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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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Schulter Meg ihrer Zurückgezogenheit.
    Nichts zu befürchten ? Meg kauerte sich erneut auf die Bank unter dem Fenster. Es tat ihr gut, dass Gus weg war, die Ruhe erschien ihr himmlisch. Und dann bemerkte sie auf einmal, dass sich die Bewegung des Schiffes verändert hatte. Es schaukelte jetzt nur ganz sanft, und als sie aus dem Fenster sah, konnte sie erkennen, dass sie keine Fahrt mehr machten, denn die Wellen bewegten sich nicht mehr unter dem Bug hindurch.
    Tja, auf jeden Fall konnte sie im Nachthemd nichts unternehmen. Sie ging zum Schrank zurück und nahm sich Unterwäsche und ein bronzefarbenes Musselinkleid mit einem Schal mit Paisleymuster dazu heraus. Sie warf einen unbehaglichen Blick auf die Kajütentür. Die Aussicht darauf, sich umzuziehen, erschien ihr plötzlich weniger reizvoll. Wie um ihren Mangel an Privatsphäre zu betonen, klopfte es unvermittelt an der Tür. »Ich bitte um die Erlaubnis, das Frühstücksgeschirr abräumen zu dürfen, Miss Barratt.«
    Sie hüllte sich zuerst in das Paisleytuch und rief dann: »Herein!«
    Der rundliche Biggins betrat die Kajüte, nickte ihr mit einer knappen Verbeugung zu und räumte das Geschirr auf ein Tablett. »Ich bringe Euch gleich heißes Wasser«, sagte er, als er mit einem weiteren Nicken hinausging. Er ließ die Tür angelehnt und kam nach wenigen Minuten mit zwei dampfenden Krügen zurück. »Ich stelle sie in Käptn’s Bad, Madam«, erklärte er und trat über eine schmale, hohe Schwelle in einen kleinen Raum, den Meg bisher noch gar nicht bemerkt hatte.
    Neugierig folgte sie ihm. Die winzige Wandausbuchtung war mit einem Brett mit Loch in der Mitte ausgestattet, ähnlich wie ein normales Klosett, außer dass unter dem Loch offensichtlich das Meer lag. Dann gab es noch eine Porzellanwanne, die ebenfalls ein Loch Richtung Meer hatte, dazu einen Stöpsel an einer Kette. Trotz des wenigen Platzes hatte man ein Badezimmer geschaffen. »Wie hübsch«, lobte Meg und wunderte sich im selben Atemzug über diesen ihren Kommentar.
    »Wir geben uns Mühe«, erklärte Biggins und stellte die Krüge ab. »Braucht Ihr sonst noch etwas, Madam?«
    »Nein… nein, vielen Dank«, sagte Meg hastig. Seit einer Stunde hatte sie sich schon ziemlich unbehaglich gefühlt, weil sie genau das brauchte, was er ihr eben gezeigt hatte. Sie wartete, bis sie hörte, wie er die Kajütentür hinter sich zumachte, dann eilte sie hinter ihm her zur Tür und betrachtete sie sich genauer. Es gab ein Schlüsselloch, aber keinen Schlüssel. Es gefiel ihr gar nicht, sich hinter einer unverschlossenen Tür nackt auszuziehen oder gar das Klosett zu benutzen. Die beiden Stühle waren am Boden festgeschraubt, also konnte sie sie nicht benutzen, um die Tür zu verbarrikadieren. Sie war jedem ausgeliefert, der auf die Idee kam hereinzuspazieren. Von wegen auf diesem Schiff hatte sie nichts zu befürchten! Dieser Versicherung des Arztes wollte sie nicht trauen.
    Aber für solche stilistischen Feinheiten war ihr Drang jetzt einfach zu groß. Schließlich gab es da noch eine schmale Wand zwischen dem Toilettenraum und dem Rest der Kajüte. Sie erledigte ihre dringendsten Bedürfnisse, wusch sich Hände und Gesicht und ging dann zurück, um die Tür genauer zu inspizieren.
    Es schien nur eine einzige Lösung für das Problem zu geben. Sie holte die Kleider, die sie anziehen wollte, und stellte sich mit dem Rücken zur Tür. Hastig zog sie sich das Nachthemd über den Kopf und schlüpfte in Hemd, Unterrock, Strümpfe und schließlich das bronzefarbene Musselinkleid. Es passte ihr nicht wirklich exakt. Die abwesende Ana hatte wohl mehr Busen als sie, und etwas größer musste sie auch sein.
    Als sie sich die Schärpe unter der Brust band, wanderten ihre Gedanken zu der anderen Frau, und sie hielt inne und grübelte. Wer mochte sie sein? Hatte sie sich diese Kleider selbst ausgesucht, oder hatte man sie hier für sie bereitgehängt? Da Cosimos Männer sie anscheinend noch nie zuvor gesehen hatten, konnte sie also davon ausgehen, dass sie auch noch nie zuvor auf der Mary Rose gewesen war. Irgendjemand hatte demzufolge ihre Garderobe hierher gebracht. Jemand, der genau wusste, was ihr passen und gut stehen würde. Das ließ auf viel Nähe schließen. Offensichtlich war es zudem klar, dass sie die Kajüte mit dem Kapitän teilen würde. War also Ana Cosimos Geliebte?
    Meg schüttelte heftig den Kopf und band die Schärpe fertig. Es konnte ihr doch völlig egal sein, ob Ana seine Geliebte war oder nicht –
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