Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Innswich Horror (German Edition)

Innswich Horror (German Edition)

Titel: Innswich Horror (German Edition)
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
heute Abend zusammen speisen? Falls ich Ihren Freund zufällig treffen sollte, werde ich ihn mitbringen. Sagen wir um neunzehn Uhr?«
    »Eine großartige Idee, Mr. Morley …«
    »Nennen Sie mich Foster, bitte. Und wo finden wir ein passendes Restaurant?«
    Erneut deutete er auf die andere Straßenseite, dieses Mal auf ein kleines Restaurant, das mir zuvor schon aufgefallen war, Wraxall’s Eatery. »Es ist nicht übel, und da gibt es große Portionen zu einem kleinen Preis.«
    »Gut. Dann bis heute Abend.«
    Garret ging davon, und seine Schritte wirkten irgendwie angeregter, nun, da er einen »normalen« Vertrauten hatte. Ich verspürte hingegen erneut den Drang, meiner Lovecraft-Obsession nachzugehen. Die Stadt sah zwar nicht nach dem Innsmouth des Meisters aus, aber möglicherweise ließen sich ja winzige Erinnerungsbruchstücke in irgendwelchen Details entdecken?
    Ich holte meinen kleinen Handkoffer aus dem Bus, und als ich auf die Straße zurückkehrte, stand der Fahrer mit finsterer Miene vor mir. Seinen Blick hätte man fast schon hasserfüllt nennen können. »Warum haben Sie Ihre Tasche geholt? Wir fahren jetzt weiter nach Salem. Sie wollen doch nicht etwa in Olmstead bleiben, oder?«
    »Doch, das möchte ich«, erklärte ich ihm. »Ich habe meine Meinung geändert und beschlossen, einige Tage hierzubleiben.«
    Anfänglich schien er protestieren zu wollen, als würde ihn diese Aussicht erzürnen. Schließlich war ich kein »Olmsteader«. In diesem Augenblick fiel mir auf, wie klein sein Mund erschien. Seine Lippen verzogen sich kaum merklich. »Wenn ich so darüber nachdenke, dann könnte Ihnen Olmstead tatsächlich gefallen.« Dabei breitete sich tatsächlich ein richtiges Lächeln aus. »Und Olmstead könnte Sie mögen.«
    Er stieg wieder in seinen Bus und fuhr mit einer Rauchfahne und lautem Geklapper davon.
    Olmstead könnte mich mögen?, sinnierte ich. Das war mir herzlich egal. Aber irgendetwas an diesem Ort hatte Lovecraft offensichtlich beeindruckt, sodass er einige Einzelheiten in seine erschütternde Geschichte über inzüchtige Fischersleute und einen Pseudokultschrecken eingearbeitet hatte.
    Wie in der Geschichte wirkte der mit einer Weste bekleidete ältere Rezeptionist im Hilman freundlich und durch und durch normal, und er vermietete mir nur zu gern ein Zimmer. Ohne groß nachzudenken, sprudelte aus mir heraus: »Ist Zimmer 428 zufälligerweise noch frei?«, da es sich dabei, wie scharfsinnige Leser wissen werden, um das Zimmer handelte, das Robert Olmstead in der Geschichte bewohnt hatte.
    »Sie sind schon einmal hier gewesen!« Der Mann, der mit einem unerkennbaren Akzent sprach, schien sich zu freuen. »Das kann nur bedeuten, dass es Ihnen hier gefallen hat. Seit dem Wiederaufbau sieht Olmstead recht schmuck aus, und hier gibt es einige Annehmlichkeiten.«
    Ich wollte seine Annahme nicht widerlegen, indem ich zugab, noch nie hier gewesen zu sein, sondern erkundigte mich stattdessen: »Seit dem Wiederaufbau?«
    »Ah, ja, Sir. 1930, ’31 ungefähr haben Regierungsfirmen all diese schönen, robusten Blockhäuser aufgestellt. Feuerfest, sturmfest, wie sie an vielen anderen Orten auch stehen. Als letzten September der große Sturm über uns niederging, waren danach keine Schäden an den Gebäuden festzustellen. Das Olmstead der Vergangenheit war ein trauriger Anblick. Nichts als eine verrottete Hafenstadt, die in sich selbst zusammenfiel. Gott möge Roosevelt und Garner segnen!«
    Das überraschte mich keineswegs. Kurz nach dem Zusammenbruch der Börsen ’28 hatte man die landesweite Wiederbeschäftigungskampagne ins Leben gerufen, bei der Tausende Arbeitsloser für einen Dollar pro Tag bei Bauprojekten beschäftigt wurden. Viele reparaturbedürftige Städte wurden auf diese Weise wieder aufgebaut. Angeregt durch diese neue Information glaubte ich, mir ziemlich gut vorstellen zu können, wie Olmstead vor diesem Wiederaufbau ausgesehen haben musste – das Stadtbild musste in etwa so ausgesehen haben, wie es Lovecraft seinen Lesern in Schatten über Innsmouth beschrieben hatte.
    Ich bin genau am richtigen Ort, dachte ich und war ob dieser Aussichten ganz aufgeregt. Gewiss mussten sich hinter dem neuen Antlitz von Olmstead noch einige Überreste des alten Stadtbilds verbergen, und ich war entschlossen, jeden noch so kleinen Riss aufzuspüren, der mich zu ihnen führen konnte.
    Zimmer 428 stellte sich als sehr angenehm heraus: Es war gut möbliert und mit einem neuen Bett ausgestattet, und es gab
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher