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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Autoren: Piers Anthony
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ihn Ausdruck verliehen - aber war das auch gerechtfertigt?
Es spielte kaum eine Rolle, wie mächtig die Sanduhr war oder wie angreifbar Satan sein mochte -
wenn er nicht wußte, wie er seine Kraft gegen Satans Schwäche einsetzen konnte, was sollte sie
ihm dann nutzen?
Als er eintrat, meldete ihm der Butler einen Besucher.
Für die Müden gab es keine Rast! Es war Satan, das letzte Wesen, das er im Augenblick gerne
gesehen hätte. »Hau ab, Beelzebub!« fauchte er.
»Nun seien Sie mal nicht so, mein lieber Kollege«, sagte Satan würdevoll. »Ich habe eine
alternative Realität geschaut, in der wir eine höchst anregende Begegnung hatten. Nun ist es
vorbei, und es besteht kein Grund für Ressentiments. Wenn man mir eine Chance gibt, bin ich gar
kein so übler Bursche. Hier zum Beispiel ist ein Leckerchen für Sie.« Er winkte dem Fernseher,
der sich daraufhin anschaltete und eine Frau mit einem gesunden Baby zeigte.
Norton starrte auf das Bild. Orlene! Lebendig und wohlbehalten!
»In dieser Realität überlebt sie«, sagte Satan. »Da hat Gäa mehr aufgepaßt und sich geweigert,
diesem törichten Gespenst seinen Gefallen zu tun. Ihr Baby ist gesund und mag Sie, und es wird
überleben, um den Besitz zu erben. Das können Sie mit Leichtigkeit selbst überprüfen. Gehen Sie
zu ihr, sie liebt Sie.«
Mit diesen Worten öffnete Satan sein Anzugjackett und enthüllte eine große Leere. Diese dehnte
sich aus, als er die Revers weiter öffnete, bis nur noch seine beiden Hände übrigblieben, die das
Revers festhielten. Dann verschwanden auch diese, und Satan war fort.
Orlene! Nachdem Norton sie schon als verloren aufgegeben hatte - sie jetzt wiederzugewinnen!
Wieder Freude im Leben haben!
Dann fragte er sich, ob das recht war. Es stimmte, daß er sie liebte, sie liebte ihn, und ihr
Baby erwartete eine prächtige Zukunft. Doch tatsächlich wollte Satan ihn damit bestechen - er
sollte sich mit dieser Realität abfinden und dafür diese Belohnung erhalten. Und um welchen
Preis? Wenn er einwilligte, akzeptierte er Satans Sieg auf der Erde. Und weil er, Chronos,
unwissentlich Satan die Schaffung dieser Realität ermöglicht hatte, war er zu einem Diener des
Fürsten des Bösen geworden.
Er musterte Orlenes Bild auf dem Schirm, als sie ihrem Kind ein Lied sang. Wie sehr wünschte er
sich, mit ihr zu leben und glücklich zu sein! Doch konnte er so etwas annehmen - als Bezahlung
dafür, daß er das Böse unterstützte?
Er erhob sich, und die Augen begannen ihm zu schwimmen; ein ungreifbares und doch entsetzlich
schweres Gewicht lastete plötzlich auf ihm. »Verzeih mir, Orlene«, flüsterte er. »Ich kann
nicht.«
Der Fernseher schaltete sich aus. Sie war fort. Norton starrte auf den leeren Schirm und fühlte,
wie ihn die Trauer um das verlorene Glück überflutete. Er hatte geglaubt, daß er die Sache mit
Orlene bereits überwunden hätte, doch nun wußte er, daß er dies niemals tun würde. Und doch hatte
er sich ihr verweigert. Sein ganzes Leben lang würde er mit dem Wissen verbringen, daß er sie
hätte retten können und daß er es nicht getan hatte. Er hatte sie zur Qual und zum Tod verdammt.
Welch ein Preis!
Mit seiner Entscheidung setzte er voraus, daß er eine Möglichkeit fand, Satans Tat umzukehren.
Wollte er das jetzt wirklich noch? Zu wissen, was recht war, hieß nicht unbedingt, daß er auch
mit ganzem Herzen dafür kämpfen wollte. Doch selbst wenn er keine Möglichkeit fände und diese
gegenwärtige Realität blieb, würde er doch immer wissen, daß er die Frau, die er liebte, am Ende
zurückgestoßen hatte. Es blieb die Feststellung, daß sie ihm nicht das Wichtigste im Leben
gewesen war. Statt dessen hatte er sich für ein Prinzip entschieden.
Das Prinzip schmeckte wie Asche im Mund.
Satan hatte eine furchtbare Möglichkeit gefunden, ihn zu quälen! Er wußte genau, wie man die
Schwächen eines anderen ausnutzte.
Doch - warum hatte Satan sich diese Mühe gemacht?
Ganz sicher hatte der Fürst des Bösen schlimmere Dinge zu tun, als einen besiegten Gegner zu
quälen.
Satan mußte eine ganze Welt organisieren und auf seinen Sieg auf Erden vorbereiten, der in
wenigen Jahren stattfinden würde. Es ergab keinen Sinn, daß er sich mit Kleinigkeiten abgab, es
sei denn, daß er Norton keineswegs einfach nur zum Besten halten wollte.
Angenommen, das Bestechungsangebot war ernst gemeint - angenommen, daß es aus Satans Sicht der
Dinge ganz logisch und erforderlich war, um den Ausgang einer
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