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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Autoren: Isabel Allende
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wirklich Spanier, Rodrigo? In deinen Adern fließt wohl eher holländisches Blut.«
    Am nächsten Morgen ging ich zum Haus von González de Marmolejo, dem größten und prächtigsten Chiles, sieht man von meinem ab. Der Reichtum dieses Gottesmanns war wahrlich ein Wunder. Seine Haushälterin, mit der ich gut befreundet war, öffnete mir die Tür. Sie war eine sehr gescheite Quechuafrau, verstand viel von Heilpflanzen und hatte es nicht nötig, zu verheimlichen, daß sie schon seit Jahren mit dem künftigen Bischof von Chile das Lager und ihr Leben teilte. Wir durchquerten mehrere Säle, die durch hohe, zweiflüglige Türen verbunden waren, das Werk eines Kunstschreiners, den der Priester eigens aus Peru hatte kommen lassen, und gelangten in einen kleinen Raum, in dem das Schreibpult und ein Teil der Bücher des Geistlichen standen.
    Der Gouverneur trat auf mich zu, um mich zu begrüßen. Er war sorgfältig zurechtgemacht, trug ein dunkelrotes Wams mit geschlitzten Ärmeln, dazu moosgrüne Beinkleider und eine Mütze aus schwarzer Seide, an der eine kecke Feder steckte. Die Haushälterin zog sich diskret zurück und schloß die Tür. Da, als ich allein vor Pedro stand, spürte ich, wie es in meinen Schläfen pochte, mein Herz überlaufenwollte, ich den Blick dieser blauen Augen unmöglich erwidern konnte, deren Lider ich so oft geküßt hatte, wenn Pedro schlief. Wie sehr er sich auch verändert haben mochte, einst war er der Mann gewesen, dem ich ans Ende der Welt gefolgt war. Er legte mir die Hände auf die Schultern und drehte mich zum Fenster, um mich im Licht zu betrachten.
    »Wie schön du bist, Inés! Wie machst du es nur, daß die Zeit für dich nicht vergeht?« seufzte er.
    »Du brauchst Augengläser, mein Lieber«, sagte ich und trat einen Schritt zurück, um mich aus seinem Griff zu lösen.
    »Sag mir, daß du glücklich bist. Das ist sehr wichtig für mich.«
    »Warum? Womöglich Gewissensbisse?«
    Ich lachte, und er lachte auch, und beide atmeten wir auf: das Eis war gebrochen. Er erzählte mir in allen Einzelheiten von dem Prozeß, dem er sich in Peru hatte stellen müssen, und von La Gascas Urteilsspruch; meine Heirat war die einzige Möglichkeit, die er gesehen hatte, um mich vor Verbannung und Armut zu bewahren.
    »Als ich La Gasca diese Lösung vorschlug, rammte ich mir einen Dolch in die Brust, Inés, und ich blute noch immer. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben, du bist die Frau meines Lebens, die anderen zählen nicht. Zu wissen, daß du einem anderen gehörst, bereitet mir unsägliche Schmerzen.«
    »Ja, die alte Eifersucht.«
    »Spotte nicht, Inés. Ich leide sehr, weil du nicht bei mir bist, aber es ist gut, zu wissen, daß du wohlhabend bist und dich mit dem besten Edelmann des Landes vermählt hast.«
    »Damals, als du González de Marmolejo zu mir geschickt hast, deutete der mir an, du hättest jemanden für mich ausgesucht. War es Rodrigo?«
    »Ich kenne dich zu gut, Inés, und würde nie versuchen,dir etwas aufzuzwingen, schon gar nicht einen Ehemann«, antwortete er ausweichend.
    »Nun denn, wenn es dich beruhigt, darf ich dir sagen, daß die Lösung, die dir eingefallen ist, ausgezeichnet war. Ich bin glücklich und liebe Rodrigo sehr.«
    »Mehr als mich?«
    »Für dich empfinde ich diese Art Liebe nicht mehr, Pedro.«
    »Weißt du das sicher, Inés meines Herzens?«
    Wieder nahm er mich an den Schultern, zog mich an sich und suchte meine Lippen. Sein blonder Bart kitzelte, und ich spürte seinen warmen Atem, drehte mein Gesicht weg und schob ihn sanft von mir.
    »Am meisten hast du immer meine Loyalität geschätzt, Pedro. Die besitze ich noch, nur schulde ich sie jetzt Rodrigo«, sagte ich traurig, denn ich fühlte voraus, daß dies ein Abschied für immer war.
    Pedro de Valdivia brach erneut auf, um die Eroberung voranzutreiben und Verstärkung in die sieben neu gegründeten Städte und Forts zu bringen. In der Gegend waren mehrere reiche Gold- und Silberadern entdeckt worden, und von der Aussicht auf diese Schätze verlockt, gaben selbst manche Bürger Santiagos ihre Güter im fruchtbaren Tal des Mapocho auf und machten sich mit ihren Familien auf den Weg in die geheimnisvollen Wälder des Südens. Zwanzigtausend Indios arbeiteten schon in den Minen, und die Erträge kamen denen von Peru nah. Unter den Siedlern, die schließlich ihr Bündel schnürten, war unser Profos Juan Gómez, aber Cecilia und die Kinder begleiteten ihn nicht. »Ich bleibe in Santiago. Wenn du dort unten in
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