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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen
Autoren: David Ellis
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Burgos würde bald merken, dass es auf dieser Welt so etwas wie ein Gratismittagessen nicht gab.
    »Was haben Sie heute Morgen so getrieben, Terry?«
    Der Verdächtige zuckte mit den Achseln. »Nicht viel.«
    »Haben Sie zufällig Radio gehört?«
    »Nur meine Musik.«
    »Also kein Radio heute?«
    »Nö.«
    »Wie sieht’s mit Fernsehen aus? Mal reingeschaut?«
    »Auch nicht.«
    »Haben Sie mit jemand gesprochen? Nachbarn? Sonst irgendjemand?«
    Burgos schüttelte den Kopf. »Niemand.«
    Pauls Vertrauen in den Detective wuchs. Lightner hatte gerade ein paar mögliche Fallstricke ausgeräumt. Als die Polizei Burgos am späten Vormittag festgenommen hatte, hätte er bereits durch Radio- oder Fernsehnachrichten von den Morden erfahren haben können. Lightners Fragen aber hatten ergeben, dass er keine Nachrichten gehört hatte, also Kenntnisse der Tatumstände im Nachhinein nicht auf Fernsehen, Radio oder auch Nachbarn abschieben konnte. Alles was er aussagte, wusste er allein aus eigener Erfahrung.
    »Sie haben gelegentlich in Mansbury gejobbt, ist das richtig?«, fragte Lightner.
    »Stimmt.«
    »Malerarbeiten, Straßen ausbessern, Blätter zusammenrechen, Schnee schippen. Solche Sachen.«
    »Genau.«
    »Reinigungsarbeiten?«
    »Manchmal. Was die mir eben so aufgetragen haben.«
    Joel kratzte sich an der Wange.
    »Ich arbeite nicht mehr für die«, fügte Burgos hinzu.
    »Sie arbeiten nicht mehr in Mansbury?«
    Burgos schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht, Terry?«
    »Keine Ahnung.« Burgos zuckte mit den Achseln. »Die haben mich gefeuert.«
    Ein Uniformierter erschien mit der Coke, und Burgos lebte sichtlich auf. Er riss die Dose auf und trank einen Schluck. Paul hatte selbst noch nicht allzu viele Verhöre durchgeführt, aber die letzten Fragen schienen ihm wenig ergiebig. Er selbst hätte Burgos diese Informationen nicht aus der Nase gezogen, sondern ihn knallhart damit konfrontiert, um ihm zu zeigen, dass sie Bescheid wussten und sich nicht auf der Nase herumtanzen ließen. Lightner dagegen spielte den Dummen.
    Doch es führten viele Wege zu einem Geständnis. Joel musste es auf seine Weise über die Bühne bringen, so gerne Riley sich auch eingeschaltet hätte.
    »Als Sie noch dort gearbeitet haben, Terry«, sagte Lightner, »waren Sie da mal im Bramhall Auditorium?«
    Burgos musterte die Coladose wie einen preisgekrönten Diamanten. Er leckte sich die Lippen und nahm noch einen Schluck. »Ja, war ich«, erwiderte er.
    »Sind Sie auch unten im Keller gewesen? Wo die Reinigungsmittel lagern?«
    Joel kam jetzt wieder mehr zur Sache, mit einer für die Vernehmung zweifellos entscheidenden Frage, egal ob die Antwort ja oder nein lautete.
    »Ja«, erwiderte Burgos.
    Riley wandte sich an Chief Clark. »Sagen Sie Ihrem Beamten, er soll das Essen nicht reinbringen, bevor Sie ihm den Befehl dazu geben.« Eigentlich meinte Riley, bevor ich den Befehl dazu gebe, aber er wollte niemandem auf die Füße treten.
    »Und hat da jeder Zutritt, Terry? Könnte zum Beispiel ich da einfach so reinspazieren und runter in den Keller gehen?«
    »Sie brauchen den Schlüssel.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?«
    »Als ich dort gearbeitet hab, hatte ich welche zu allen Gebäuden.«
    Paul hielt den Atem an. Das war einer dieser Momente. Während einer Befragung suchte man immer nach dem Durchbruch. Manchmal kam er wie von selbst. Oft war es aber auch wie ein Spiel, in dem eine ganze Reihe von möglichen Fragen die Schleusen öffnen konnte. Der Job des Verhörenden bestand darin, im Damm herumzustochern, bis er das Loch fand.
    Burgos war der Frage ausgewichen.
    »Und jetzt?«, fragte Lightner. »Besitzen Sie die Schlüssel noch?«
    »Ich hab sie zurückgegeben.«
    Wieder ausgewichen. Natürlich hatte er die Schlüssel zurückgegeben. Aber hatte er sich vielleicht eine Kopie machen lassen?
    Die Vermutung lag nahe – und mehr als vermuten konnte man hier nicht -, dass Burgos sich Nachschlüssel von allen Gebäuden in Mansbury hatte anfertigen lassen. Daher hatte die Dekanin des College, Janet Scotland, den Unterricht auf unbestimmte Zeit ausgesetzt und das Schulgelände zur Sperrzone erklärt, damit die Untersuchungsbeamten in sämtlichen Ecken und Winkeln nach weiteren Leichen stöbern konnten. Auf dem gesamten Campus herrschte Ausgangssperre. Die Studenten der Sommerkurse, die heute hätten beginnen sollen, mussten auf ihren Zimmern bleiben, Polizisten kontrollierten die Eingänge der Wohnheime. Zwischen dem Universitätsgelände und der
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