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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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beauftragt:
    »Sie sind umzingelt, Goldstein! Widerstand ist zwecklos! Ergeben Sie sich!«
    In den anschließenden Verhandlungen wird Goldstein natürlich versuchen, sich durch die Zusage, morgen ganz bestimmt zu erscheinen, aus der Schlinge zu ziehen. Aber darauf gehen wir nicht ein. Wir schicken ihm einen Wagen mit Chauffeur. Goldstein windet sich. Er bietet uns Mahmud als Geisel an. Nichts da! Njet und abermals njet. Er braucht Terpentin? Wir werden es zu seiner Arbeitsstätte schaffen.
    Am Abend bekommt er zwei Glas Milch, eines für Mahmud. Und übernachten muß er im Badezimmer...  
    Träumereien. Leere Phantasmagorien. Wenn wir das Haus, in dem wir Goldstein entdeckt haben, endlich stürmen, ist Goldstein verschwunden. Wahrscheinlich stellt er gerade an der Schwelle eines Wohnzimmers in Herzlia seine Leiter auf. Und Mahmud beginnt im Farbtopf zu rühren.

Trommeln und Tschinellen

    Vor einiger Zeit waren wir wieder einmal bei den Spiegels eingeladen, unseren guten und nahrhaften Freunden. Während wir uns durch das hervorragende Abendessen hindurchkauten, fragte uns die Gastgeberin, ob wir nicht ein wenig stereophonische Musik hören möchten. Ohne unsere Antwort abzuwarten, schaltete sie den Apparat ein, und im nächsten Augenblick flutete von allen Seiten Musik durch den Raum. Aus dem Lautsprecher in der rechten Ecke des Zimmers drangen gewaltige Mengen von Blech, von links kamen Zimbeln und Trommeln in der Stärke von ungefähr 12 Megatoneinheiten. Hastig würgten wir die letzten Bissen hinunter und sausten ab, noch mehrere Straßenzüge lang von dröhnenden Paukenschlägen verfolgt.
    Zu Hause wandte sich die beste Ehefrau von allen an mich: »Ephraim - warum haben wirkein Stereo?«
    »Erstens«, antwortete ich, »ist unser Plattenspieler sehr gut. Und zweitens«, antwortete ich, »hast du offenbar vergessen, daß wir uns vorgenommen haben, in der nächsten Zeit keine überflüssigen Luxusgüter anzuschaffen.«
    Der Tontechniker Avigdor, dem ich am nächsten Tag zufällig in seinem Laden begegnete, dampfte nur so von Höflichkeit und Sachverstand. Er erklärte mir die Nachteile der lächerlichen altmodischen Plattenspieler, die nichts als Mono hervorbrächten - und das sei in unserem technisch fortgeschrittenen Zeitalter einfach untragbar. Sogar der staatliche Rundfunk sende nur noch Stereomusik, sagte er. Dann führte er mir das neueste, soeben eingetroffene Modell vor, das er als »automatischen Stereoplattenspieler« bezeichnete, und händigte mir eine farbige Broschüre ein, die eine genaue Beschreibung des kleinen Wunders enthielt:
    »Vertikale und horizontale Tonarmeinstellung«, hieß es dort
    unter anderem. »Oszillograph-kontrollierter fotoelektrischer Stromkreis mit Servosystem und Digital-Computer auf Patronenbasis.«
    Ich machte Avigdor darauf aufmerksam, daß ich keinen Aeroplan kaufen wollte, sondern einen Plattenspieler. Er entgegnete mir, daß dieses Modell eines der einfachsten und billigsten auf dem Markt sei. Ich erwarb es gegen eine erhebliche Anzahlung und 36 Monatsraten.
    Zu Hause legte ich unsere einzige Stereoplatte, den Parademarsch des Nahalregiments, auf den automatischen Stereoplattenteller, im folgenden kurz ASP genannt, und wartete. - Nichts geschah. Man hörte nur das leise Summen der Nadel.
    Meine Familie reagierte auf die stereophonische Stille durchaus unfreundlich, und mein Sohn Amir, der bekanntlich rothaarig ist, gab der Vermutung Ausdruck, daß ich einen Plattenspieler für Taubstumme gekauft hätte, hahaha.
    Ich rief Avigdor an und teilte ihm mit, daß der ASP, der in seinem Laden so wunderschön geklungen hatte, bei uns zu Hause keinen Ton von sich gab.
    »Das darf Sie nicht wundern, lieber Herr«, belehrte mich Avigdor. »Seit wann funktionieren Plattenspieler ohne Lautsprecher und ohne Verstärker?«
    Ein Stereo ohne Verstärker ist, wie sich zeigte, ein Ping ohne Pong. Folglich bestellte ich bei Avigdor einen Verstärker und zwei Lautsprecher für links und rechts.
    »18 Watt je Kanal«, verkündete die beigefügte Aufklärungsbroschüre in rotem Druck, »0,03 % Harmonieverzerrung« in Grün, und »20-50000 Hz Frequenzempfänglichkeit« in Ultramarin. Diese letzte Angabe erläuterte Avigdor wie folgt:
    »Der Apparat garantiert einen ungeheuren Umfang der Klangwiedergabe. Sie hören jede Nuance, vom tiefsten Brummen der Baßgeige bis zum höchsten Wimmern der Querflöte.«
    So ausgerüstet, setzte ich die Wundermaschine aufs neue in Betrieb. Das Ergebnis war von
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