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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Isabel Allende
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das ähnlich undurchdringlich war wie die Rüstungen der Spanier. In der einen Hand hielten sie Lanzen von drei Ellen Länge, die auf die Brust der Pferde gerichtet waren, in der anderen schwere Stökke mit kurzem Griff, besser zu handhaben als die früheren Keulen. Sie rührten sich nicht vom Fleck und empfingen den Ansturm der Reiterei mit erhobenen Lanzen. Einige der Pferde wurden tödlich verwundet, aber die Reiter kamen rasch wieder auf die Beine. Die Klingen der Spanier richteten unter den Mapuche ein Gemetzel an, doch die am Leben blieben, kämpften ungerührt weiter.
    Eine Stunde später hörte man das unverwechselbare Tam-tam der Trommeln, die Masse der Eingeborenen hielt inne, wich zurück in den Wald und hinterließ das Schlachtfeld übersät von Toten und Verwundeten. Die Erleichterungder Spanier währte nur kurz, denn gleich darauf ersetzte ein neuer tausendköpfiger Trupp von Kriegern diejenigen, die das Feld geräumt hatten. Den Spaniern blieb keine Wahl, als weiterzukämpfen. Jede Stunde wiederholten die Mapuche dasselbe Manöver: Die Trommeln erklangen, die müden Kämpfer zogen sich zurück, und ausgeruhte nahmen ihren Platz ein, während die Kräfte der Spanier schwanden. Juan Gómez mußte erkennen, daß er gegen dieses geschickte Vorgehen mit seinen wenigen Streitern nicht standhalten konnte. Die Mapuche waren in vier Regimenter aufgeteilt, die sich abwechselten, so daß immer eins kämpfte, die andern drei aber neue Kraft schöpfen konnten, bis die Reihe wieder an ihnen war. Er mußte den Rückzug ins Fort befehlen, weil seine Männer, von denen viele verletzt waren, zu Atem kommen mußten und Wasser brauchten.
    In den folgenden Stunden wurden die Verwundeten notdürftig verarztet, und man stärkte sich. Gegen Abend wollte Juan Gómez erneut einen Angriff wagen, damit der Feind keine Gelegenheit hätte, sich während der Nacht zu erholen. Einige der Verwundeten hatten erklärt, sie wollten lieber im offenen Kampf sterben; sie wußten, sollten die Indios das Fort nehmen, war ihnen ein elender Tod gewiß. Juan Gómez hatte nur noch ein gutes Dutzend Reiter und weniger als ein halbes Dutzend Unberittene zur Verfügung, aber das schreckte ihn nicht. Er ließ seine Männer antreten und sprach ihnen in flammenden Worten Mut zu, empfahl sich Gott und dem Apostel von Spanien an und gab den Befehl zum Angriff.
    Der Zusammenprall von Degen mit Stöcken währte kaum eine halbe Stunde, die Mapuche schienen ihren Kampfesmut eingebüßt zu haben, schlugen sich weit weniger grimmig als am Morgen und zogen sich unerwartet schnell auf das Signal der Trommeln zurück. Gómez rechnete damit, daß sie umgehend von einer zweiten Welle frischer Kräfte ersetzt würden, aber nichts geschah, und sobefahl er schließlich verwirrt, ins Fort zurückzukehren. Er hatte keinen einzigen seiner Männer verloren. Während der Nacht und des darauffolgenden Tages erwarteten die Spanier den feindlichen Angriff, schliefen nicht, legten die Rüstungen nicht ab und hielten die Waffen in Händen, aber die Mapuche gaben kein Lebenszeichen von sich, und als die Spanier schließlich überzeugt waren, daß sie nicht wiederkommen würden, fielen sie im Hof des Forts auf die Knie und dankten dem Apostel Jakob für diesen sonderbaren Triumph. Sie hatten gesiegt, ohne zu wissen, wie.
    Juan Gómez entschied, sie könnten nicht weiter ohne Verbindung zur Außenwelt im Fort bleiben und wie auf glühenden Kohlen das grausige Gekreisch erwarten, das die Rückkehr der Mapuche ankündigte. Besser, er nutzte die Nacht, in der die Eingeborenen sich aus Furcht vor bösen Geistern nur selten regten, und schickte zwei schnelle Boten zu Pedro de Valdivia, um ihn über den unerwarteten Sieg zu unterrichten, ihn jedoch zu warnen, daß hier ein umfassender Aufstand der Stämme zu gewärtigen war, der unverzüglich erstickt werden mußte, wollte man nicht Gefahr laufen, das gesamte Gebiet südlich des Bío Bío zu verlieren. Die Boten ritten, so schnell es das Dickicht und die Dunkelheit erlaubten, rechneten hinter jeder Wegbiegung mit einem Angriff, blieben jedoch unbehelligt; ohne Zwischenfall erreichten sie bei Tagesanbruch ihr Ziel. Unterwegs hatte sie zwar das Gefühl begleitet, daß man sie aus dem Unterholz heraus beobachtete, doch da sie nicht angegriffen worden waren, schrieben sie diesen Eindruck der eigenen Anspannung zu. Nicht im Traum wäre ihnen in den Sinn gekommen, daß Lautaro wünschte, Valdivia möge die Nachricht erhalten, und man sie
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