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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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Kiste als einem Bett ähnelte, doch als diese Welt noch einmal besonders heftig schwankte, verstand sie den Sinn der hölzernen Seitenwände. Es war dunkel, und so sehr sie sich auch bemühte, gelang es ihr doch nicht, irgendetwas Sinnvolles zu erkennen. Ihr Kopf fühlte sich dumpf an und schmerzte, und ihr Magen schien sich verknotet zu haben. Es war wohl das Einfachste, die Augen zu schließen.
    Als sie beim nächsten Mal wach wurde, war die Welt um sie her von Licht erfüllt und schaukelte nur noch leicht. Eine Stimme schnarrte: »Aufwachen… aufwachen!«
    Vorsichtig drehte Meg den Kopf zur Seite, denn am Hinterkopf spürte sie eine schmerzende Stelle. Ein großer, scharlachroter Vogel mit sehr langen Schwanzfedern saß auf einer Stange und betrachtete sie mit glänzenden Knopfaugen. »Aufwachen!«, wiederholte er und lachte schnarrend.
    Meg fragte sich, ob sie gestorben war und sich jetzt in einem seltsamen, schwankenden Jenseits befand, das von redenden Vögeln bevölkert war. »Sei still«, befahl sie dem Vogel, der pausenlos seine Aufforderung wiederholte und mit manischem Gelächter untermalte. Zu ihrem Erstaunen verstummte er.
    Behutsam hob sie den Kopf und betastete die schmerzende Stelle. Dicht hinter dem rechten Ohr hatte sie eine prächtige Beule. Das war beruhigend. Beulen gehörten ins wirkliche Leben und waren unvermeidlich, wenn man rückwärts auf harte Pflastersteine fiel. Sie war völlig durchnässt gewesen, und das wirbelnde Wasser in der Mittelrinne der Gasse hätte sie als Nächstes unter die Räder der Kutsche geschwemmt…
    Gut – immerhin hatte der Unfall ihr Erinnerungsvermögen nicht beeinträchtigt. Jede Einzelheit der Ereignisse stand ihr völlig klar vor Augen. Aber was war danach geschehen? Sie hob die Decke, unter der sie lag, und betrachtete ihren Körper, der erstaunlicherweise in ein extrem elegantes Nachthemd gekleidet war.
    »Gu’n Tag… Gu’n Tag…«, schlug der Vogel vor und legte den Kopf schief. Seine Knopfaugen funkelten sie an.
    »Guten Tag«, sagte Meg und setzte sich in der Kiste auf. Durch eine Reihe von Fenstern erkannte sie draußen das sanft wogende Meer. Sie war also auf einem Schiff… keine allzu schwierige Schlussfolgerung. Aber wie kam sie hierher – um nicht zu fragen: Warum ? Sie schaute sich in dem holzgetäfelten kleinen Raum um. Er war recht bequem eingerichtet: auf dem Fußboden ein Teppich, der nach Aubusson aussah, unter den Fenstern kissenbelegte Bänke, in der Mitte ein Tisch und zwei Stühle, die man auf dem Boden angeschraubt hatte, sowie Türen in der Holzverkleidung, die wohl Schränke waren. Dann gab es noch eine größere Tür, die offensichtlich irgendwohin führte.
    Bei einem leisen Klopfen an dieser Tür fuhr sie erschreckt zusammen. Sie schluckte, doch bevor sie etwas sagen konnte, krächzte der rote Vogel: »Herein… herein!«
    Die Tür öffnete sich, ein Mann trat ein und schloss die Tür hinter sich. Der Papagei reckte sich auf seiner Stange und schlug begeistert mit den Flügeln. Sofort streckte ihm Megs Besucher den Arm hin, und der Vogel flatterte von seiner Stange auf das dargebotene Handgelenk wie ein Falke, der zu seinem Falkner zurückkehrt.
    Meg starrte den Mann an. »Wer zum Teufel seid Ihr?«, wollte sie wissen.
    Das Lächeln ihres Besuchers leuchtete weiß in seinem dunkel gebräunten Gesicht. Er lehnte die Schultern gegen den Türrahmen und betrachtete sie mit freundlicher Neugier. »Seltsamerweise wollte ich Euch gerade das Gleiche fragen.«
    Meg schüttelte den Kopf, als würden ihre Gedanken dadurch klarer werden. »Ich hätte erwartet, dass Ihr den Namen einer Person kennt, die Ihr entführt habt«, stellte sie fest.
    »Tja, ich verstehe ja, dass es Euch möglicherweise nicht leicht fällt, das zu glauben, aber entführt wurdet Ihr eigentlich nicht.« Er ging durch die Kabine und platzierte den Vogel wieder auf seine Stange.
    Dieser gab ein leises, protestierendes Keckern von sich und knarzte: »Armer Gus… armer Gus.«
    Meg betrachtete den Vogel stirnrunzelnd. Das konnte ja wohl nicht wahr sein! »Gus?«, fragte sie.
    »Armer Gus«, verbesserte der Vogel.
    »Gus ist ein roter Ara«, teilte ihr der Mann mit und kraulte den Vogel am Kopf. »Und er ist ziemlich geschwätzig.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Meg trocken. Mein Gott, warum in aller Welt unterhielt sie sich über einen Papagei ? Sie gab sich Mühe, die Unterhaltung wieder in sinnvolle Bahnen zu lenken. »Wenn ich also nicht entführt wurde,
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