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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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dem vorangegangenen mit freiem Ohr nicht zu unterscheiden. Es belief sich auf 0,0.
    Abermals rief ich Avigdor an.
    »Kein Wunder«, sagte er abermals. »Sie brauchen einen Vorverstärker.«
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«  
    »Andere Kundschaften wissen so etwas von selbst. Ich kann ja nicht an alles denken.«
    Der Vorverstärker wirkte sich zwar recht günstig auf die Tonstärke aus, riß jedoch ein gewaltiges Loch in unser bis dahin auf Mono eingestelltes Haushaltsbudget. Außerdem erwies sich, daß das Nahalregiment eines Tonaussteuerungsschalters bedurfte, um seinen Empfindlichkeitskoeffizienten auf 180000 Hz zu steigern — eine imposante Ziffer, wie sie den militärischen Erfolgen unserer tapferen Truppe angemessen ist.
    »Jetzt«, sagte Avigdor, »nähern Sie sich der audiophonischen Vollkommenheit.«
    Das stimmte nicht ganz. Etwas fehlte noch, zum Beispiel ein wechselseitiger Balanceregulator. Er wurde angeschafft und dem ständig wachsenden Drahtdschungel in unserem Wohnzimmer angefügt. Aber die von ASP & Co. produzierten Töne blieben immer noch dürftig. Es tröstete uns nicht, daß die Trommeln von links kamen und die Tschinellen von rechts. Und das Schlimmste: Wir konnten die kostspielige Anlage keinem Besucher vorführen. Das aber war doch von Anfang an der ganze Sinn und Zweck unserer Stereoinvestition gewesen.
    Wir begannen zu experimentieren, stellten den Trommellautsprecher auf das Bücherregal und die Tschinellen unter den Tisch, konstruierten eine kunstvolle Verbindung mit dem elektrischen Mixer in der Küche, schalteten sogar die Waschmaschine ein - aber nichts von alledem half.
    Ich ging zu Avigdor und gab ihm mit fester Stimme bekannt, daß ich das ganze Schaltwerk zurückzugeben wünschte.
    Avigdor empfahl mir, keine vorschnelle Entscheidung zu treffen. Er hätte soeben eine neue quadrophonische Detektoranlage bekommen, die eine phantastische Verbesserung gegen die bisherige -. Nachdem er sich von meinem spontanen Griff nach seiner Gurgel befreit hatte, gab er endlich klein bei:
    »Es gibt überhaupt keine Verbesserungen mehr«, gestand er. »Es gibt nur noch neue Namen für das, was sowieso schon da ist. Von Montag bis Donnerstag heißt es >Panascop-Supersonic<, für den Rest der Woche >Superscop-Panasonic<. Was es bedeuten soll, weiß ich nicht.«
    Avigdor bedauerte mich. Ich überließ ihn seinem stereophonischen Elend und begab mich in das meine zurück, das ungefähr die Hälfte unseres Wohnzimmers ausfüllte. Den Ohren hatte das monströse Arrangement zwar nichts zu bieten, dafür den Augen um so mehr. Und seit wir für die einzelnen Bestandteile insgesamt 12 Plexiglasgehäuse erworben haben, thront das Ganze wie ein imposantes Statussymbol über unserer Wohnungseinrichtung. Es ist das, was man totale Dynamik-Balance nennt. Nicht minder imposant sind die Folgen für unser Budget. Ausgang: 17468 Shekel. Eingang: Trommeln und Tschinellen.

Wie paradiere ich Hit?
     
    Meine Abneigung gegen die Welt des mechanischen Lärms hat nicht nur ästhetische Ursachen, gilt nicht nur der Stereophonie. Ich bekenne mich darüber hinaus zu einem Gefühl der Mißgunst und des Neides. Es bezieht sich auf die Verfasser der erfolgreichen Schlager, auf die »Goldenen Schallplatten«, mit denen sie ausgezeichnet werden, und nicht zuletzt auf das Geld, das sie verdienen. Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, und warum sollte es das, haben Komponist und Textdichter des unsterblichen Liedes »Ich küsse Ihre Hand, Madame« damit mehr Geld verdient als Dostojewski mit seinen sämtlichen Werken. Irgendein Schmierfink, der in fünf Minuten einen Schlagertext hinfetzt, wird für sein ganzes Leben zum Millionär. Das schmerzt.  
    Das erscheint sehr ungerecht, ist es aber nicht.
    Wir alle kennen die Namen der Koryphäen, die allwöchentlich die Hitparade anführen. Aber haben wir auch eine richtige Vorstellung von der unendlichen Mühe und Arbeit, die sie dorthin gebracht hat?
    Wir haben keine richtige Vorstellung.
    Daher die Kulturkrise.
    Sie begann von einigen Jahren, als »Galei Zahal«, der Rundfunksender der israelischen Armee, eine Publikumsbefragung veranstaltete, die über den populärsten Schlager der Woche entscheiden sollte. Die Rundfunkhörer wurden aufgefordert, ihren Favoriten auf einer Postkarte namhaft zu machen und diese einzusenden. So einfach war das.
    Ein begabter junger Komponist namens Gideon Wiesel wurde daraufhin von einer genialen Inspiration überkommen. Er setzte sich
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