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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen
Autoren: David Ellis
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Variationen erlebt. Den Durchbruch. Den Moment, in dem der Verdächtige auspackte, aus Eitelkeit, schlechtem Gewissen, Frustration, aus Erleichterung oder aus Angst.
    Dann kommt jetzt der harte Teil, dachte er. Im Grunde hatte Burgos’ Schuld außer Frage gestanden, seit sie einen Blick ins Innere seines Hauses geworfen hatten. Bei dem, was jetzt folgte, ging es um etwas völlig anderes.
    »Ich habe Ihnen die Fotos von sechs ermordeten Frauen vorgelegt«, sagte Detective Joel Lightner, dem offenbar eingefallen war, dass das Tonband nichts aufzeichnen konnte, was nicht zu hören war. »Sie haben sie in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. Und Sie haben gefragt …«
    »Wo ist die Erste? Ellie?« Terry Burgos wedelte mit einem der Fotos herum und klatschte es dann auf den Tisch. Er sprang von seinem Stuhl auf und starrte in die Ferne. Riley hätte alles gegeben, um sein Gesicht besser sehen zu können. Dass Burgos ihm nur das Profil zuwandte, war Rileys eigenes Versäumnis. Eigentlich hätte der Verdächtige frontal zum Einwegspiegel sitzen sollen.
    Außerdem konnte Riley immer noch nicht erkennen, in welcher Reihenfolge Burgos die Fotos sortiert hatte, obwohl er sich inzwischen hundertprozentig sicher war, dass sie genau der Abfolge der Leichen im Putzraum entsprach.
    Drinnen begann Burgos mit einem Mal zu keuchen, obschon er weiterhin wie angewurzelt verharrte. Im Observationsraum waren bei Burgos’ heftiger Reaktion sofort einige Männer aufgesprungen, aber Riley hob die Hand. Joel Lightner, ganz der Profi, zeigte sich nicht im Mindesten beeindruckt von Burgos’ kleinem Ausbruch, auch wenn er seine Pistole vor der Tür gelassen hatte.
    Er wusste, dass auf den kleinsten Wink hin ein Dutzend Beamte hereinstürzen würden.
    Immer noch aufrecht vor seinem Stuhl stehend deutete Burgos auf das erste Foto der Sequenz, vermutlich das zweite Opfer, da Paul Ellie Danzigers Foto herausgenommen hatte. Es war das Mädchen, dessen Kehle aufgeschlitzt worden war.
    »Columbian necklace«, sagte Burgos.
    »Kolumbianische was?«, flüsterte Chief Clark.
    Columbian necklace. Kolumbinanische Halskette. Paul zog sich den Finger quer über die Kehle. Slang. Eine Redewendung unter Drogendealern. Die Kolumbianer schlitzen ihren Konkurrenten die Kehle auf.
    Burgos wandte sich dem nächsten Foto zu, vermutlich das dritte Opfer. »Assault with a battery.«
    Assault and battery war im Englischen der juristische Fachausdruck für einen tätlichen Angriff. Darum schien es Burgos aber nicht zu gehen. Er hatte nicht gesagt assault and battery. Er hatte gesagt assault with a battery, Anschlag mit einer Batterie. Das dritte Opfer war mit Säure verbrannt worden.
    »Batteriesäure«, murmelte Riley. »Nehmt euch seine Bücher vor«, rief er in den Raum hinein. »Und seine Musik. Es könnte auch ein englischer Song sein, den er da zitiert. Sofort.« Riley hörte, wie hinter ihm Befehle erteilt wurden und jemand den Raum verließ.
    Burgos zeigte auf das nächste Opfer, vermutlich das Mädchen, dessen Gliedmaßen abgetrennt und dessen Augen herausgerissen worden waren. »Eye for eye, limb for limb.«
    Auge um Auge, Glied um Glied. Eine Anspielung auf die Bibel, die dem entsprach, was Riley in Burgos’ Keller gesehen hatte.
    Burgos wies auf das nächste Mädchen, das ertränkt worden war. »Someone taught her to sleep underwater.«
    »Jemand hat sie gelehrt, unter Wasser zu schlafen? Dieser verfluchte Dreckskerl«, murmelte einer der Beamten hinter Pauls Rücken.
    Burgos zeigte auf das nächste und letzte Opfer, Cassie Bentley. Cassies Gesicht war durch Schläge bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden – oder bis fast zur Unkenntlichkeit. Paul dachte an seine eigene Tochter und daran, wie es sich anfühlen mochte, sie so zerschmettert und blutig aufzufinden. Joel Lightner hatte Riley erklärt, es werde Jahre dauern, bis er wieder Lasagne essen könne.
    »Now it’s time to say goodbye to someone’s family«, fuhr Burgos fort.
    Paul lief es eiskalt den Rücken runter. Burgos sprach die Worte zur Titelmelodie des Mickey Mouse Club. »Stick it right between her teeth and fire so happily.«
    Jetzt muss sich jemand von seiner Familie verabschieden. Schieb’s zwischen die Zähne und drück fröhlich ab. In beiden Räumen – im Observationsraum wie im Verhörzimmer – herrschte schlagartig Stille. Riley konnte das kollektive Entsetzen seiner Kollegen spüren. Der Verdächtige beschrieb die grausamen Details seiner Morde zur Melodie eines
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