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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron
Autoren: Catherine Fisher
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Vorstellung ohne Furcht war. Der Große und der Kleine Arko, Amoz und sein Zwilling Zoma, das spillrige Mädchen Lis, die im Kampf zur Berserkerin wurde, und ihre Eidschwester Ramill, die niemals ein Wort sprach. Eine Gruppe von alten Gefängnisbewohnern
und draufgängerischen, großmäuligen jungen Burschen, verschlagenen Mördern und einigen Frauen, die sich auf Gifte spezialisiert hatten. Und umgeben von seinen muskelbepackten Leibwächtern befand sich der Mann selbst.
    Â 
    Jormanric kaute wie immer Ket. Seine wenigen Zähne mahlten wie von selbst und waren scharlachrot von dem süßen Saft, der auch seine Lippen und seinen Bart besudelt hatte. Seine Garde hinter ihm kaute im Gleichklang.
    Er musste vollkommen immun gegen die Droge sein, dachte Finn. Auch wenn er nicht ohne sie sein konnte.
    Â»Keiro!« Der Flügelherr sprach gedehnt: »Und Finn, der Sternenseher.«
    Vom letzten Wort tropfte Ironie. Finns Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Er drängte sich an Amoz vorbei und stellte sich Schulter an Schulter neben seinen Eidbruder.
    Jormanric saß breitbeinig auf seinem Sitz. Er war ein großer Mann, und der mit Schnitzereien verzierte Thron war extra für ihn angefertigt worden. Auf den Armlehnen waren Kerben zu erkennen, die für erfolgreiche Beutezüge standen, und das Holz war fleckig vom Ket. Ein Leibeigener, der als der Hundesklave bekannt war, war an den Thron gekettet. Jormanric hielt ihn, damit er das Essen vorkostete, für den Fall, dass Gift untergemischt wäre; keiner der Sklaven vor ihm hatte lange überlebt. Dieser hier war neu. Sie hatten ihn bei ihrem letzten Beutezug aufgegriffen, und er war nur ein Bündel aus Lumpen und verfilztem Haar. Der Flügelherr trug einen wie Metall glänzenden Kriegsmantel, seine Haare waren lang und fettig, und in geflochtene Strähnen waren Talismane eingeknotet. Sieben schwere Ringe mit Totenköpfen waren auf seine dicken Finger gezwängt.
    Unter halb geschlossenen Lidern hervor starrte er die Comitatus an.

    Â»Ein ergiebiger Beutezug, Leute. Nahrung und Rohmetall. Genug, dass jeder einen üppigen Anteil bekommen kann.«
    Ein Raunen schwoll an. Aber jeder meinte nur die Comitatus; die Mitläufer würden sich mit den Überresten zufriedengeben müssen.
    Â»Und doch nicht so einträglich, wie er hätte sein können. Irgendein Narr hat das Gefängnis verärgert.« Er spuckte das Ket aus, nahm sich ein neues Stück aus dem Elfenbeinkästchen neben seinem Ellbogen und schob es sich sorgfältig in die Wangenhöhle. »Zwei Männer wurden getötet.« Er kaute langsam und hielt den Blick unverwandt auf Finn gerichtet. »Und jemand hat eine Geisel genommen.«
    Finn öffnete den Mund, aber Keiro trat ihm fest auf den Fuß. Es war nie eine gute Idee, Jormanric zu unterbrechen. Er sprach langsam und machte seltsame Pausen, doch der Anschein von Dummheit war trügerisch.
    Ein dünner Faden von roter Spucke klebte an Jormanrics Bart. Schließlich sagte der Flügelherr: »Erkläre es, Finn.«
    Finn schluckte, doch Keiro antwortete mit kühler Stimme. »Flügelherr, mein Eidbruder ist dort draußen ein großes Risiko eingegangen. Es hätte gut sein können, dass die Civitates nicht anhalten oder auch nur langsamer werden. Durch ihn haben wir genug Nahrung für viele Tage. Die Frau war eine Schwäche des Augenblicks, eine kleine Belohnung. Aber selbstverständlich gehört sie dir, die Entscheidung liegt bei dir. Sie ist ohne Bedeutung, so oder so.«
    Das Selbstverständlich war voller Sarkasmus. Jormanric hörte nicht auf zu kauen. Finn war sich nicht sicher, ob er die Nadelstiche einer solchen versteckten Drohung überhaupt bemerkt hatte. Dann sah er die Maestra. Sie stand an der Seite, bewacht, die Hände zusammengekettet. Ihr Gesicht war voller Schmutz, und Haarsträhnen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst. Sie musste
verängstigt sein, aber sie hielt sich kerzengerade. Ihr Blick ruhte zunächst auf Keiro, dann wanderte er zu Finn und wurde eisig. Finn konnte diese Verachtung nicht ertragen und schlug die Augen nieder, aber Keiro stieß ihn in die Seite, und sofort richtete er sich wieder auf und starrte alle Anwesenden an. Hier Schwäche oder Zweifel zu zeigen bedeutete das Ende. Er würde keinem von ihnen je vertrauen können, mit Ausnahme von Keiro, und selbst das nur aufgrund des Eides.
    Mit arroganter
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