklichen erwartet hätte.
    »Sie sind der Fotograf, nicht wahr? Der Zeitungsmann, oder bin ich da falsch informiert?«
    »Das ist eine Ewigkeit her, aber ich schätze, wenn Sie über mich informiert sind, dann sind Sie entweder von der Polizei oder ein Klient … und Sie sehen nicht wie ein Polizist aus, also kommen Sie lieber rein.«
    Also scheint er noch immer einige Klienten zu haben, die ihn als Fotografen buchen, dachte ich. Was bedeutete, dass er zumindest etwas Geld verdienen musste. Er bat mich in ein Wohnzimmer, das sehr heruntergekommen aussah. Darin standen nur wenige Möbel, darunter eine Couch ohne Beine, und eine große hölzerne Kabeltrommel diente als Tisch. Ein chemischer Geruch in der Luft deutete darauf hin, dass er irgendwo Fotos entwickelte. Bevor er hereinkam und die Tür verriegelte, sah er nach links und rechts, als würde dort draußen etwas Verdächtiges lauern. Dann griff er seltsamerweise hinter ein Buchregal, dessen Bretter sich in der Mitte durchbogen, und zog einen einfachen Ordner hervor.
    »Fünfzig Cent das Stück, Mr. Morley«, sagte er zu mir und reichte mir den Ordner. »Ich sehe an Ihrer Kleidung, dass es Ihnen besser geht als den meisten heutzutage. Sie wollen kaufen, nicht verkaufen.«
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was er meinte, aber ich sah dem Ordner seitlich an, dass er mengenweise Fotos enthielt. Augenblicklich durchströmte mich eine Aufregung ob der Dinge, die mich erwarteten. Mary musste mich trotz ihres Abscheus gegen diesen Mann hier angekündigt und ihm erzählt haben, was ich von ihm wollte. Nervös setzte ich mich und schlug den Ordner auf …
    Zu was für einem schrecklichen Ort die

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