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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Autoren: Piers Anthony
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außerhalb der Reichweite der Greife. Dort standen
Fernsehkameras und ein magischer Spiegel. Die Welt sah zu - oder zumindest jener kleine Teil, der
sich die Mühe machte, diese Rücktrittsrede anzuhören. Die meisten Leute interessierten sich
wahrscheinlich ohnehin eher für Lunas Schönheit als für ihre politischen Pläne.
Luna trat vor, in den Brennpunkt der Medien. In diesem Jahr benutzte man noch mechanische
Mikrophone, um den Ton aufzunehmen. »Bevor ich etwas sage, will mein Freund Chronos noch zu Ihnen
sprechen«, sagte sie.
»He, was ist das denn?« protestierte ein Mann und drängte sich vor. Seine Augen brannten vom
inneren Feuer der Besessenen - ein Agent Satans. »Wir sind nur gekommen, um zu hören, wie die
Hure endlich Fersengeld gibt!«
In kalter Wut trat Thanatos vor, doch Norton war schneller. Er hielt dem Besessenen die Sanduhr
ins Gesicht, und der Mann stürzte benommen zurück.
»Die Diener Satans haben dieser prachtvollen Frau Unrecht angetan«, sagte Norton. »Nun werde ich
Ihnen zeigen, wie Ihre Zukunft aussehen wird, wenn dieses Unrecht bestehen bleibt.«
Er ließ den Sand durchsichtig werden und in Aktion treten, wobei die ganze Welt umspannt wurde.
Er spürte, wie die gewaltige Kraft durch die Sanduhr strömte, wie die schwächste Kraft zur
stärksten wurde.
Physikalisch änderte sich nichts; dies war lediglich eine Magie des Geistes.
Ein Raunen wurde laut, als die Wirkung einsetzte.
Plötzlich wich ein Kameramann zurück und ließ seine Kamera fallen. »Ich werde sterben!« schrie
er.
»Nächstes Jahr, während ich eine Geiselnahme aufnehme, eine explodierende Bombe - ich kann
mich genau daran erinnern! Ich will hier raus!«
Eine Reporterin drehte sich um und verpaßte einem Nachrichtenredakteur eine Ohrfeige. »Wegen
dieser Schlampe läßt du mich sitzen!« schrie sie zornig. »Na, diese Nacht kannst du dir
abschminken, du falsches Stück!«
Der Redakteur konnte es nicht leugnen, denn auch er erinnerte sich daran. Tatsächlich wirkte er
sehr gedankenverloren, während er seine Zukunft betrachtete. »AIDS?« fragte er verwirrt und
entsetzt. »Ich? Aber ich gehöre doch gar nicht zu dieser Gruppe!«
»Die Schlampe vielleicht«, meinte der Fahrer neben ihm. »Das Zeug breitet sich verdammt schnell
aus, jetzt, da es aus den Randgruppen heraus ist. Mein Onkel bekommt es auch und wird sterben...«
Er brach ab, entsetzt, als er merkte, was er da sagte.
»Leukämie?« fragte ein anderer, der daneben stand.
»Wie kann ich mich daran erinnern, die zu bekommen, wenn das doch fünf Jahre in der Zukunft
liegt? Ich werde der Sache nachgehen und alles ändern, bevor das passiert!«
In wenigen Minuten war die Straße leer gefegt, da jeder, der der Rücktrittsrede beiwohnen wollte,
nur noch vor seiner eigenen Zukunft weglief. Jeder Mensch auf der Welt würde früher oder später
Qual und Tod erleben - und niemandem gefiel diese Aussicht. Alle versuchten, ihr Leben zu ändern,
um das Unheil abzuwenden, das sie voraussahen - und das führte tatsächlich auch zu Veränderungen,
auch in der Zukunft jener Menschen, mit denen sie zu tun hatten. Die Menschheit war in
Aufruhr.
Nun traf Satan persönlich ein. »Geben Sie nach, Chronos!« rief er, und anstelle seiner Zunge
zeigte sich Feuer in seinem Mund. »Ich wollte keinen Streit mit Ihnen!«
»In diesem Jahr nicht«, sagte Norton. Der Sand blieb durchsichtig. »Aber in einem zukünftigen
Jahr...«
»Sie erzeugen absolutes Chaos!« protestierte der Fürst des Bösen, und dabei stiegen Rauchwolken
von ihm auf.
Norton hob den Blick und sah über die Straße.
»Wirklich?«
»Es ist für niemanden möglich, jetzt noch zu funktionieren!«
»Auch für Sie nicht, Satan?« fragte Norton freundlich.
Langsam wurde ihm klar, welche Auswirkung seine Aktion hatte. Satans letztes Unheil brauchte sich
gar nicht innerhalb der nächsten achtzehn Jahre zu manifestieren; es genügte, die gewöhnlichen
Leben und Lieben und Tode der Menschen zu betrachten. Das plötzliche Wissen um Umstände und
Zeitpunkt des eigenen Mißgeschicks oder des Todes trieb den Durchschnittsmenschen in den
Wahnsinn. Der Schleier, der die Zukunft verhüllte, war tatsächlich ein Segen, und nun war er
zerfetzt worden.
»Ich bin ein Wesen, das für die Ordnung ist!« sagte Satan. »Ich habe Pläne...«
Norton sah ihn lediglich fragend an.
»Ich kann nichts erreichen, wenn die sich daran erinnern...«
Norton wartete.
»Was wollen Sie, Chronos?« fragte der Prinz des
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