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Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
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sogar ein eigenes Badezimmer mit weichen Handtüchern. Nichts ähnelte der schäbigen Absteige, mit der sich Lovecrafts Charakter hatte zufriedengeben müssen. Im Badezimmer lagen sogar brandneue Stücke einer Luxusseife, der besten, die es landesweit zu kaufen gab. Ebenso beeindruckt war ich von dem Radio, das mir hier zur Verfügung stand; es war ähnlich – wenn auch nicht ganz so – gut, wie das kostspieligere Modell, das ich in Providence stehen hatte. Durch die Fenster mit Metallrahmen hatte ich Blick auf den seewärtigen Hang und somit eine formidable Aussicht. Wenn mich überhaupt irgendetwas störte, dann war es die Tatsache, dass hier alles neu war. Das ganze Gebäude fühlte sich irgendwie unbenutzt an, als wäre es nur eine Fassade und erweckte den Anschein von Wohlstand, der eigentlich gar nicht existierte.
    Was für ein absurder Gedanke!
    Als ich das Zimmer verließ, erhaschte ich einen Blick auf ein Zimmermädchen, das gerade ein anderes Zimmer verließ, allerdings schob es nicht den erwarteten einen Wagen voller Besen und Laken vor sich her, sondern schleppte einen Koffer. Die Frau konnte kein Gast sein, da ihre Kleidung keine Trugschlüsse hinsichtlich ihrer Aufgaben hier zuließ. Das ganze Szenario kam mir seltsam vor, doch was mich am meisten besorgte, war ihr offensichtlichstes Merkmal.
    Sie war schwanger.
    »Miss!«, rief ich und eilte zu ihr. »Sie dürfen in Ihrem Zustand doch nicht so schwer tragen! Lassen Sie mich das nehmen.«
    Als ich sie direkt ansprach, wurde ich mit einem Lächeln in ihrem anmutigen, jugendlichen Gesicht, das von üppigen Locken umrahmt war, belohnt. Ein weniger feinfühliger Mensch hätte sie als einen von Garrets »Hinguckern« bezeichnet. Ihre wohlgeformten Beine bogen sich, als sie den Koffer hochhob, während die Schwangerschaft bei ihr – ebenso wie bei der Frau auf der Straße – den Busen auf Dimensionen gesteigert hatte, die selbst der standhafteste Gentleman nur ungeniert anstarren konnte.
    »Oh, das ist sehr nett von Ihnen, Sir, aber der ist überhaupt nicht schwer«, erwiderte sie freundlich.
    »Ich bestehe darauf. Sie erwarten ein Kind und sollten wirklich nicht …«
    »Also wirklich, Sir.« Sie kicherte amüsiert. »Der Koffer ist federleicht. Und mein Arzt hat gesagt, dass leichte Übungen gut für das Baby wären.«
    Dagegen konnte ich nichts mehr sagen. Auch wenn sie schwanger war, wirkte sie ausgesprochen gesund und agil auf mich. Sie konnte nicht viel älter als zwanzig sein, und ich schätzte, dass die Geburt nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Seltsamerweise fühlte ich mich in ihrer Gegenwart irgendwie jünger, was vermutlich ebenso ihrem Lächeln, ihrem Geschlecht und ihrer Jugend zu verdanken war. Mir wurde klar, was sie symbolisierte: Vitalität, einen strahlenden jungen Menschen, der weiteres Leben hervorbringen würde … All das rief mir die fehlende Produktivität meiner eigenen, selbstzufriedenen Existenz ins Bewusstsein. Auf einmal rasten die Gedanken in meinem Kopf, bemüht darum, das Gespräch aufrechtzuerhalten, und sei es auch nur, um sich einige Augenblicke länger in ihrer Nähe aufhalten zu können.
    »Ein Bekannter, Mr. Garret, sucht seinen Freund, einen Leonard Poynter. Allem Anschein nach hat er sich hier ebenfalls ein Zimmer genommen. Sind Sie ihm zufälligerweise begegnet?«
    Trotz ihrer Jugend und Schönheit wirkten die Augen des Zimmermädchens auf einmal sehr müde. »Nein, tut mir leid, Sir«, erwiderte sie, wobei sie jetzt deutlich schneller sprach. Ihre vollen Lippen glänzten. »Es steht mir auch nicht zu, die Namen der Gäste zu erfahren.«
    »Oh, verstehe«, erwiderte ich und überlegte, was ich noch sagen konnte. »Wie ist Ihre Meinung über die Küche des Restaurants auf der anderen Straßenseite, Miss? Ich habe vor, mich dort später mit Mr. Garret zu treffen.«
    »Oh, das Wraxall’s ist ziemlich gut, und das Karwell’s macht um zwanzig Uhr auf, da kann man seit der Aufhebung der Prohibition wieder etwas trinken. Die Leute da sind nett. Unsere kleine Stadt sieht nicht sehr groß aus, aber viele gute Leute, Arbeiter und Vertreter, kommen auf dem Weg in größere Städte hier vorbei.«
    »Freut mich, das zu hören, und die Stadt ist wirklich sehr schön …«
    »Ich muss jetzt aber wirklich gehen, Sir«, warf sie ein. »Es war angenehm, mit Ihnen zu plaudern.«
    »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite …«
    Ich beobachtete ihren Abgang mit einem niedergeschlagenen Lächeln und konnte mich des
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