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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Autoren: André Wegmann
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wohl in ihrer kleinen Wohnung und sie hatte sich auch an der Uni gut eingelebt. Sarah war beliebt bei ihren Kommilitonen und sie konnte sogar schon einige Freundschaften knüpfen. Zudem machte ihr das Studium richtig Spaß. Die Hauptfächer ihres Lehramtsstudiums waren Englisch und Kunst. Eine schöne Kombination, bei der sie sowohl ihre sprachliche Begabung als auch ihre kreativen Neigungen ausleben konnte. Sie spürte, dass sie den richtigen Lebensweg eingeschlagen hatte. Sarah konnte sich schon gut vorstellen, wie sie später Kinder und Jugendliche in diesen Fächern unterrichten würde. Sie liebte Kinder, vor allem ihren kleinen Bruder, den sie nun aber bereits seit einigen Monaten nicht gesehen hatte. Das war allerdings kein allzu großer Grund zur Traurigkeit, dachte sie, denn die Semesterferien nahten und dann würde sie ihre Familie in New York für eine Woche besuchen. Sie hatte es sogar geschafft, einen Nebenjob zu finden, der ihr Spaß machen würde und bei dem sie Umgang mit einem Kind hatte. Jetzt würde sie nicht mehr genau auf jeden Cent achten müssen, sondern könnte sich auch mal etwas leisten. Schicke neue Klamotten vielleicht oder einen modernen Flachbildfernseher. Den Job hatte sie nur Denise zu verdanken. Denise – ein weiterer wahrer Glücksfall in ihrem Leben. Sie hatten sich vor zwei Wochen in einer Bar kennengelernt, in der Sarah eigentlich mit einer Kommilitonin verabredet war. Die sagte ihr dann allerdings plötzlich per SMS ab und als Sarah sich gerade enttäuscht auf den Heimweg machen wollte, sprach Denise sie an. Sarah fragte sich im ersten Moment, was diese hinreißende Frau ausgerechnet von ihr wollte. Sie hing gebannt an ihren schönen Lippen, als Denise erzählte, dass sie neu in der Gegend war und Leute kennenlernen wollte, mit denen sie etwas unternehmen konnte. Einige Erdbeer-Limes und Pina Colada später kam raus, dass Denise bisexuell war, was Sarahs Interesse an ihr nochmal vervielfachte. Zwar war Sarah eher schüchtern, aber der Alkohol lockerte ihre Zunge, sodass sie Denise anvertraute, dass sie auf Frauen stand. Ein Thema, mit dem sie bis jetzt nicht gerade hausieren gegangen war und, das sie in einer Kleinstadt wie Dover nicht unbedingt öffentlich bekannt werden lassen wollte. Auch im 21. Jahrhundert hatten viele Menschen diesbezüglich gewiss noch ihre Vorurteile und Sarah wollte nicht für Klatsch an der Uni sorgen. Denise hatte nur gegrinst, als Sarah ihr ihre Bedenken mitteilte, und sich dann zu ihr hinüber gebeugt und ihr einen Kuss gegeben. Der Alkohol und die Hormone erzeugten ein Kribbeln in Sarahs Bauch, als würden Schwärme wild gewordener Schmetterlinge aus ihr ausbrechen wollen. Später waren sie in Sarahs Bett gelandet und Denise bereitete ihr eine Lust, wie sie es noch nie zuvor auch nur ansatzweise erlebt hatte. Bis in die frühen Morgenstunden versetzten sie sich gegenseitig in Ekstase und Sarah hatte schlussendlich so viele Orgasmen in einer Nacht, wie davor nicht in Jahren.

„Alles klar bei dir?“, fragte Denise.
„Ja klar, ich war nur in Gedanken.“ Sarah blickte kurz zur Seite und sah, dass Denise mit ihrem Handy spielte. „Was sagt das Navi?“
Denise blickte auf Sarahs Handy, das sie in ihrer anderen Hand hielt. „Noch 15 Minuten, immer gerade aus, irgendwann musst du rechts abbiegen, aber das dauert noch.“
Inzwischen hatten sie die Stadt hinter sich gelassen. Nur noch vereinzelt waren die Lichter von Gebäuden zu sehen, zumeist säumten dicht nebeneinander stehende Bäume die Straße. Der Regen war stärker geworden und das monotone Quietschen der Scheibenwischer fing an, Sarah auf die Nerven zu gehen. Sie stellte das Radio noch ein bisschen lauter. Gerade lief der Song „Read all about it“ von Emeli Sande. Ein trauriges Lied, fand Sarah. Es erinnerte sie an die bisher schlimmste Phase in ihrem Leben, die noch nicht lange zurücklag. Es war gerade einmal neun Monate her, dass sie aufgrund von schweren Depressionen für einige Woche in einer psychotherapeutischen Klinik untergebracht war. Sie war wirklich am Ende gewesen und hatte mehr als einmal darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen. Während der dreijährigen Beziehung mit ihrem Ex-Freund Michael hatte Sarah bemerkt, dass sie sich eher zu Frauen hingezogen fühlte. Allerdings war dies ein langwieriger Prozess gewesen. Zunächst wusste sie überhaupt nicht, warum ihr der Austausch von Zärtlichkeiten mit Michael immer weniger Spaß gemacht hatte. Schließlich war sie am
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