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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer
Autoren: Markolf Hoffmann
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entlang, floh in beide Richtungen, zu den Ecken, versiegelte die obere und untere Kante und füllte den gesamten Rahmen wie Quecksilber aus.
    Â»Ines! Öffne die Tür!«
    Mit beiden Fäusten hämmerte der Fahrer gegen das Holz. Es ächzte unter seinen Schlägen, die Tür bebte und zitterte – aber sie blieb verschlossen.
    Â 
    Ines wich langsam zurück.
    Sie stand wieder im Alten Museum, und die dumpfen Schläge hallten in den Weiten der leeren Räume wider.
    Der alte Herr und sein Fahrer waren eingesperrt!

57.
    Sie wusste nicht mehr, wie sie aus dem Museum herausgefunden hatte, nur dass sie mehr getaumelt als gelaufen war, und dass die Müdigkeit sie mit einem Schlag einholte und fast übermannte.
    Als sie draußen im Garten stand, blinzelte die Abendsonne zwischen den Zweigen hervor. Über dem Museum flatterten Fledermäuse und jagten nach Insekten.
    Ines wankte zum Pavillon. Noch ehe sie die Tür erreichte, eilte Sonja daraus hervor.
    Â»Ines …«
    Die Freundinnen fielen sich in die Arme. Ines schluchzte vor Freude.
    Â»Hat es geklappt?«, fragte Sonja atemlos. »Hast du den alten Herrn im Refugium eingesperrt? Und Julian … ist er in Sicherheit?«
    Ines nickte.
    In der offenen Tür erschien ein Fasanenkopf. Basileides. Er musterte erst Ines und schließlich die ungepflegten Rosenbüsche vor dem Pavillon. Dann gackerte er missbilligend.
    Ines musste lachen. Die Anspannung fiel von ihr ab.
    Â»Ja, es hat geklappt! Die Feuerwerksraketen haben den Mistkerl abgelenkt und Julian ist frei! Ach, Sonne, ich bin so glücklich!«
    Sie drückte Sonja einen Kuss auf die Wange.
    Â»Das müssen wir Vopelian erzählen«, drängte diese. »Er ist schon ungeduldig … Ich glaube, er hatte mehr Angst als wir, dass der Plan schiefgeht!«
    Zu zweit eilten sich durch den Gang. Der Fasan huschte ihnen majestätisch voraus. Bald hatten sie Vopelians Refugium erreicht und liefen unter dem blauen Himmel zum Fenster.
    Auf dem Boden davor lagen die abgebrannten Feuerwerksraketen. Vopelian kniete zwischen ihnen. Er stützte sich mit den Armen auf den Fenstersims und linste hinter ein Tuch, das er vor das Fenster gehängt hatte. Als die beiden neben ihm auftauchten, warf er Ines einen bangen Blick zu.
    Â»Chaire! Ist alles gut gegangen, kleine Ines?«
    Â»Gut gegangen? Es war fantastisch!« Ines fiel ihm um den Hals. »Ich hatte solche Angst, dass ihr das Licht nicht sehen könnt oder mein Wunsch nicht in Erfüllung geht. Aber es lief wie am Schnürchen!«
    Â»Also, ich habe das Licht wirklich nicht gesehen«, schwatzte Sonja neben ihr. »Erst als Vopelian es mir gezeigt hat. Es war winzig und so weit weg! Dann erlosch es und ich habe die Raketen abgefeuert, eine nach anderen. Der Fasan war ganz erzürnt über den Krach.«
    Â»Da hättest du mal den alten Herrn sehen sollen«, kicherte Ines. »Der war nicht erzürnt, der hat sich zu Tode gefürchtet!«
    Sie lachten.
    Â»Ruhe«, wisperte Vopelian und blickte wieder hinaus in den Nebel. »Wir sollten keinen unnötigen Lärm machen.« Er ließ das Tuch los, bis es das Fenster wieder ganz bedeckte.
    Ines wischte sich die Lachtränen aus dem Gesicht. »Glaubst du, der alte Herr kann uns hören?«, fragte sie besorgt.
    Â»Das ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.« Vopelian erhob sich ächzend vom Boden. »Wenn du ihn wirklich eingesperrt hast, wird ihm nichts anderes übrig bleiben, als durch das Fenster in den Nebel zu steigen. Es ist der einzige Weg, der ihm bleibt, wenn er nicht für immer in dem Raum gefangen sein will.«
    Â»In seiner Reuse«, sagte Ines und grinste.
    Â»Früher oder später wird er hinaussteigen und durch den Nebel irren. Ich glaube kaum, dass er unsere Richtung einschlägt, aber man kann es nie wissen. Zumindest werde ich das Fenster vorerst verschlossen halten.«
    Â»Wird er denn je aus dem Nebel herausfinden?«, fragte Sonja. »Also, zurück in unsere Welt, meine ich …«
    Vopelian lächelte. »Oh, keine Angst, das wird dauern. Der Nebel ist kein Freund des Vergifters. Ich wette, es wird eine lange und sehr unangenehme Wanderung für ihn werden.«
    Ines hoffte es von ganzem Herzen. Sie stellte sich vor, wie der alte Herr und sein Fahrer ächzend durch das Fenster in den Nebel kletterten und bis zum Hals in der grauen Suppe versanken.
    Manchmal war Schadenfreude
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