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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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Carson.« Sie gab der Frau einen Schilling.
    »Ihr solltet Euch auf dem Heimweg beeilen, Miss Barratt«, riet ihr die Frau und wickelte die Bücher in braunes Papier. »Draußen sieht es schon ziemlich dunkel aus.«
    Meg schaute zum Fenster. Die Sonne war verschwunden, und es war so dunkel geworden, als hätte die Dämmerung schon begonnen. »Ein Gewitter braut sich zusammen.« Sie schob sich die in Papier gewickelten Bücher unter den Arm und trat hinaus auf die Straße.
    Nur noch wenige Leute waren unterwegs, die eilig nach Hause strebten. Alle wollten dem drohenden Regen entgehen. Donner grollte. Meg hob ihre Röcke ein Stückchen und hastete auf die Gasse zu, durch die sie wieder hinunter zur Uferpromenade gelangen würde. Wenn sie die erst erreicht hatte, waren es nur noch zweihundert Meter bis zu dem Haus am Strand, das die Fortescus gemietet hatten. Schwere Regentropfen zerplatzten auf den Pflastersteinen, als Meg in die jetzt dunkle Gasse einbog. Wenigstens würde sie durch die vorkragenden Dächer der Häuser einen gewissen Schutz vor dem Regen haben. Sie schaute in Richtung Meer und entdeckte eine Kutsche, die ungefähr auf halbem Weg den Hang hinunter stand. Meg runzelte die Stirn. Die Gasse war so eng, dass es ihr schwer fallen würde, sich neben der Kutsche hindurchzudrängen.
    Meg blieb stehen, um die Bücher sicherer unter ihrem Schultertuch zu verstauen. Ein Donner krachte, und der Regen begann heftig zu werden. Die Tropfen waren so dick, dass sie, überraschend kalt und bekannterweise feucht, bis hinunter in die Gasse fielen und ihren Hut schon nach wenigen Sekunden durchweicht hatten. Es gab keine Hauseingänge, die ihr Schutz hätten bieten können, denn die Haustüren öffneten sich direkt zur Straße. So sah Meg ein, dass sie halt nass werden würde, und ging vorsichtig weiter in Richtung auf den schwachen grauen Schimmer des Meeres am unteren Ende der Gasse. Das Regenwasser schoss nun in Strömen durch die Rinne in der Mitte der gepflasterten Gasse den Hang hinab, die Pflastersteine wurden zusehends glitschiger durch Matsch und auf dem Wasser treibenden Abfall. Megs Füße in den Sandalen rutschten, und sie hielt sich am Türrahmen eines der Häuser fest, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Die Kutsche hangabwärts hatte sich immer noch nicht bewegt, und Meg fragte sich, weswegen überhaupt ein so großes Fahrzeug in eine derart enge Gasse fuhr. Sie konnte die Pferde nicht sehen, die vor der Kutsche in Richtung Meer standen, doch eine solche Kutsche brauchte mindestens vier Pferde, und die waren in einer solchen Umgebung sicher nur schwer zu lenken.
    Meg schüttelte den Kopf und beschloss, nicht weiter über dieses Rätsel nachzudenken. Sie konzentrierte sich ganz auf ihren Weg. Der Regen rann an ihrem Nacken entlang in ihr Kleid, ihre Röcke waren bereits tropfnass, der Saum schlammig und glitschig. Ihre Sandalen waren ruiniert, und ihr Hut sah aus wie ein Haufen nasses Stroh.
    Als sie näher kam, öffnete sich einladend die Tür der Kutsche. Meg runzelte die Stirn und wurde unruhig, ihr Herz begann rascher zu schlagen. Das war natürlich lächerlich. In dieser verschlafenen kleinen Küstenstadt gab es nichts zu befürchten. Allerdings hinderte sie die offene Tür daran, sich an der Kutsche vorbeizudrücken. Die rutschigen Pflastersteine machten es nicht leichter.
    Behutsam näherte sie sich der Kutsche und rief: »Könntet Ihr bitte die Tür schließen? Ich möchte vorbeigehen.« Niemand antwortete. Megs Unruhe verwandelte sich in Ärger. Vielleicht übertönte der Regen ja ihre Stimme, aber wie war es möglich, dass die Insassen der Kutsche nicht einmal daran dachten, dass vielleicht jemand hier entlanggehen wollte? Und warum zum Teufel stand die Kutsche hier mitten in einem Gewitter mit offener Tür herum?
    Sie versuchte, sich auf der anderen Seite an dem Hindernis vorbeizudrängen, und legte ihre Hand an die Rückfläche des Fahrzeugs, um sich erst mal festzuhalten, während sie sich wie blind daran entlangtastete. Plötzlich machte die Kutsche einen Ruck nach vorn. Meg rutschte aus und fiel rückwärts in den Strom von Regenwasser in der Mitte der Gasse. Einen Sekundenbruchteil war sie sich ihrer Gefahr bewusst. Das Wasser würde sie unter der Kutsche hindurch in Richtung Meer reißen. Dann wurde alles schwarz.
    Als sie die Augen öffnete, befand sie sich in einer fremden, seltsamen Welt. Eine schaukelnde, kippende Welt. Meg lag flach auf dem Rücken auf einer Pritsche, die eher einer
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