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Innere Werte

Innere Werte

Titel: Innere Werte
Autoren: Kerstin Hamann
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von sich gab. »Magdalena Christ!« Er hielt Martin die Liste hin und zeigte auf den Namen. Der sah ihn fragend an. »Mensch, das ist doch die Sekretärin vom Wellner.«
    »Du hast recht! Verdammt gut aufgepasst«, lobte Martin und folgte der Zeile auf dem Papier bis zur Adresse. »Neuköllnerstraße vierzehn in Erbenheim.« Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und versuchte, die Telefonnummer von Magdalena Christ herauszufinden. Der Computer meldete ihm nur eine Nummer in Wiesbaden. Die tippte Martin sofort ins Telefon, während Paul schon damit beschäftigt war, die Adresse bei Google Earth einzugeben.
    »Christ hier«, meldete sich eine Stimme, bei der Martin sofort das Bild der Frau vor Augen hatte. Er fragte sie nach dem Grundstück in Erbenheim und erfuhr, dass dort ein Einfamilienhaus stand, das sie von ihrem Bruder vor neun Jahren geerbt hatte. Sie hatte es an die Schwester von Dr. Stadler vermietet. Weiter berichtete sie, dass es seitdem keinerlei Probleme, weder mit dem Haus, noch mit der Mieterin, gegeben habe. Dr. Stadler habe sich immer um alles gekümmert.
    Martin bedankte sich und drückte das Gespräch weg.
    »Alles klar! Das muss es sein.« Er setzte die Kollegen in Kenntnis.
    »Diese Neuköllnerstraße ist eine Sackgasse«, sagte Paul aufgeregt. »Und die Nummer vierzehn ist das Haus direkt am Wendehammer, quasi auf der Rückseite von der Stelle, wo wir die Handys gefunden haben.«
    »Mein Gott! Wir standen praktisch genau davor?«
    »So sieht’s aus.«
    »Dann los.«
     
    Martin, seine Männer sowie ein Spezialeinsatzkommando trafen fünfzehn Minuten später in der Neuköllnerstraße ein. Das Blaulicht und die Sirene hatten sie schon weit vor ihrem Ziel ausgeschaltet, um die Aufmerksamkeit nicht sofort auf sich zu ziehen und die Opfer nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
    Die Männer vom Spezialeinsatzkommando hatten innerhalb weniger Minuten die Haustür relativ geräuschlos öffnen können. Mit gezogenen Waffen sicherten sie zunächst das Erdgeschoss, während Paul und Dieter den Keller samt Tiefgarage prüften. Als sie die Wagen von Wellner und Wolff entdeckten, war anzunehmen, dass die beiden noch im Haus waren. Martin und Michael stiegen die Treppe zum ersten Stock hoch. Noch bevor sie die Etage erreichten, hörten sie Stimmen. Sofort blieben sie stehen und lauschten.
    »Nun komm schon!«, hörten sie jemanden rufen. Dann folgte lautes Geschepper.
    Martin hatte keine Angst, Tobias entgegenzutreten. Instinktiv wusste er, dass der Junge ihm nichts tun würde. Dennoch verspürte er große Angst vor dem, was er vielleicht gleich zu sehen bekam.
    Zwei Männer vom SEK waren zu ihnen getreten. Gemeinsam schlichen sie weiter und verteilten sich im Flur.
    »Nein!«, schrie wieder jemand, verbunden mit lautem Schluchzen. Martin gab den anderen Zeichen, dass er jetzt die Tür öffnen würde. Langsam drückte er die Klinke herunter, doch die Tür war verriegelt. Wieder gaben sie sich Zeichen und einer der SEK-Leute schoss das Schloss auf. Martin trat gegen die Tür. Sofort erfassten sie die Szene, die durch die OP-Licht-Beleuchtung wie unwirklich schien. Delia Wolff stand am OP-Tisch, auf dem Steffen Wellner lag. Ihr Gesicht war blutverschmiert und tränenüberströmt. Sie hielt einen Defibrilator in der Hand. Erschrocken starrte sie die Männer an, bis sie realisierte, dass hier die Retter im Anmarsch waren. Dann sank sie in sich zusammen. Die Pads fielen ihr aus der Hand und baumelten am Kabel, während Wellner reglos auf dem Tisch lag. Martin rief sofort den Notarztwagen. Michael kümmerte sich um Delia, die er in die stabile Seitenlage legte. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Martin«, rief er und winkte ihn zu sich. »Hier, schau mal!« Er deutete auf ihre Wangen. Martin ging in die Hocke und betrachtete ihre blutigen Wunden. Auf der rechten Wange prangte ein T und auf der linken ein S . Beides tief eingeritzt.
    »Hier hat sich Tobias für alle Zeiten verewigt«, sagte Michael, während Paul und Dieter angerannt kamen.
    »Ist er tot?«, fragte Paul und deutete auf Wellner. Martin zuckte mit den Schultern.
    Dieter trat an den OP-Tisch, wo ein SEK-Mann gerade mit Wiederbelebungsversuchen begonnen hatte, die der eintreffende Notarzt fünf Minuten später übernahm.
    »Das habe ich auch noch nicht erlebt«, staunte der. »Hier ist das ganze Equipment, um Leben zu retten, schon vorhanden.«
    Martin schenkte ihm ein müdes Lächeln und dachte an all diejenigen, die an diesem Ort ihre Niere
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