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Ines oeffnet die Tuer

Ines oeffnet die Tuer

Titel: Ines oeffnet die Tuer
Autoren: Markolf Hoffmann
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ist Ines da?«
    Ines spitzte die Ohren.
    Â»Ines hat Hausarrest«, sagte Carmen. »Noch bis Ende der Woche. Was willst du denn von ihr?«
    Ines hörte Herrn zu Hausen seufzen.
    Â»Ach, nichts Besonderes. Es geht um ein Buch, das sie mir geliehen hat …«
    Â»Ja?« Carmen klang ungeduldig.
    Â»Ich wollte nur sagen … richte ihr bitte aus … dass ich es noch nicht gefunden habe. Es ist mir ziemlich peinlich …«
    Ines grinste. Da war er wieder, dieser süße Geschmack der Schadenfreude. Es geschah Herrn zu Hausen ganz recht, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Sollte er ruhig noch eine Weile nach dem verschollenen Buch fahnden. Er würde es ja doch niemals finden! Das war ihre kleine persönliche Rache für seinen Vertrauensbruch.
    Â»Ich sage es ihr«, gab Carmen zurück und schloss die Wohnungstür wieder.
    Ines räkelte sich auf dem Sofa. Neben ihr lag ein Stapel Zeitschriften. Sie hatte schon mehr als die Hälfte gelesen. Jetzt, da sie keine Schule hatte – und Hausarrest –, hatte sie alle Zeit der Welt dafür. Und obwohl es natürlich doof war, bei dem tollen Sommerwetter im Haus bleiben zu müssen, war sie darüber gar nicht mal so undankbar.
    Endlich ein paar Tage, um den ganzen Ärger zu verdauen!
    Natürlich waren ihre Eltern noch immer sehr wütend, aber langsam besserte es sich. Ines durfte schon wieder mit Sonja telefonieren, und in der restlichen Zeit las sie Romane oder spielte mit Julian Canasta. Das machte ihr im Augenblick am meisten Spaß. Sie war erleichtert, dass ihr Bruder den schrecklichen Abend so gut verkraftet hatte, und wenn er beim Kartenspiel eifrig die Punkte notierte und sich über sein Ergebnis freute, schien es, als hätte es die Entführung gar nicht gegeben.
    Nur einmal hatte er plötzlich seine Handkarten abgelegt und Ines ernst angesehen.
    Â»Sag mal … meinst du nicht, dass wir noch mal mit Papa und Mama darüber reden sollten, was passiert ist? Als du verschwunden warst und ich dich gesucht habe?«
    Â»Was meinst du, Julian?«, hatte Ines nachgehakt.
    Â»Du weißt schon … dieser Glatzkopf, der mich in der Limousine mitgenommen hat. Weil er sagte, er wüsste, wo du bist, und der mich zu deiner Schule gefahren hat. Wo dieser unfreundliche Mann mit den weißen Augen war und Karol. Erinnerst du dich nicht?«
    Sie hatte den Kopf geschüttelt.
    Â»Und in dem Flur in deiner Schule … wo das komische Zimmer war … mit dem Qualm hinter dem Fenster … es war alles so unheimlich!«
    Julian hatte sie nachdenklich angesehen.
    Â»Wir reden darüber, wenn du etwas älter bist«, hatte Ines ihm versprochen. »Bis dahin bleibt es ein Geheimnis zwischen dir und mir. Einverstanden?«
    Er hatte kurz nachgedacht und seine Karten wieder aufgenommen.
    Â»Na gut! Aber jetzt brauchst du fünfzig Punkte, um rauszukommen. Ätsch!«
    Â 
    Ines musste lächeln, als sie daran dachte.
    Sie legte die Zeitschrift weg und blickte zur Wand, auf das Poster von Johnny Depp.
    Ich sollte etwas Neues dort aufhängen, dachte sie, jetzt, wo das Refugium weg ist. Vielleicht ein Bild von einem Gebäude aus London …
    Während sie noch darüber nachdachte, klopfte Carmen an ihre Zimmertür. Die stand zwar offen, aber es war trotzdem nett, dass sie nicht einfach hereinplatzte.
    Â»Willst du einen Eistee?«
    Carmen hielt ein Glas mit kaltem Tee in der Hand. Sie stellte es auf das Tischchen neben der Couch und setzte sich zu Ines.
    Â»Das ist lieb, Mama.« Ines trank einen Schluck.
    Â»Du sollst ja nicht verdursten, nur weil du Hausarrest hast.« Carmen wuschelte Ines durchs Haar. »Auch wenn ich noch immer nicht glauben kann, was du gemacht hast. Einfach abhauen, zweimal hintereinander! Und deinen Bruder zum Lügen anstiften!« Sie schüttelte den Kopf. »Willst du uns nicht endlich sagen, wo du warst?«
    Â»Mama! Lass das bitte!«
    Â»Hat es etwas mit diesem Karol zu tun? Ich wusste gleich, dass der nichts taugt.« Carmen seufzte. »Na ja, ich sehe schon, du willst mir nichts sagen. Wie soll das bloß werden, wenn du erst richtig in der Pubertät bist …«
    Ines verdrehte die Augen. Mit diesem Wort versuchten die Erwachsenen alles zu erklären, was sie nicht begriffen. Ihr schwante, dass dies in den nächsten Jahren sicher nicht besser werden würde.
    Â»Ein bisschen bin ich wohl auch daran schuld«, gab ihre
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