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Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3

Titel: Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
Autoren: Piers Anthony
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zum Hahnrei zu machen?« wollte Norton wissen. »Ihre unberührte, treue Frau zu
verführen?«
»So ist das nicht, und das wissen Sie auch. Sie sind hier, um eine Dienstleistung zu
erbringen.«
»Ich dachte, ich wäre hier, um Ihnen einen Gefallen zu tun.«
»Das ist das gleiche. Wenn Sie es getan haben, können Sie gehen. Nur daß ich Ihnen dann noch
beibringen muß, wie man Drachen umbringt.«
»Na ja, Orlene ist jedenfalls kein Drache! Tatsache ist, daß sie ein wirklich nettes Persönchen
ist. Wenn Sie sich dazu entschließt... den... Gefallen nicht anzunehmen, werde ich ihn ihr nicht
aufzwingen.«
»Was glauben Sie wohl, wozu sie hier ist?« wollte Gawain wissen. »Sie ist schließlich auch
ein Gast meines Hauses!«
»Sie ist Ihre Frau!« rief Norton. »Sie hat jedes Recht, hier zu sein!«
»Nicht, wenn sie nichts produziert! Hören Sie, Norton, ich bin in diesem Zustand gefangen, bis
ich einen richtigen Erben habe. Sie ist es mir schuldig, ihn möglichst bald zustande zu
bringen.«
»Nun, warum haben Sie dann nicht irgendeine Schlampe geheiratet, die ihre Beine für jeden breit
macht, der sie nur ansieht? Warum wollen Sie dies einem netten Mädchen antun?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt«, erwiderte das Gespenst hitzig. »Es gibt gewisse Maßstäbe,
die es einzuhalten gilt. Unsere Familie ist von edler Abkunft.«
»Na ja, ich habe auch meine Maßstäbe einzuhalten... und sie auch.«
»Und außerdem habe ich mir sie nicht ausgesucht; das hat meine Familie für mich getan.
Die...«
Mitten im Satz verschwand das Gespenst. Norton sah sich erstaunt um und erblickte Orlene im
Türrahmen.
»Geht es Ihnen gut, Norton?« fragte sie besorgt. »Ich habe Sie rufen gehört...«
Und sie konnte das Gespenst nicht hören! Er würde aufpassen müssen. Er spürte, wie er errötete.
»Ich... ich nehme nicht an, daß Sie mir glauben würden, wenn ich Ihnen sagte, daß ich mich mit
einem Gespenst unterhalten habe?«
»Es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie nicht...«
»Dann nennen wir es eben einen Alptraum. Es tut mir leid, daß ich Sie gestört habe.«
Sie blickte ihn zweifelnd an. »Sie sind so ein guter Mann. Leiden Sie wirklich unter...«
Norton lachte, eine Spur zu herzhaft. »Woher wollen Sie wissen, daß ich ein guter Mann bin? Ich
bin ein ganz gewöhnlicher Mann, vielleicht sogar noch weniger, da ich im Leben noch nie sehr viel
Erfolg hatte. Nicht wie Sie!«
»Oh, nein! Ich bin ein Nichts!« protestierte sie. »Sie dagegen leuchten!«
Norton musterte sie. »Sie weigern sich zu glauben, daß ich Gespenster sehen kann, erwarten aber
von mir zu glauben, Sie könnten ein Leuchten erkennen? Zumal dann, wenn Gespenst und Leuchten
dasselbe sagen?«
Sie lächelte ein wenig schief. »Das ist wohl inkonsequent, aber es sind schon so viele Männer mit
Geschichten über das Gespenst meines Mannes zu mir gekommen, daß ich weiß, es ist nur ein krudes
Männerspiel. Ich würde gerne daran glauben, daß Sie anders sind.«
Norton fühlte sich ziemlich klein. »Ich habe das Gespenst tatsächlich gesehen... aber ich bin
nicht unbedingt mit dem einverstanden, was es gesagt hat.«
»Das Leuchten sehe ich sehr wohl«, sagte sie. »Aber ich...«
Sie lächelte. »Gute Nacht, Norton.«
»Gute Nacht, Orlene.«
Sie zog sich zurück und schloß die Tür.
Gawain erschien wieder. »Jetzt begreife ich das Problem«, sagte er. »Keiner von euch ist ein
Drachentöter; ihr mögt die Sache nicht direkt angehen. Aber wenn sie sagt, daß Sie leuchten, wird
sie Sie akzeptieren. Es ist nur eine Frage der Zeit. Sie brauchen lediglich hierzubleiben
und...«
»Und mich von einer Frau aushalten zu lassen«, beendete Norton den Satz für ihn. »Das fällt mir
schwer.«
»Verdammt noch mal, das hier ist schließlich mein Besitz!« fluchte Gawain. »Sie besitzt überhaupt
nichts. Es gehört alles mir. Sie wird nicht einmal erben; nur der Sohn, den sie austrägt, wird
das tun. Das weiß sie auch.«
»Angenommen, es ist eine Tochter?«
Das Gespenst blickte ihn verständnislos an. »Eine was?«
Langsam begann Norton zu begreifen, daß Gawains Ziele sich nicht unbedingt mit Orlenes deckten.
Er wollte den Besitz erhalten, sie wollte gut leben. Er wollte einen Sohn, der ihn beerben und
die Familie fortführen konnte; die Persönlichkeit dieses Sohnes stand für ihn nicht zur Debatte.
Sie wollte mit Sicherheit ein prachtvolles Kind, das ihr und Gawains Familie eine Freude wäre,
wie auch der Welt, eine Zierde des Besitzes. Ihm ging es
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