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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Autoren: André Wegmann
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Zentimeter langen Klinge. Dann wankte sie aus dem Raum, ohne nochmal einen Blick auf Denise zu werfen. So sah Sarah nicht, wie sich auf deren gesamtem Körper rosafarbene Brandblasen bildeten, die zuerst die Größe eines 5-Cent-Stücks hatten, Sekunden später aber wie aufgepumpt zu bizarren Geschwülsten anwuchsen. Während Denise sich laut schreiend auf dem Boden wälzte, begann ihre Haut zu rauchen und die Geschwülste platzten vereinzelt auf, sodass Blut, Eiter und Wasser in die Kammer spritzten. Dann, als sie nur noch reglos dalag, bildeten sich schwarze nekrotische Wunden, die ankündigten, dass ihre sensorischen Nervenendigungen zerstört waren. Zeitgleich stellte auch das letzte ihrer Organe die Arbeit ein. Schließlich begann sie zu verkohlen und von ihrer einstmals so schönen glatten Haut war nicht mehr das geringste übrig.

 
    38
     
    Während Denises Schreie langsam verstummten, stolperte Sarah durch den Flur. Sie atmete tief durch, ergriff das Treppengeländer und hielt sich daran fest. Es war mehr als verlockend, einfach zu Boden zu sinken und die Augen zu schließen. Irgendwann würde schon jemand kommen und sie finden, und wenn es Sid oder Richard wären, hatte sie eben Pech gehabt.
Weit gekommen und doch am Ende verloren.
Jetzt, wo sie keine unmittelbare Todesangst mehr verspürte, setzten ihr die Schmerzen und die Erschöpfung wieder mit unbarmherziger Intensität zu. Sie nahm ihre Umgebung wie durch einen Filter war, der nur die gröbsten Sinneseindrücke in ihr Bewusstsein dringen ließ. Wie eine Schlafwandlerin stapfte sie die Treppe hinunter. Sarah versuchte sich zu konzentrieren und sich ihr weiteres Vorgehen zu überlegen, aber sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
Einfach raus aus dem schrecklichen Haus und sich gegebenenfalls mit dem Messer verteidigen, umriss sie ihren strategischen Masterplan in Gedanken.
Kurz bevor sie den Flur im Erdgeschoss erreichte, blieb sie stehen und lauschte. Eine womöglich trügerische Stille hüllte Sarah ein. Nach einigen weiteren Schritten konnte sie durch die weit offenstehende Tür ins Wohnzimmer schauen. Dort bot sich ihr ein Bild der Verwüstung. Sie erblickte die vielen Scherben auf dem Boden, blinzelte verwundert und versuchte sich einen Reim darauf zu machen. Sarah betrat das Wohnzimmer und sah die völlig kaputte Scheibe der Terrassentür. Lediglich oben und unten waren noch vereinzelte Glaszacken verblieben, die an Stalaktiten und Stalagmiten erinnerten. Was auch immer hier passiert sein mochte, der Weg in die Freiheit stand ihr damit einladend offen. Glasscherben knirschten unter ihren Schritten, als sie zur Couch ging und sich nach ihrer Handtasche umsah, in der die Autoschlüssel steckten. Sie konnte die Tasche allerdings nirgends entdecken.
Wahrscheinlich haben sie die irgendwann zwischendurch weggenommen. Wäre ja auch zu schön gewesen, einfach rauszugehen und wegzufahren.
Sie betrat die Terrasse und atmete tief ein. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen. Eine leichte Brise wehte und obwohl Sarah lediglich einen Slip und ihre Schuhe trug, genoss sie die wohltuend kühle Luft auf ihrer Haut.
Endlich raus aus diesem Höllenhaus.

Die Nachtluft klärte ihre vernebelten Sinne und selbst die Schmerzen schienen zumindest ein wenig nachzulassen. Dennoch musste sie schnellstmöglich in ein Krankenhaus, das war ihr klar. Obwohl sie keine lebensgefährlichen Verletzungen erlitten hatte, war sie physisch und psychisch total am Ende und hatte jede Menge Blut verloren.
Also dann. Runter von dem Grundstück und irgendwie zur Straße gelangen.
Sie zögerte, das dunkle Dickicht aus Sträuchern und Bäumen hinter dem Haus zu betreten.
Es ist noch nicht vorbei, Richard und Sid sind hier irgendwo. Aber immerhin wissen sie nicht, dass ich aus dem Haus entkommen bin. Die Dunkelheit ist mein Freund und ich muss nur in ihrem Schutz von hier wegkommen. Ich geh einfach ums Haus und folge dann dem Verlauf der Schotterpiste.
Die Wolkendecke hatte sich inzwischen aufgelockert, sodass vereinzelt Sterne am Himmel zu sehen waren und die Nacht nicht mehr ganz so undurchdringlich finster erschien. Als Sarah aber das Gebüsch betrat und die Sträucher immer mehr den Bäumen wichen, hatte sie schnell Mühe ihre Hand vor den Augen zu erkennen. Sie versuchte, sich lautlos durch den Wald zu bewegen, was gar nicht so einfach war. Es raschelte oder knackte, wann immer sie auf Blätter oder Äste trat. Zweige strichen über ihre nackte Haut – zunächst
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