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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen
Autoren: Vampira VA
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italienischen Domizil eine Erschütterung der Zeit wahrnahm, deren seismische Gewalt ihn in einer Stärke traf, für die es im Grunde nur eine einzige Erklärung gab:
    ER war - endlich - angekommen!
    ER, die Ausgeburt des Satans, die ein Vierteljahrhundert zuvor durch ein von »Lydia« erschaffenen Riß in die Zukunft katapultiert worden war, um ihren ärgsten Verfolgern zu entfliehen! 5
    Damals, 1635, war auch Lilena in diesem Zeitriß verschwunden und galt seither als verschollen. Nicht einmal Lydia selbst, die Frau mit der Gabe, die Zeit zu manipulieren, hatte bestimmen können, wie weit sie die zyklopische Satansgestalt letztlich transportiert hatte.
    Nicht einmal der Ort, der den Teufel - und Lilena - wieder ausspucken würde, war sicher. Salvat wußte um die Natur der Zeit -mehr als alle Wissenschaft. Zeit existierte überall in diesem Kosmos in derselben Qualität und gleichzeitig. Zwar gab es Kriterien, die das Wiedererscheinen des Teufels beeinflußten, aber niemand konnte vorhersagen, welche in diesem Fall entscheidend sein würde, um ihn wieder in den normalen Zeitfluß einzugliedern.
    Anderenfalls hätte es genügt, den Ort seines Verschwindens unter ständiger Aufsicht zu halten. Aber dort im Frankenreich, im grenznahen Gebiet zu Deutschland, war er nie wieder gesichtet worden, denn natürlich hatte Salvat auch für diese Eventualität Vorsorge getroffen und Beobachter angesiedelt .
    Nein, die erste vielversprechende Spur nach diesem Vierteljahrhundert des Wartens lenkte Salvats Aufmerksamkeit auf einen Schauplatz Hunderte Kilometer von Frankreich entfernt.
    Als »Epizentrum« des Zeitbebens ermittelte er England.
    London.
    Ohne Zögern begab er sich selbst dorthin und entsandte auch eine schlagkräftige Armee jener Illuminaten auf die Insel, die er seit dem Versagen der Bruderschaft in Heidelberg rekrutiert und ausgebildet hatte.
    Illuminaten mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, an deren Spitze Tobias Stifter gestanden hatte. Er war der erste von vielen gewesen, die den neuen Charakter der Bruderschaft mitgeprägt hatten. Zuvor hatte Salvat einfach nur willensstarke, vom Kampf gegen das Böse überzeugte Anhänger um sich geschart. Aber die Lehre, die er aus der Schlappe in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg gezogen hatte, war die, daß Entschlußkraft und die Bereitschaft, weder Tod noch Teufel zu fürchten, zu wenig war, um die Inkarnationen, in denen das Böse von Zeit zu Zeit auf Erden wandelte und seine Saat ausbrachte, endlich vernichtend zu schlagen.
    Denn darauf kam es an: die Macht, die hinter den Gesichtern des Teufels steckte, so empfindlich zu schwächen, daß sie auf lange Sicht an Übergriffen auf das Diesseits gehindert wurde ...
    Salvats Enttäuschung war riesengroß gewesen, als seine Anhänger und er in London zwar Hinweise auf die Ankunft Satans fanden -der »Gestank«, der dieser Stadt anhaftete, hatte sämtliche Vampire vertrieben -, aber nicht den Teufel selbst! Dieser blieb, trotz intensiver Suche, verschwunden!
    Und erst fünf Jahre später, am 13. Mai 1665, schürte eine erneute, noch mächtigere Erschütterung der Zeit den Verdacht in Salvat, daß der Teufel Silvester '59 zwar versucht hatte zu materialisieren, daß ihm dies aber aus unbekannten Gründen nicht gelungen war.
    London war seit dem ersten Zeitbeben eine feste Größe im Bemühen der Illuminati, das gestaltgewordene Böse ausfindig zu machen. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis Angehörige der Bruderschaft das diesmalige, exakte Epizentrum aufgesucht hatten. Es war ein Haus in der Pudding Lane, gleich neben der Königlichen Backstube.
    Die Dachwohnung dieses Hauses war von einer Mutter und ihrer Tochter bewohnt gewesen, nun aber verlassen. Wie die Recherchen ergaben, war die Frau inzwischen in ein Heim für Geisteskranke gebracht worden; über den Verbleib der Tochter wußte niemand etwas. Die Mutter jedenfalls war etwa zur selben Stunde übergeschnappt, als Salvat jene zweite Erschütterung der Zeit wahrgenommen hatte.
    Er nahm sich ihrer nach seinem Eintreffen in London persönlich an, denn wie Jahre zuvor gab es auch diesmal keine Anhaltspunkte auf den Verbleib des Teufels. Hatte er sich wieder nur flüchtig materialisiert und war danach erneut in der Zeit weitergewandert? Wie weit konnten ihn Lydias Kräfte noch befördert haben .?
    Salvat besuchte die mutmaßliche Zeugin der Materialisation in einem heruntergekommenen Haus, dessen Bewohner wie Aussatz und Abschaum behandelt wurden. Sie standen unter
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