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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte
Autoren: Kerstin Hamann
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ich wieder mit einem normalen Ablauf rechnen kann.«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber wir werden Sie auf dem Laufenden halten. Inzwischen machen Sie mir bitte die Liste fertig. Ich warte draußen.«
    Die Männer verließen das Gebäude und während sie zu Paul und Dieter hinübergingen, sagte Martin: »Diese Frau Galanis ist eine sehr kompetente, sympathische Person.«
    »Galanis«, überlegte Michael. »Ob das Griechisch ist?«
    »Hört sich so an.«
    »Dann schicken die Griechen jemanden, um die Erfindung ihres alten Archimedes zu überwachen? Erstaunlich!«
    »Frag sie«, schlug Martin vor und rief Paul zu sich. Er war immer noch recht blass um die Nase und Martin entschied, ihn zurück ins Präsidium zu schicken und mit einer anderen Aufgabe zu betrauen. Hier konnte er im Augenblick nicht mehr viel tun.
    »Du fährst ins Büro und überprüfst alle Vermisstenanzeigen. Ich will sie haben, wenn die Leiche identifiziert ist.«
    Paul wusste, dass das ein Vorwand war, um ihn hier wegzubringen. Denn eine Überprüfung der Vermisstenanzeigen machte zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht wirklich Sinn und wäre im Bedarfsfalle auf Knopfdruck verfügbar. Aber er sagte nichts und machte sich dankbar auf den Weg.
    »Martin«, rief Dieter. »Dr. Stieber ist da drüben.« Er deutete auf einen etwa fünfzigjährigen, dunkelhaarigen Mann, der die Treppe neben dem Schneckenpumpwerk herunterkam. Dr. Stieber war der zuständige Rechtsmediziner, mit dem Martin seit Jahren immer wieder zusammenarbeitete. Ein kompetenter, engagierter Arzt, wie er fand. Mit seinem breiten, freundlichen Gesicht kam er auf Martin zu.
    »Hallo, Doktor«, begrüßte ihn der Kommissar.
    »Tag, Sandor. Na, Sie servieren mir ja schöne Leichen zum Frühstück.«
    »Ich tu, was ich kann.« Martin zuckte mit den Schultern und schenkte dem Mediziner ein müdes Lächeln.
    »Sie wollen von mir jetzt aber nichts über Todeszeitpunkt und -ursache wissen, oder?«
    »Am liebsten schon, aber ich befürchte, dass die Ihnen servierten Häppchen erst einer genaueren Betrachtung unterzogen werden müssen.«
    »Ganz recht. Und das kann ein bisschen dauern. Das Einzige, was ich jetzt schon sagen kann, ist, dass die Leiche männlich ist.« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe selten so was gesehen.«
    »Wann kann ich mit Ihrem Bericht rechnen?«
    »Wenn Sie Glück haben morgen Nachmittag, aber das ist davon abhängig, was mir die Spurensicherung liefert und ob mein neuer Assistent zur Verfügung steht. Ich habe seit einer Woche junges, unverbrauchtes Frischfleisch an meiner Seite, das mit Forscherdrang und Jagdfieber gesegnet ist und voller Ehrgeiz, Todesfälle durch Erkunden der leiblichen Hüllen aufzuklären, immer in der Hoffnung, am Ende als Held dazustehen.«
    Die Umschreibung von Stiebers Assistenten entlockte Martin ein Lächeln. »Na, wenn er so ehrgeizig ist, wird er sich einen so spektakulären Fall nicht entgehen lassen.«
    »Wahrscheinlich!« Stieber nickte. »Ich melde mich, sowie ich was für Sie habe.«
    Damit war der Arzt auch schon auf dem Weg in die Rechtsmedizin.

3
     
    »Ich könnte eine heiße Dusche gebrauchen«, sagte Martin und ließ sich auf seinen Stuhl im Präsidium fallen.
    »Vielleicht tut’s auch ein heißer Kaffee.« Paul, der inzwischen wieder seine normale Gesichtsfarbe angenommen hatte, schob ihm eine dampfende Tasse zu.
    »Ja, das ist auch nicht schlecht, danke.« Martin griff danach und wärmte sich die Hände daran. Er war völlig durchgefroren, genau wie Dieter und Michael, die von Paul ebenfalls mit Kaffee versorgt wurden. Fünf Stunden hatten sie in der Kläranlage zugebracht, zumeist draußen. Zur äußeren Kälte kam ein inneres Frösteln dazu, das sich weder mit Kaffee noch mit einer Dusche wegspülen ließ. Die schrecklichen Bilder hatte jeder von ihnen vor Augen und würde sie auch so schnell nicht loswerden.
    Martin veranlasste eine Besprechung, nachdem er Egon Milster, seinen Chef und Leiter der Kriminaldirektion Wiesbaden, über den Fall informiert hatte. Es wurde eine Sonderkommission, die Soko »Klärwerk«, gebildet und alle anfallenden Arbeiten und Vorgehensweisen besprochen. Unterstützung erhielt das Team des K11 von anderen Kommissariaten. Alleine war das Arbeitspensum in kurzer Zeit sonst nicht zu schaffen. Einige wurden mit der Sichtung der Videos aus den Überwachungskameras beauftragt, andere sollten die Befragung der Mitarbeiter der Kläranlage übernehmen. Martin wollte wissen, wo sie
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