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In tiefster Dunkelheit

In tiefster Dunkelheit

Titel: In tiefster Dunkelheit
Autoren: Debra Webb
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Finger auf die Fotos an der Tafel, »sondern nach vier Leichen.«
    Die schwere Stille hielt an, einen, zwei, drei Herzschläge lang.
    »Haben Sie die weite Reise nur auf sich genommen, um uns zu erklären, was wir nicht wissen,
Special
Agent Harris?«, meldete sich Griggs zu Wort und brach damit den Bann. »Sollten wir nicht darüber sprechen, was wir wissen?«
    Jess richtete sich auf und musterte ihn mit unverhohlener Skepsis. »Ich habe die Befragungsprotokolle der Familien und Freunde gelesen. Ich habe mir die Fotos der Wohnungen und Häuser genau angesehen und die der Orte, an denen die Mädchen zuletzt gesehen wurden. Verzeihen Sie mir meine Offenheit, Sheriff Griggs, aber so weit ich sehen kann, ist das, was Sie wissen, für den Fall nicht weiter relevant. Das, was Sie nicht wissen, gibt den Ausschlag.«
    Mit knallrotem Gesicht, die Backen empört gebläht, wollte Griggs schon zurückschlagen, doch Jess kam ihm zuvor. »Diese Mädchen sind nicht verschwunden, ohne dass irgendjemand etwas gesehen oder gehört hat. Möglicherweise ist es nur ein winziges Detail. So klein, dass es der Person, die davon weiß, unbedeutend vorkommt. So alltäglich, dass es nicht weiter auffällt. Aber es ist da, und wir müssen es finden. Wenn alle vier Mädchen von demselben unbekannten Täter entführt wurden, gibt es eine Verbindung, die wir übersehen haben. Diese scheinbar unbedeutende Kleinigkeit, die sie gemeinsam haben, könnte der Schlüssel zu diesem Fall sein.«
    »Agent Harris«, sagte Detective Wells, »wir haben nicht mal eine einzige Person gefunden, die alle diese Mädchen kannte. Keinen Freund, Pfarrer oder Arbeitgeber. Niemanden.« Wells schüttelte den Kopf. »Keiner der Bekannten oder Freunde ist vorbestraft oder wegen Gewalttätigkeit aufgefallen oder sonst irgendwie aktenkundig. Wenn wir nach einem Serientäter suchen, müssten dann diese Details, von denen Sie sprechen, nicht in seiner Vergangenheit zu finden sein? Irgendein Hinweis auf auffälliges Verhalten?«
    Wells war erst letztes Jahr zum Detective befördert worden und hatte schnell gezeigt, dass sie eine der besten im Birmingham PD war. Trotz seiner zwanzig Jahre Polizeierfahrung rutschte Dan jetzt gespannt an die Kante seines Stuhls. Was würde Jess auf die provokative Frage erwidern?
    »Wenn Sie sich näher mit Serienstraftätern beschäftigen, Detective, werden Sie Folgendes feststellen: Egal ob es um Mörder, Vergewaltiger oder simple Spanner geht, die Experten sind sich oftmals nicht einig, ob sie so geboren wurden oder sich aufgrund von Umweltfaktoren dazu entwickelt haben. Aber dieselben Experten sind sich in einem Punkt völlig einig, nämlich dass diese Straftäter alle eines gemeinsam haben: Zum Serientäter wurden sie erst, nachdem sie diese eine erste Tat begangen hatten. Und was das Böse betrifft«, sie zuckte mit einer Schulter, »ich habe mich zwölf Jahre lang mit dem Thema beschäftigt, und eins weiß ich nun sicher.« Ihr Gesichtsausdruck wurde abwesend, irgendwie verletzlich. Sie blinzelte und schien dann wegzuschieben, was immer sie abgelenkt hatte. »Wenn Sie wissen wollen, wie das Böse aussieht, sehen Sie in den Spiegel.«
    Sie beugte sich vor, legte die Hände wieder flach auf den Tisch und sah Wells direkt an. »Jeder von uns ist zum Bösen fähig, Detective. Wir haben alle eine Grenze. Dass wir sie nicht überschreiten, unterscheidet uns von den Ed Geins und Charles Mansons dieser Welt.«
    »Mit allem gebotenen Respekt, Agent Harris«, meldete sich Patterson zu Wort.
    Jess richtete sich zu voller Größe auf, straffte die Schultern und wandte sich zu ihm um.
    »Ich bin sicher, wir alle wissen Ihren Vortrag über Motive und übersehene Details zu schätzen, aber ich für meinen Teil würde allmählich gern etwas mehr tun, als nur darüber zu reden, was wir nicht haben und nicht wissen.«
    »Sie lesen meine Gedanken, Chief Patterson.« Jess ging langsam zurück zur Tafel und wies darauf. »Wir gehen zurück zur Quelle. Zu den Leuten, die diese Mädchen am besten kennen. Und wir finden das, was wir übersehen haben. Wir hören nicht eher auf, als bis wir es gefunden haben.«
    »Was ist mit den Medien? Sollen wir die einschalten?«, wagte Griggs sich vor. »Die Fotos der Mädchen waren auf allen lokalen Kanälen und in den Zeitungen zu sehen. Es wird doch Zeit, dass wir dieses Mittel stärker ausreizen, finden Sie nicht?«
    Dan verkniff sich die bissige Antwort, die ihm auf der Zunge lag. Die flehenden Bitten der Familien um
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