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In Liebe verführt

In Liebe verführt

Titel: In Liebe verführt
Autoren: Jane Feather
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loser Verbindung mit der offiziellen Marine, und ihr Kapitän diente der Krone unter seinen eigenen Voraussetzungen. Er zog die Unabhängigkeit eines Freibeuters der strengen, hierarchischen Struktur der Marine vor. Weil er sich schon bei mehr als einer Gelegenheit als unverzichtbar erwiesen hatte, musste sich die Marine überwinden und trotz ihres Bedürfnisses nach strengen Regeln den Außenseiter dulden.
    Sein Lächeln erlosch schnell, als der Gedanke an Miss Meg Barratt alle anderen Sorgen verdrängte. Er hatte sie eingeladen, an Deck zu kommen, doch noch immer war nichts von ihr zu sehen. Sie war wirklich nicht begeistert davon gewesen, sich an Bord der Mary Rose wiederzufinden, was er ihr kaum übel nehmen konnte. Aber er konnte sie auf Sark an Land setzen, so dass eines der nächsten Fischerboote sie für wenig Geld zurück nach Folkstone bringen würde.
    Konnte oder wollte er sie an Land setzen?
    Cosimos Gehirn schien auf zwei unterschiedlichen Ebenen gleichzeitig zu funktionieren. Während die bewusste Ebene brav und gewissenhaft ihrer Arbeit nachging, schien sein Unterbewusstsein von einem pfiffigen Kobold angeleitet zu werden, dessen Tätigkeit nicht nur segensreiche Ergebnisse auslöste. Miss Meg Barratt war Ana körperlich so ähnlich, dass es beinah unheimlich war. Ihre kleine, schmale Statur, das rote Haar. Anas Rot war etwas gedämpfter gewesen als das von Miss Barratt, doch der Unterschied war so gering, dass jemand, der Ana nur flüchtig kannte, das nicht bemerken würde. Die Sommersprossen… ließen sich überdecken. Die Gesichtszüge… eindeutig unterschiedlich, aber Napoleon war Ana nur zweimal begegnet, und das letzte Mal war schon vor mehr als einem Jahr gewesen. Er würde sich nicht mehr an Einzelheiten erinnern, und die Ähnlichkeit war frappierend genug, um ihn zu fesseln.
    Cosimo wandte sich wieder der Reling zu und summte leise vor sich hin, während er nachdachte. Auf den ersten Blick schien es ein absurder Plan zu sein. Aber ein Attentäter war es gewöhnt, sich anzupassen und alle Mittel zu nutzen, die sich ihm boten. Vielleicht würde er Miss Barratt eher nicht auf der Insel Sark absetzen. Doch solange er nicht wusste, in welcher Lage sich Ana befand, konnte er auf keinen Fall weitere Schritte unternehmen.
    Meg hörte erst nach langer Zeit auf, das ruhige, glänzende Wasser jenseits des Fensters zu betrachten. Sie schniefte entschieden, um von jetzt ab nicht mehr zu weinen, und sah sich noch einmal um. Der Frühstückstisch mit dem schmutzigen Geschirr darauf war unverändert. Gus, der offensichtlich beleidigt war, saß auf seiner Stange und hatte ihr den Rücken zugewandt. Ein großer Käfig hing schwankend mit offener Tür an einem Haken an der Decke. Ihr Blick fiel auf zwei Bücher, die ordentlich auf einem Regalbrett unter dem Steuerbordfenster lagen. Frau Radcliffes Der Italiener und Wordsworths Die Grenzgänger . Jemand hatte sich in der Gasse die Mühe gemacht, ihre Bücher aus dem Wasser zu fischen. Beunruhigend rücksichtsvoll.
    Sie betrachtete die Tür, die zu einer unbekannten Welt hinter der Kajüte führte. Wollte sie sich hinauswagen? Doch selbst wenn, in einem Nachthemd konnte sie es auf keinen Fall tun.
    Sie rutschte von der gepolsterten Bank und ging hinüber zum Schrank an der Backbordwand des Schiffes. Dort hingen mehrere Kleider, ein Umhang mit Kapuze, Umschlagtücher, und daneben befanden sich ein paar Schubladen, in denen exakt angeordnet Strümpfe, Unterhemdchen und Unterröcke lagen. Zwei Paar zweckmäßige lederne Halbstiefel mit Knopfverschluss rundeten das Angebot ab. Zweckmäßige Halbstiefel schienen für glitschige Deckplanken genau richtig zu sein, dachte Meg mit einem ironischen Grinsen, nachdem sie sich etwas wohler fühlte. Immerhin war ihr nicht vollständig ihr Selbstgefühl und ihr Sinn für Humor abhanden gekommen.
    Als es an der Tür klopfte, überschlug sich ihr Puls, und sie musste sich Mühe geben, um mit ruhiger Stimme »Herein!« rufen zu können. Gus kam ihr allerdings sowieso zuvor, und er wiederholte seine gekrächzte Aufforderung mehrmals, während sie sich der Tür zuwandte, die jetzt geöffnet wurde. Der Mann, der eintrat, war nicht Cosimo, sondern ein Fremder, und sie fragte sich, ob sie deswegen froh oder eher beunruhigt sein sollte.
    »David…David…«, schnarrte Gus erfreut, indem er erneut den Gastgeber spielte. Er hüpfte von seiner Stange auf den Tisch und pickte sich hier und dort etwas von den Tellern, wobei er die Brust
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