Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
aufheulender Motor, und als ich mich umdrehte, rumpelte ein großer Lastwagen an mir vorbei, an dessen Türen IPSWICH FISH CO. stand. Er fuhr offensichtlich gen Norden in Richtung seiner Heimatstadt. Der Wagen war hoch mit gekühlten Fischen beladen, was ich erkennen konnte, als er vorbeifuhr. Die Anomalie sprang mir sofort ins Auge: Warum sollte ein großer Fischereibetrieb aus Ipswich Fische in Olmstead kaufen? Es sollte andersherum sein, oder nicht? Olmstead kam mir nicht groß oder wichtig genug vor, um mit den bedeutenden Fischereibetrieben mithalten zu können, und außerdem hatte ich in der Zeitung gelesen, dass die Fischerei in diesem Teil von Massachusetts aufgrund der vom Großen Sturm verursachten Turbulenzen sowie der Versalzung der Flüsse durch die sommerliche Dürreperiode drastisch in Mitleidenschaft gezogen worden war.
    Als mir von hinten ein Finger auf die Schulter tippte, zuckte ich zusammen und drehte mich ruckartig um. In eine Arbeitsschürze und ein Baumwollkleid gehüllt stand eine junge, nicht gerade groß gewachsene Frau mit hellen Augen lächelnd vor mir, die kaum älter als dreißig sein konnte. Sie strahlte ob ihrer Schönheit noch stärker als das Zimmermädchen, und nicht einmal die klobigen Arbeitsstiefel und das unvorteilhafte Haarnetz konnten sie verunstalten. Ihre Haare unter dem Netz schienen karamellblond zu sein. »Kommen Sie doch auf ein Eis herein, Sir. Es kostet nur fünf Cent, und wir stellen es ganz frisch her. Sehen Sie, wir haben sogar eine eigene Maschine dafür.«
    Sie schien diese Worte mit einem überschwänglichen Stolz auszusprechen, und ich war schier sprachlos, als sie einfach meine Hand ergriff und mich in das Geschäft führte, das ich nun als Baxters Gemischtwarenladen und Postbüro identifizierte, wie auf dem Fensterglas geschrieben stand.
    Die Glocke läutete, als wir durch die Tür gingen. »Mein Name ist Mary Simpson, Sir«, teilte sie mir strahlend mit, bevor sie hinter den Tresen eilte. »Ich vermute, dass Sie nur auf der Durchreise sind, aber Sie müssen unser Eis probieren.«
    Meine Belustigung wurde durch ihr gutes Aussehen nur weiter intensiviert. »Schokolade, bitte. Ich bin Foster Morley, Miss Simpson, und Sie haben recht, dass ich nur auf der Durchreise bin. Ich mache gewissermaßen eine Rundreise, um neue Orte zu entdecken und dergleichen. Außerdem bin ich ein eifriger Leser. Doch ich habe vor, wenigstens einige Tage zu bleiben, und mir daher ein Zimmer im Hilman gemietet.«
    »Oh, gut. Das ist jetzt ein schönes Motel, schön wie alles andere seit dem Wiederaufbau.«
    »Hm, ja, das hat mir der Rezeptionist auch erzählt …« Auf einmal erstarrte ich entgeistert: Nun, da ich der Frau direkt gegenüberstand, konnte ich erkennen, dass die gut aussehende und übersprudelnde Miss Simpson nicht nur sehr attraktiv und sehr großbusig, sondern auch sehr schwanger war. Das war anhand der deutlichen Wölbung ihrer Schürze nicht zu übersehen. »Ich finde Olmstead höchst interessant«, fuhr ich fort. »Der Ort ist ein leuchtendes Beispiel für Präsident Roosevelts Wiederaufbauprogramm.«
    »Oh ja, Sir. Olmstead war vorher kaum lebenswert. Aber jetzt haben wir überall neue Gebäude, eine neue Bücherei, einen neuen Lagerhausbezirk und eine Feuerwehr. Es gibt sogar eine Eisfabrik am Ufer, wie in den großen Häfen.«
    »Zufälligerweise habe ich gerade eben erst einen Lastwagen voller eingefrorener Fische gesehen, der nach Ipswich unterwegs war. Dann darf ich davon ausgehen, dass die Fischerei hier noch gut läuft?«
    Sie reichte mir eine Schüssel und einen Löffel. »Es lief nie besser, Sir …«
    »Bitte nennen Sie mich Foster, Mary, und bitte erlauben Sie mir, Ihnen ebenfalls ein Eis auszugeben.«
    Meine Großzügigkeit schien sie zu erfreuen. »Vielen Dank, Sir … äh, Foster.« Dann bereitete sie sich selbst ebenfalls eine Schüssel zu. »Aber die Fischerei ist tatsächlich der Rückhalt der Stadt. Wir verkaufen unseren Fisch an viele Städte, sogar bis nach Boston, während wir in der Vergangenheit immer Fisch kaufen mussten, wenn wir welchen essen wollten. Die Fischerei läuft hier besser als überall sonst. In Olmstead merkt man kaum etwas von der Rezession.«
    Da sie es ausgesprochen hatte, viel es mir auf einmal auch wie Schuppen von den Augen: Ich hatte seit meiner Ankunft nur saubere Straßen, schmucke Gebäude und lächelnde Menschen gesehen, keine entmutigten Leute, die sich für Brot anstellten, keinen herumliegenden Abfall und auch keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher