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In The Army Now

In The Army Now

Titel: In The Army Now
Autoren: Matthias Goosen
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zärtlich ließ er seine Lippen über die meinigen gleiten, dabei hinterließ er einen zarten Film aus Speichel, der so gut schmeckte – wie Erdbeeren und nach ihm roch – so männlich.
      Nachdem ich einmal umsteigen musste, hatte ich mir wieder einen Platz ausgesucht, an dem ich alleine sein konnte mit meinen Gedanken. Die Mutter mit ihrem kleinen Kind, das ständig schrie, bemerkte ich gar nicht und auch nicht den alten Mann, der schnarchend zwei Sitze vor mir döste. Ich berührte meinen Mund mit meiner rechten Hand und schloss die Augen. Jules war wieder bei mir und küsste mich.
     
    Ich wachte erst wieder auf, als der Bus endgültig stehen blieb und mich der Buschauffeur anwies, den Bus zu verlassen, weil wir in L’omparde Dunè erreicht hätten.
      Ich hielt – mal wieder – den Atem an, es war ein verdammt großer Stützpunkt. Männer in Un iformen gingen auf und ab, man hörte Befehle rufen oder Parolen singen. L’omparde Dunè war ein besonderer Stützpunkt, soviel hatte ich inzwischen von einem Jungen gehört, der ständig quasselte, er wurde Gustave gerufen. Am Eingang wurde uns gesagt, dass wir uns im Hauptquartier melden sollten, dort erhielten wir weitere Instruktionen. Am Hauptquartier warteten schon viele neue junge Soldaten auf diese sogenannten Instruktionen. Ich selbst war schon aufgeregt genug und dann musste noch mit Fremdwörtern jongliert werden, das passte gar nicht zu mir. Ein paar von den neuen Männern stellten sich einander vor, um Freundschaft zu schließen, ein paar erkannten sich wieder und ein paar, zu ihnen gehörte ich, sagten nichts und blieben stumm.
      Gustave hatte gleich ein paar Typen um sich scharren und quasselte, das konnte er anscheinend am besten.
      Ein wenig später wurde mein Name aufgenommen und mir wurde meine Ausrüstung gegeben und mit der Ausrüstung musste wieder warten.
      Das Warten war das Schlimmste, finde ich. Einige – allen voran dieser Gustave – laberten von merkwürdigen Begebenheiten auf dieser Kaserne, aber er wusste nichts Genaueres, wie er sagte. Die Ausbilder sollen sehr streng sein, es wurde nicht viel darüber geredet, viele kamen verändert nachhause zurück. Na, Gustave schien es also zu wissen.
      Ich hielt wieder meine Hand auf meinen Mund und schloss die Augen und öffnete sie erst wi eder, als ein Rummel um mich war und es zunehmend lauter wurde. Ich sah wie meine zukünftigen Soldatenkollegen aufgestanden waren. Schnell stand ich auch auf und versuchte zu eruieren, was geschehen war und was ich versäumt hatte. Es stellte sich heraus, dass sich einer der Offiziere vorstellte. Er hieß Sous-officiers Bacon (was so viel wie ein Unteroffizier war). Er war ein großer Mann, wahrscheinlich 2 Meter groß und von seiner Statur gleich einem Schrank. Irgendwie wurde mir ein wenig mulmig, wenn ich ihn ansah, weil er etwas Geiles an sich hatte. Er schrie beinahe mit seiner kraftstrotzenden Stimme, dass jeder nun eine Nummer ziehen musste. Das war einfach, dachte ich mir, und nur für das Ziehen einer Nummer wurde so ein Aufstand gemacht. Ich wunderte mich und tat, wie mir befohlen wurde.
      Auf meinem Zettel war die Nummer 81.
      Bacon sagte: „Jene, die eine Nummer von 0 – 40 gezogen haben, bleiben auf diesem Stützpunkt: Distrikt 1. Die die von 41 aufwärts bis 80 eine Nummer gezogen haben, kommen in Distrikt 2, dieser liegt hinter Distrikt 1. Und die, die von 81 – 110 ihre Nummer gezogen haben, kommen zu Distrikt 3. Draußen wartet ein Bus, der sie zu Distrikt 3 bringt. Ich gehöre ebenso Distrikt 3 an“, sagte Bacon und trappte schnellen und stampfenden Schrittes zwischen uns durch und ich folgte ihm, da ich doch zu Distrikt 3 gehörte.
      Im Bus setzte ich mich so gleich zu einem Jungen, der Clément hieß.
      Clément fragte mich: „Weißt du, wo wir hingebracht werden?“
      Ich konnte ihm diese Frage beim besten Willen nicht beantworten. Einer der Jungs, es war ein ganz besonders mutiger Junge, stand auf – der Bus war schon in Fahrt gegangen – und fragte Bacon, wo es hinginge.
      „Sofort anhalten!“, schrie Bacon.
      Mir blieb das Herz stehen. Ich hoffte, dass mit dem schönen, jungen Mann nichts passierte, immerhin wollte er ja nur wissen, wohin die Reise ging – es gehörte wohl zu seinem und unserem Naturrecht zu fragen. Anscheinend nicht für Sous-officiers Bacon.
      „Was haben sie für eine Nummer gezogen?“, fragte Bacon.
      „99“, antwortete der junge Schönling so laut er konnte.
     
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