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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)
Autoren: Dr. Anja Dostert
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Verdickungsmittel aus dem Samen der Guarpflanze. Verwendet wird es häufig in Speiseeis, Kaugummi, Milchprodukten, Saucen, Suppen, Mayonnaise und Ketchup. Fettreduzierte Lebensmittel bekommen durch Guarkernmehl eine cremige und sahnige Konsistenz. Auch in Haargel ist Guarkernmehl häufig enthalten. Johannisbrotkernmehl wird aus dem Johannisbrotbaumsamen gewonnen. Es kann sehr große Mengen Wasser binden und ist unempfindlich gegen Hitze, Säure und Salz. In Kombination mit anderen Geliermitteln wirkt Johannisbrotkernmehl noch besser. Das Verdickungsmittel Xanthan ist ein Vielfachzucker und Ballaststoff, in hohen Dosen kann Xanthan abführend wirken.
    Obwohl es einige Hinweise gibt, dass Verdickungsmittel bei manchen Menschen Allergien auslösen können, werden sie generell als unschädlich angesehen. Problematisch ist also nicht der Stoff an sich, sondern die Wirkung: Durch das Gelieren verkauft die Industrie Wasser als Nahrung. Verdickungsmittel ersetzen teure Zutaten wie Sahne und Ei, damit spart die Industrie gleichzeitig Rohstoffe und Kalorien. Die sahnige Konsistenz täuscht dem Gehirn vor, dass etwas Fetthaltiges gegessen wird. Über die Zugabe von viel Zucker und „natürlichem“ Aroma wird der Geschmack des als fettarm beworbenen Produktes aufgewertet. Neben Verdickungsmitteln werden Füllstoffe in Lightprodukten eingesetzt, um den Brennwert zu verringern. Zellulose (E 460) und Polydextrose (E1200) sind wichtige Füllstoffe. Mikrokristalline Cellulose (E460i) wird als Ballaststoff in kalorienreduzierte Salatsaucen, Desserts und Eiscreme gerührt. Methylcellulose und verwandte Cellulosen sind Hauptbestandteil vieler Tapetenkleister, die auch als Gelier- oder Verdickungsmittel verwendet werden. Polydextrose ist Trägerstoff, Füllstoff und Feuchthaltemittel.
    Zusammen mit Verdickungsmitteln werden zahlreiche modifizierte Stärken von der Industrie verwendet. Stärke ist zunächst ein Kohlenhydrat, das man in Kartoffeln, Getreide, Mais und Reis vorfindet. Modifizierten Stärken werden chemisch, enzymatisch, durch Einwirkung von Hitze sowie mechanisch verändert. Nur die chemisch modifizierten Stärken müssen gesondert deklariert werden. Zulieferfirmen bieten den Nahrungsmittelkonzernen maßgeschneiderte Produkte für jeden Verwendungszweck. Die modifizierten Stärken sind beständiger gegen Hitze, Kälte oder Säure.
    Modifizierte Stärke verbessert das Einfrier- und Auftauverhalten von Produkten. Die Tortenfüllung der Tiefkühltorte bleibt nach dem Auftauen schnittfest. Oxidierte Stärke lässt Mayonnaise besser aussehen, sie hindert die Mayonnaise an der Auftrennung in Öl und Wasser. Salatdressings erhalten durch modifizierte Stärke die gewünschte Konsistenz. Kräuter schweben in der Salatsauce, wenn man die richtige Stärke zusetzt. Würde sich alles am Flaschenboden absetzen, wäre das Produkt weniger ansehnlich, der Verbraucher müsste die Sauce vor dem Verwenden aufschütteln. So wird mit Hilfe der modifizierten Stärke ein lebensmitteltechnisches Kunststück auf den Markt gebracht, Magie in der Flasche. Modifizierte Stärken suggerieren über das Mundgefühl einen nicht vorhandenen Fettgehalt. Stärken werden fast immer in Kombination mit Verdickungsmitteln eingesetzt. Jedes Produkt erhält den optimalen Mix, um es perfekt aufzuwerten.

Die Kleinsten und die Industrie
    Gesunde Kinder benötigen keine Speziallebensmittel zum Aufwachsen. Nach der Stillzeit folgt eine Übergangszeit mit Brei, der üblicherweise als Fertignahrung im Glas gekauft wird. Mit etwa eineinhalb Jahren kann der Nachwuchs am Familienessen teilnehmen. Die Geburtenraten sinken, und die Umsätze der Hersteller von Babynahrung ebenfalls. Was liegt da näher, als die Fütterungsdauer der Fertigprodukte für die Kleinsten zu verlängern? Es gibt heute viele Angebote für Kleinkinder, die auf Verlängerung der lukrativen Breiphase ausgelegt sind. Lebensmittel für Kinder bis zu drei Jahren sind ein wichtiger Wachstumsmarkt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass spezielle Kindermilch keine Vorteile gegenüber einer fettreduzierten Kuhmilch hat. Kindermilch ist jedoch bis zu viermal teurer als normale Kuhmilch. Schon die Produkte für die Kleinsten sind mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert, welche Auswirkungen das in Zukunft hat, da kann man heute nur spekulieren. Aussagen zur Gesundheitsförderung stehen dekorativ auf der Packung, die Eltern wollen schließlich nur das Beste für das Kind. Die
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