Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
hat.
    »Hallo«, meldet sich Frau Winternitz aufs neue.  
    »Was für ein Zement, bitte? Hallo?«  
    »Mit wem wollen Sie eigentlich sprechen?«
    »Mit dem Herrn Zeichner von der Zeitung. Sind das nicht Sie?«
    »Jawohl, ich bin Sie.«
    »Dann sagen Sie mir, ob Sie glauben, daß ich jetzt unterschreiben soll!«
    »Was glaubt Columbo?«
    »Wer, bitte?«
    »Ich meine: Wer vertritt Sie in dieser Angelegenheit?«
    »Doktor Gelbstein.«
    Da haben wir's. Jetzt geht's drunter und drüber. Oder soll sich Columbo vielleicht bei Dr. Gelbstein erkundigen? Der Fehler muß gleich am Anfang passiert sein. Gleich als Frau Winternitz mich fragte, ob ich bereit bin, einem Mitmenschen zu helfen, hätte ich antworten müssen: niemals, unter keinen Umständen. Jetzt stehe ich da mit meinem weichen jüdischen Herzen. Und dort steht Columbo, der soeben Auftrag gegeben hat, die Mauer einzureißen und den Leichnam auszugraben. Natürlich lacht ihm Gelbstein ins Gesicht. Nein, nicht Gelbstein. Der Architekt.
    »Wollen Sie mich nicht nach den Feiertagen anrufen? Dann bin ich gerne bereit -«
    »Bitte nicht! Bitte jetzt gleich! Ich sagte Ihnen doch, daß er morgen verreist!«  
    »Wer?«
    »Doktor Gelbstein.«
    Vor meinen Augen entfaltet sich ein unerhörtes Drama, ein Mordfall allererster Klasse - und ich soll mich mit den Reiseplänen eines Herrn Gelbstein beschäftigen. Was geht er mich an? Ich hasse ihn. Er ist ein Verbrecher. Columbo wird es ihm schon beweisen. Wozu würde er sonst im Wagen des Architekten dahinsausen?
    Ich lege die quakende Telefonmuschel hin, das ist ja nicht auszuhalten. Meinetwegen kann Frau Winternitz mit dem Architekten verreisen, wohin sie will. Kein Zweifel, die Leiche liegt im Kofferraum. Ich wette jeden Betrag, daß Columbo -
    »Hallo! Hallo! Hallo!« quakt es aus der Muschel.
    »Ja? Wer spricht?«
    »Frau Winternitz. Die Mutter von Gad. Hoffentlich störe ich Sie nicht. Mein seliger Mann...«
    In Indien werden die Witwen seliger Männer verbrannt. Oder wurden. Das waren Zeiten. Vorbei, vorbei. Genau wie Columbo im sausenden Auto. Und Gelbstein dicht hinter ihm, als Architekt verkleidet. Geht er ihm in die Falle?
    Sie haben ihn! Vorne Columbo mit quergestelltem Kofferraum in der Leiche, von beiden Seiten die Polizei, und der Architekt mittendrin. Du hast dir das alles sehr schön ausgedacht, mein Junge, aber du hast nicht mit Gads Glasauge gerechnet. Das ist es ja, was ihn so menschlich macht.
    »Dann glauben Sie also«, fragt Frau Winternitz, »daß Doktor Gelbstein verreisen kann?«
    »Unbedingt.«
    »Danke. Danke vielmals. Sie haben mir sehr geholfen. Verzeihen Sie die Störung.«
    »Hauptsache, wir haben ihn.«
    »Wen, bitte?«
    »Den Architekten.«
    »Ach so. Natürlich. Grüße von Gad.«
    »Nicht der Rede wert.«
    »Gute Nacht, Herr Kirschhorn.«
    »Gute Nacht, Frau Columbo.«

Kurzer Lehrgang im Profiringen

    Nicht zuletzt dank dem Fernsehen wird der Sport immer populärer. Es müssen nicht unbedingt 22 Fußballspieler sein, von denen 22000 Sportfanatiker angelockt und in höchste Erregung versetzt werden - manchmal genügen schon zwei Schwergewichtsringer, die ihr Geschäft verstehen. Damit will ich nicht gesagt haben, daß es im Sport nur ums Geschäft geht. Es geht auch darum, daß die Idealisten nichts davon merken.  
    Etwa so:
    »Also paß gut auf, Weißberger. Du steigst nicht in den Ring wie jeder andere, sondern du springst mit einem Panthersatz über die Seile.«
    »Warum?«
    »Weil du der >Schrecken von Tanger< bist, Weißberger. Wie oft soll ich dir das noch sagen? Weiter. Die Zuschauer werden dich natürlich auspfeifen. Daraufhin machst du eine obszöne Geste ins Publikum und trittst einem Herrn mit Brille, der dicht am Ring sitzt, auf die Nase. Und zwar so stark, daß er blutet.«
    »Muß das sein?«
    »Frag nicht so dumm. Dafür wird er ja bezahlt. Als der Rowdy, der du bist, packst du auch noch den Schiedsrichter und wirfst ihn aus dem Ring.«
    »Armer Kerl.«
    »Arm? Er bekommt drei Prozent von den Bruttoeinnahmen. Wenn er wieder im Ring ist, wird er dich verwarnen, aber du lachst ihm nur ins Gesicht und schüttelst die Fäuste. Da bekommst du von einem empörten Zuschauer eine Bierflasche an den Kopf geworfen.«
    »Oiweh.«
    »Keine Angst, Weißberger. Er verfehlt dich. Es ist nicht das erste Mal, daß er für mich wirft. Und die Polizisten werden ihn sofort abführen.«
    »Kann man sich auf sie verlassen?«
    »Wir haben die Szene gestern zweimal mit der Polizei geprobt. Das ist in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher