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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte
Autoren: Kerstin Hamann
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denken Sie hin!«, rief der Mann. »In der Nacht ist alles abgeschlossen. Wer hier rein will, muss am Haupttor klingeln und sich über die Gegensprechanlage bei mir melden. Tagsüber ist das Tor allerdings offen.«
    »Haben Sie auf den Überwachungskameras irgendetwas Ungewöhnliches beobachtet?«
    »Nein, es war bis zur Störmeldung absolut langweilig. Mir ist nichts aufgefallen, allerdings kann ich nicht alle Monitore gleichzeitig überwachen.«
    »Wir werden die Aufzeichnungen später sichten.«
    Die Tür ging auf und Georgia trat ein. Zielstrebig ging sie auf Werner Hagedorn zu. Der erhob sich, woraufhin seine Chefin ihn kurzerhand in den Arm nahm.
    »Geht’s ein bisschen besser?«, fragte sie und blickte ihm aufmerksam in die Augen, die sich mit Tränen füllten. Er konnte nicht antworten. »Schon gut. Setzen Sie sich wieder.« Zu Martin gewandt meinte sie: »Kann er nicht nach Hause gehen?«
    »Ja, ich denke schon.«
    Man sah Werner Hagedorn an, wie erleichtert er war. Er verabschiedete sich von allen und verließ die Anlage.
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns jetzt ein paar Fragen beantworten könnten.« Martin deutete Georgia an, Platz zu nehmen.
    »Natürlich!«, sagte sie bereitwillig. »Was wollen Sie wissen?« Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen Drehstuhl und rollte ein Stück auf ihn zu.
    »Was glauben Sie, wie die Leiche in dieses Pumpwerk gekommen ist?«
    »Eigentlich ist das nur durch den Kanal möglich. Sicher könnte man einen Körper auch direkt auf die Schnecke legen, aber dazu müsste man auf das Gelände und das ist unbemerkt seit einem halben Jahr nicht mehr möglich. Wenn es Herrn Hagedorn nicht sofort aufgefallen ist, würde man es spätestens auf der Videoüberwachung sehen.«
    »Was war vor einem halben Jahr?«
    »Wir hatten hier einen Einbruch«, erklärte Georgia. »Wir haben ein großes Loch im Zaun gefunden, aber der Anlage fehlte weiter nichts. Purer Vandalismus, wenn Sie mich fragen.«
    »Dieses Loch ist repariert worden?«
    »Selbstverständlich!« An der Art, wie sie das sagte, erkannte Martin erneut, dass diese Frau ihre Arbeit sehr ernst nahm.
    »Warum war auf den Überwachungskameras nichts zu sehen?«, wunderte sich Martin.
    »Zu der Zeit hatten wir nur vereinzelt Videoüberwachung. Nach dem Zwischenfall wurden zusätzliche Kameras angebracht, die durch Bewegungsmelder aktiviert werden. Vor allem an den schlecht einsehbaren Stellen.«
    »Um nochmal auf den Kanal zurückzukommen. Sie glauben also, man könnte einen Menschen von irgendwo außerhalb in den Kanal werfen und er käme zwangsläufig hier bei Ihnen an?«
    »Im Augenblick schon. Es hat viel geregnet und die Kanäle führen ziemlich viel Wasser. Da werden Feststoffe umso leichter mitgespült und landen hier im Sammler, direkt vor dem Schneckenpumpwerk.«
    »Könnte so etwas Großes wie ein Körper nicht irgendwo im Kanal stecken bleiben?«
    Georgia schüttelte den Kopf. »Sie kennen die Kanaldimensionen nicht. Wir haben zwei Kanalsysteme, die bei uns einlaufen. Der Ostkanal ist mit einem Durchmesser von vier Metern etwas kleiner als der Westkanal. Der ist so groß, dass ein LKW durchfahren könnte.« Sie wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. »Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Leiche … Mein Gott, hört sich das schrecklich an.« Sie schwieg einen Moment und legte die Hand vor den Mund, ehe sie weitersprach. »Also, dass sie durch den Ostkanal gekommen ist.«
    »Warum?« Martin beugte sich neugierig nach vorn.
    »Weil dort aufgrund des derzeitigen Wasserstandes diese schmalen Wege rechts und links der Trockenwetterrinne überflutet sind. Wenn man jemanden von der Straße aus hineinwirft, fällt er sofort ins Wasser. Im großen Kanal könnte er womöglich an der Seite liegenbleiben oder man muss in den Schacht absteigen, um sicherzugehen, dass er im Wasser mitschwimmt. Das ist natürlich auch möglich, aber ziemlich umständlich.«
    Martin dachte sofort an den Hund. Wenn es tatsächlich so war, wie Frau Galanis sagte, könnte vielleicht der Hund den entsprechenden Schacht aufspüren, in den die Leiche geworfen worden war.
    »Können Sie uns bitte erklären, wie dieses Schneckenpumpwerk arbeitet?«, bat Michael.
    »Also«, begann Frau Galanis. »Dieses Pumpwerk besteht aus vier motorgetriebenen Schneckenpumpen. Zwei kleinere für Trockenwetter und zwei größere für den Regenwetterfall. Hier in der Kläranlage wird das Abwasser, das aus dem Kanal im Pumpwerkschacht ankommt, durch die
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