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INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)

Titel: INFAM - Die Nacht hat tausend Augen (German Edition)
Autoren: André Wegmann
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aus der Amish Community hier.“
„Hätte da dann nicht noch ein Pferdewagen gefehlt?“
„Die sind sicher auch mal zu Fuß unterwegs. Egal, wie weit ist es jetzt noch?“
Genau in diesem Moment verkündete die monotone, weibliche Stimme des Navigationsgerätes, dass sie in einem Kilometer rechts abbiegen mussten.
„Da hörst du es“, sagte Denise und lachte.
Sarah fuhr langsamer, um die Abzweigung nicht zu verpassen. Zwischen einem Waldstück und einem Feld kam schließlich eine kleine Schotterstraße in Sicht. Sarah bog ab.
„Dem Straßenverlauf für 2 Kilometer folgen“, meldete die Stimme.
„Über mangelnde Ruhe dürfte man sich nicht beschweren können, wenn man hier wohnt“, sagte Sarah.
„Allerdings, ja.“
„Weißt du was über diese Familie, für die wir arbeiten werden?“
„Nicht wirklich. Dieser Mr. Ashmore hat mir nur erzählt, dass er mit seiner Frau und dem Kleinen neu in der Gegend ist. Wahrscheinlich reiche Leute aus der Großstadt, die hier die ländliche Idylle genießen wollen.“
Sie erreichten eine Hofeinfahrt, neben der ein windschiefer Briefkasten dem Drang einfach umzufallen widerstand. Sarah sah ein in die Tage gekommenes Bauernhaus mit weißer Putzfassade und einem Reetdach. Rechts daneben befand sich eine baufällige Scheune, vor der einige landwirtschaftliche Geräte standen. Die zwei oberen ovalen Löcher in der Scheunenwand erinnerten sie an überdimensional große Augen. Sarah fuhr direkt vor das Haus und stellte den Motor ab.
„Dann wollen wir mal“, sagte sie und lächelte Denise an. Als Sarah aus dem Auto stieg, ließ sie ein frischer Wind frösteln. Die Blätter der Bäume, die das Haus umgaben, rauschten und aus dem Gebüsch erklang das unmelodiöse Gekrächz eines Nachtvogels. Die beiden huschten durch den Regen zur Veranda, die von einer, an der Decke baumelnden, Petroleumlampe erhellt wurde. Sarahs Blick fiel auf einen betagten Flechtschaukelstuhl, der in der Ecke stand, und sie drückte die Türklingel.

 
    4
     
    „Hereinspaziert meine Damen.“ Sarah erkannte die tiefe, sonore Stimme von Mr. Ashmore, der sie freundlich anlächelte und mit einer Geste aufforderte einzutreten.
Nach einem nahezu gleichzeitigen „Hallo“, beeilten sich Sarah und Denise in das warme und vor allem trockene Haus zu kommen. Weiße Wände säumten einen kleinen, mit hellem Laminat ausgelegten Flur, der in ein großes Wohnzimmer mündete. Links gab ein Durchgang den Blick auf eine kleine Küche frei. Zwei Meter weiter auf der linken Seite befand sich eine Holztür, von der aus man weiter ins Innere des Hauses gelangte, vermutete Sarah. Geradeaus führte eine, von zwei Palmen in terrakottafarbenen Blumenkübeln umsäumte, Fenstertür hinaus auf die Terrasse. Das Wohnzimmer war relativ karg eingerichtet und wurde von einer schwarzen u-förmigen Ledercouch dominiert. An der Wand, über einer Kommode aus Teakholz, hing ein riesiger Flachbildfernseher. Die meisten Regale in dem Raum waren leer, nur in einem standen vereinzelt einige Bücher. Sarah und Denise drehten sich zu Mr. Ashmore um, der sie freundlich anlächelte. Sarah entging nicht, dass seine Augen einen kurzen Moment länger auf Denise haften blieben und sie spürte einen Hauch von Eifersucht in sich aufkeimen.
Wahrscheinlich findet er sie rattenscharf. So wie sie aussieht, will vermutlich jeder heterosexuelle Mann auf der Welt mit ihr ins Bett ...
„Sie müssen die spärliche Einrichtung entschuldigen.“ Mr. Ashmore deutete in den Raum. „Meine Frau und ich haben das Haus erst kürzlich erworben und wir kamen noch nicht dazu, alles hier so richtig gemütlich einzurichten.“
„Wieso? Ich finde es schon richtig schön hier.“ Denise lächelte Mr. Ashmore an.
„Ich heiße übrigens Richard.“ Er schüttelte beiden die Hand, während sie ihm ihre Namen nannten.
Richard sah wirklich gut aus, musste Sarah sich eingestehen. Er war groß gewachsen, schlank und um die 40. Seine kurzgeschnittenen schwarzen Haare wiesen erste Spuren von Grau an den Schläfen auf, was seiner Attraktivität aber eher förderlich war. Er war braun gebrannt, hatte blaue Augen und trug einen gepflegten Mehrtagesbart. Sein enganliegender, dunkler Rollkragenpullover ließ einen durchtrainierten Körper erahnen.
Lauter schwarzgekleidete Gestalten heute. War hier irgendwo eine Beerdigung gewesen?
Richard klatschte energisch in die Hände. „Legt eure Jacken am besten irgendwo hin, wo ihr Platz findet. Eine Garderobe gibt es noch nicht.
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