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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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wie bin ich hierher gekommen?«
    Ihr Gastgeber, falls er das denn war, hockte sich auf eine Ecke des Tisches, ein Bein auf dem Boden abgestützt, das andere entspannt baumelnd. Irgendetwas an der lässigen Grazie seiner Bewegungen kam Meg bekannt vor. Und dann wusste sie plötzlich, wer er war. Der Mann, den sie von der Uferpromenade aus beobachtet hatte, als er an Bord des Kriegsschiffes ging.
    »Ist das Euer Schiff?«, fragte sie eher rhetorisch.
    »Es heißt Mary Rose «, erwiderte er. »Habt Ihr Hunger? Wie wäre es mit Frühstück?«
    Meg wurde bewusst, dass sie tatsächlich hungrig war, genau genommen sogar sehr hungrig. Wann hatte sie zuletzt etwas gegessen? »Wie lange bin ich schon hier?«
    »Gestern am späten Nachmittag seid Ihr an Bord gebracht worden. Jetzt ist es Vormittag.« Er griff nach einer kleinen Glocke hinter sich und klingelte. Sein Kopf bewegte sich durch einen Sonnenstrahl, und kupferne Lichter blitzten in seinen braunen Locken auf. Sein Haar hatte eine Farbe, wie Meg sie sich statt ihrer schamlos roten Locken immer gewünscht hatte, weil sie so diskret war.
    Meg lehnte sich zurück und betrachtete den Mann mit halb geschlossenen Lidern. Sie fühlte sich in keiner Weise durch ihn beunruhigt, was ihr unter den gegebenen Umständen etwas irrational erschien. Doch momentan hatte er nichts an sich, was ihr irgendwie bedrohlich vorkam.
    Ein rundlicher Mann öffnete die Tür und betrat die Kabine. Er warf nicht einen einzigen Blick zur Koje. »Ja, Käpt’n?«
    »Bringt uns Frühstück, Biggins«, sagte der Mann. »Und Kaffee… Oder zieht Ihr Tee vor, Madam?« Er lächelte Meg höflich zu. Seine Augen hatten das verblasste Blau eines fernen Horizonts.
    »Kaffee, danke«, sagte sie mit einer Begeisterung, die sich nicht bremsen ließ.
    »Wiedersehn… wiedersehn«, schnarrte der Ara auf der Stange, als Biggins hinausging.
    »Er hat wohl einen großen Wortschatz?«, mutmaßte sie spontan.
    »Ziemlich groß«, erwiderte der Kapitän der Mary Rose . Seine Augenbrauen näherten sich einander, als er die Stirn leicht runzelte. »Man sagte mir, Ihr hättet Euch am Kopf verletzt. Wie geht es Euch jetzt?«
    Sie fühlte an der Beule. »Ein bisschen tut es noch weh, aber es ist nichts Ernstes. Wo sind meine Kleider?«
    »Die werdet Ihr sicher nicht noch einmal tragen wollen. Schlamm und Wasser haben sie völlig ruiniert.« Er wischte das Thema ihrer Kleider mit einer Handbewegung beiseite und deutete auf eine der Seitenwände der Kajüte. »Im Schank auf der Backbordseite findet Ihr genug Ersatz.«
    »Verstehe«, sagte Meg, auch wenn es eigentlich nicht so war. »Und was ich jetzt anhabe…?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Was habt Ihr denn an?« Er klang, als wäre er wirklich neugierig.
    Meg blinzelte verwirrt. Vielleicht war es irgendwann möglich, dieser wirren Unterhaltung irgendeinen Sinn zu entlocken. »Ein Nachthemd«, stellte sie fest. »Und soweit ich sehen konnte, ist es äußerst modisch und elegant.«
    Er nickte wenig überrascht. »Man hat Euch in die Krankenkabine gebracht. Ich gehe davon aus, dass Euch der Arzt die nassen Kleider ausgezogen hat, als er sich um die Wunde an Eurem Kopf kümmerte.«
    Nun ja, das erklärte wenigstens diese Unklarheit. Gegen die Annäherung eines Arztes war unter solchen Umständen wohl nichts einzuwenden. Das Schiff machte plötzlich eine scharfe Wendung nach links. Meg hielt sich an den Seiten der Koje fest. Über ihnen knallte es. Ihr geheimnisvoller Gastgeber schien die Veränderung in der Bewegung überhaupt nicht wahrzunehmen.
    »Was war das denn?«, japste Meg.
    »Ein Strich backbord«, teilte er ihr ungerührt mit und rutschte vom Tisch, als die Tür sich öffnete und der rundliche Seemann von vorhin mit einem vollen Tablett wieder hereinkam, gefolgt von einem etwa sieben Jahre alten Jungen, der den Krug mit Kaffee trug.
    Solange der Tisch gedeckt wurde, blieb Meg, wo sie war. Der Junge warf ihr einen neugierigen, leicht schuldbewussten Blick zu, bevor er aus der Kajüte eilte, aber Biggins blieb ganz auf seine Aufgabe konzentriert. Als er fort war, verabschiedet von einem Redeschwall von Gus, schob Meg die Bettdecke beiseite und stieg behutsam aus diesem kistenähnlichen Bett. Der Fußboden schwankte unter ihr, und sie klammerte sich rasch an die Rückenlehne eines der Stühle.
    »Ihr werdet Euch daran gewöhnen«, stellte der Mann ruhig fest, der ihr wohl zum Frühstück Gesellschaft leisten wollte. Er betrachtete sie flüchtig, als sie neben dem
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