Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In jenem Sommer in Spanien

In jenem Sommer in Spanien

Titel: In jenem Sommer in Spanien
Autoren: CATHY WILLIAMS
Vom Netzwerk:
Gemeinsamkeiten, und wir sind auch nicht miteinander ausgekommen. Wir haben uns lediglich toleriert, weil wir keine andere Möglichkeit hatten.“ Sie atmete tief durch und verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken, um zu verbergen, wie sehr sie zitterten. „Der heutige Tag war so etwas wie ein Schock für mich. Es ist schon ein merkwürdiger Zufall, dass ich ausgerechnet in deinem Unternehmen gelandet bin. Doch es gibt keinen Grund, warum wir weiterhin Kontakt miteinander haben sollten. Ich wünsche dir alles Gute, aber nachdem ich dieses Zimmer verlassen habe, will ich dich auf keinen Fall wiedersehen.“
    Mit diesen Worten floh sie regelrecht aus dem Raum und nahm dann sogar die Treppe, um nicht am Aufzug warten zu müssen.
    Alex hatte sich immer wieder gefragt, wie sich die Dinge entwickelt hätten, wäre es ihr damals gelungen, ihn zu erreichen … und ihm von Luke zu erzählen. Jetzt würde Lucio – Gabriel – heiraten, da war es besser, an bestimmten Themen nicht zu rühren.

2. KAPITEL
    Gleich am nächsten Morgen reichte Alex ihre fristlose Kündigung ein. Die Kolleginnen reagierten erstaunt, und um weiteren Fragen zu entgehen, schob Alex familiäre Gründe vor. Als sie ihren Schreibtisch räumte, tat es ihr leid. Aber sie konnte nicht weiter mit Lucio beziehungsweise Gabriel in einer Firma arbeiten und seine Verlobte auf Shoppingtouren begleiten.
    Die finanzielle Auswirkung ihrer Kündigung bedachte sie an diesem Morgen kaum, Hauptsache es gelang ihr, das Bürogebäude zu verlassen, ohne Gabriels Aufsehen zu erregen.
    Eine Woche später konnte sie ihren früheren Job wieder antreten. Es war ein schmerzlicher Rückschritt, aber sie brauchte das Geld. Ihr ehemaliger Boss stellte keine Fragen, und sie bekam sogar ihren angestammten Arbeitsplatz im Empfangsbereich der Firma zurück. Dort saß sie auch, als eine weitere Woche später Gabriel erschien. Sie sah ihn nicht, viel zu sehr war sie damit beschäftigt, kurz vor Feierabend eiligst die letzten Korrekturen an einem Dokument vorzunehmen.
    Das Büro bestand nur aus einem großen Raum, den man provisorisch mit Stellwänden unterteilt hatte. Draußen war es kalt geworden, und offenbar funktionierte die Heizung nicht. Gabriel blickte sich suchend um, und als er Alex entdeckte, trug sie Wollmütze und Handschuhe, die ihre Fingerspitzen frei ließen. Das schicke graue Kostüm hatte sie gegen Jeans und Pulli getauscht. Wahrscheinlich hat sie dazu Turnschuhe an, dachte Gabriel, dem Alex einmal erzählt hatte, sie habe mit siebzehn, zur Beerdigung ihres Großvaters, ihr einziges Paar Pumps gekauft.
    Gabriel war nicht ganz klar, warum er diese Fahrt quer durch London unternommen hatte, er wusste nur, dass Alex ihm ständig im Kopf herumspukte. Dabei redete er sich ein, dass er lediglich sehen wollte, ob es ihr auch gut ging. Schließlich war sie einmal seine Geliebte und dann seine Angestellte gewesen. Diese hohen moralischen Beweggründe erlaubten es ihm auch, seine Termine für den späten Nachmittag abzusagen, etwas, das sonst undenkbar gewesen wäre.
    Es dauerte ein paar Minuten, bis ihn jemand bemerkte. Dann aber breitete sich die Kunde über seine Anwesenheit rasch aus, mit Getuschel und Gekicher. Schließlich kam eine Frau auf ihn zu, wahrscheinlich die Abteilungsleiterin. Inzwischen waren alle auf ihn aufmerksam geworden, nur Alex nicht, die in ihre eigene Welt abgetaucht schien.
    Gabriel bedeutete der Abteilungsleiterin, dass er zu Alex wollte. Als sie aufsah und ihn entdeckte, wurde sie blass. Unter den Blicken aller Anwesenden zog sie rasch Mütze und Handschuhe aus, während Gabriel weiterhin lässig im Türrahmen lehnte. Nachdem sich Alex im Flüsterton mit der Abteilungsleiterin besprochen hatte, kam sie errötend auf ihn zu.
    „Was machst du hier?“
    „Weißt du eigentlich, dass ich ganz vergessen habe, wie lang deine Beine sind?“
    „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“
    „Ich unterhalte mich nicht gerne zwischen Tür und Angel.“
    „Und ich mag es nicht, unter Beobachtung zu stehen.“
    „Warum gehen wir dann nicht irgendwohin, wo wir den Blicken deiner Kolleginnen nicht so ausgesetzt sind? Man könnte fast meinen, sie hätten noch nie einen Mann gesehen.“
    Das haben sie auch nicht, dachte Alex wehmütig, zumindest nicht so einen wie ihn. Sie blieb absichtlich auf Distanz und versuchte sich einzureden, sie sei verärgert. Doch in Wirklichkeit war sie sich vor allem seiner Anwesenheit bewusst und der unterschwelligen Stärke, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher