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Inhuman Fynomenon (Roman)

Inhuman Fynomenon (Roman)

Titel: Inhuman Fynomenon (Roman)
Autoren: Inka Mareila
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direkt ins Schwarze. Mickys weiße Fellkleckse würden aus der Dunkelheit deutlich herausstechen.
    Plötzlich zuckt Jana zusammen: Klägliches Winseln hallt durch leblose Baumstämme. Für Sekundenbruchteile flauen die Laute ab, machen eine kurze Pause. Jana lauscht elektrisiert, ruft zaghaft:
    „Micky?“  
    Da ertönt wieder Mickys Fiepen, diesmal laut und eindringlich, bis seine Echos schließlich ersterbend verhallen. Dann ist es wieder ruhig, unheimlich leise... Sofort reißt die junge Mutter ihren Buggy herum und sprintet panisch zurück, rennt so schnell sie kann.
    Jana überlegt nicht mehr, versäumt die Idee ohne ihren Wagen schneller zu sein... Panik regiert ihr Handeln. Jana ahnt „was“ Micky gefunden haben muss. Erneut tönt Gekreische links aus dem Unterholz - so klingt kein Tier, kein Hund!
    Wie konnte sie nur so dumm sein und nach ihm suchen? Jana steuert nach rechts, hetzt entlang der rechten Wegseite.
    Die rutschende Mütze stört sie jetzt und auch der dicke Schal; achtlos zerrt sie beides von ihrem überhitzen Körper. Ein gefährliches Manöver, wobei der Kinderwagen zu kippen droht. Joshua wird unsanft hin und her geworfen, er wimmert.
    „Mami bringt... uns heim... Engelchen“, keucht Jana von panischem Schrecken gepackt.  
    Der Jäger ist schon ganz nah, viel zu nah...
    Lockige Strähnen haften auf ihrem angstverzerrten, verschwitzten Gesicht, ihre Augen tränen. Sie ignoriert, dass stampfende Schritte hastig durch den Forst preschen. Zweige zittern, kräftige Äste krachen. Ein knochiger Schatten peitscht im Wald direkt neben ihr her. Sie sind auf einer Höhe...
    Jana wird nicht zur Seite schauen, sie will „ihn“ nicht sehen, misstraut ihren Augenwinkeln.
    „Ein großes Tier, nur ein Tier“, wagt sie sich in Todesangst einzureden. Auf einmal werden Laub und Steinchen auf ihre Seite gekickt, spritzen auf Joshuas Deckchen, gegen Janas Mantel, ihre Oberschenkel, Knie und Stiefel...  
    Da zuckt ein fleischfarbener „Blitz“ aus dem dunklen Waldrand; sprengt abrupt Janas Fluchtweg. Sie schreit laut auf, ist entstellt von blankem Entsetzen.
    Jana steht einer dürren Missgeburt gegenüber, die sich zwei Meter hoch vor ihr aufbäumt. Dreckige Zähne wuchern wild über Kinn und Oberlippe heraus, gelbe Augäpfel funkeln aus krebsroten, ledrigen Augenhöhlen und fixieren munter die begehrenswerte Beute.
    Bewegungen der deformierten Kreatur sind zäh und befremdlich, nahezu andächtig schreitet der Screecher auf Jana zu. Dabei legt er seinen Kopf schief. Schleim, der aus seiner verstümmelten Nase sickert, wirft winzige Blasen als er interessiert in Joshuas Richtung flehmt.
    Speicheltriefend beäugt er den Einjährigen und streckt ihn habsüchtig seine sehnigen Arme entgegen.
    „Nicht,... bitte nicht, bitte...“, wispert Jana heiser, außer Atem. Sie krallt sich an die Griffe des Wagens und weicht benommen zurück. Nacheinander, in kleinen Schritten, setzen ihre schwarzen Stiefel auf dem Boden auf. Janas Stimme flattert in ihren erregten Atemzügen mit.  
    Lüstern folgt ihr der Screecher, erfüllt von blutdürstiger Vorfreude. Eiskalt glotzt er seine Opfer an, wobei sein vernarbter Schädel auf die andere Seite kippt und er dröhnend sein stinkendes Maul aufreißt.
    Er keift biestig. Jana erstarrt bebend in den Fängen seiner schrillen Drohung - gleich berühren zuckende Fingergräten ihr wehrloses Kind. Screecherkrallen umfassen jetzt gierig Joshuas kleinen Bauch, zerren den jammernden Säugling brutal aus seinem Bettchen. Stumpfe Zähne pressen sich in den zeternden, sich windenden Körper...
    Erlösend verstummt jämmerliches Plärren, während ein Käppchen wie Herbstlaub zu Boden segelt,... rot besprengt.
    Von unendlichem Schmerz betäubt, stürzt Jana zitternd auf ihre Knie. Ihr Körper wird von Krämpfen durchgeschüttelt, Weinkrämpfe die sie selber nicht spürt. Glühende Messer durchbohren ihre Organe, weil sie in fließenden Schleiern ihr zerrissenes Kind errät. Ihr geliebter, kleiner Junge, Joshua... das darf nicht sein, das ist nicht real... viel zu abscheulich, als das sie es fassen könnte.
    In diesem Moment erreichen Bilder der Realität sie nur mehr dumpf - Eine Gnade des traumatisierten Verstandes.
    Verschwommen bewegt sich die ausgezehrte Bestie zielstrebig auf die Kauernde zu, beugt sich schnaubend zu der Ausgelieferten herunter. Janas aufgerissene Augen spiegeln das geifernde Grauen wider. Sie vergisst Luft zu holen als ihr heißer, blutiger Atem entgegen
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