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In Gottes Namen

Titel: In Gottes Namen
Autoren: David Ellis
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Druckerei, in der Burgos gearbeitet hatte, fahndete fast das gesamte Police Department nach Leichen und Beweisstücken.
    Lightner hatte sich offensichtlich dazu entschlossen, die Sache mit den Schlüsseln nicht weiter zu forcieren. Wie die Beamten im Observationsraum hatte auch er Burgos’ Empfindlichkeit in diesem Punkt registriert und sich entschieden, den lockeren Plauderton beizubehalten. Er erkundigte sich bei Burgos, was dieser in den letzten zwei Wochen so getrieben und wo er sich aufgehalten hatte. Der Gerichtsmediziner konnte mit einiger Bestimmtheit sagen, dass alle Morde innerhalb der letzen vierzehn Tage verübt worden waren. Das lief auf mindestens ein Opfer alle zwei Tage hinaus, vielleicht auch eines pro Tag.
    Die Polizei hatte mittlerweile die Führerscheine der sechs Frauen gefunden, in einer Schublade in Burgos’ Schlafzimmer. Damit waren ihre Namen bekannt, und man hatte sie in den Computer eingespeist. Da waren zum einen die beiden Studentinnen, Ellie Danzinger und Cassie Bentley, und die vier anderen Frauen, die nicht in Mansbury eingeschrieben waren. Alle vier waren zumindest einmal wegen Prostitution aufgegriffen worden. Zwei Studentinnen und vier Huren also.
    Nun waren sie auf der Suche nach Freunden der Opfer, um ein grobes Zeitraster zu erstellen. Es war häufig schwer zu ermitteln, wann eine Prostituierte genau verschwunden war, weil die üblichen Informationsquellen – Arbeitgeber, Eltern, Ehepartner – fehlten. Trotzdem bestand eine gewisse Chance, etwas zu erfahren, besonders von ihren Vermietern, vorausgesetzt, sie hatten einen festen Wohnsitz. Natürlich wäre es äußerst hilfreich gewesen, den Zeitpunkt ihres Verschwindens schon vor der Befragung des Verdächtigen zu kennen. Man hätte dann die Fragen nach Burgos’ Alibi präziser eingrenzen können.
    Doch dazu war keine Zeit. Jeden Augenblick konnte Burgos die Unterstützung eines Anwalts erhalten, und der würde ihm mit Sicherheit als Erstes einen Maulkorb verpassen. Also musste Joel ihn über jeden einzelnen Tag der letzten zwei Wochen ausquetschen.
    Die Befragung ergab ein typisches Muster, wie es wahrscheinlich im Leben von jedem Menschen existiert. Terry arbeitete tagsüber nicht, da man ihn in Mansbury gefeuert hatte, jobbte aber nachts von Montag bis Freitag in der Druckerei von Professor Frank Albany.
    »Mit wem arbeiten Sie in der Druckerei zusammen?«
    »Normalerweise bin ich allein – jedenfalls nachts.« Er schwenkte die leere Coladose, rülpste laut und kicherte.
    »Und das soll unser Serienmörder sein?«, murmelte einer der Staatsanwälte im Observationsraum.
    »Wie sind Ihre Arbeitszeiten, Terry?«, fragte Lightner.
    »Kommt drauf an.«
    »Was heißt, kommt drauf an?«
    »Was eben so ansteht. Normalerweise fang ich abends um sechs an. Dann mach ich so lange, wie sie mich brauchen.«
    Obwohl Lightner mehrfach nachhakte, konnte der Verdächtige keine genauen Angaben darüber machen, wann er in den letzten beiden Wochen in der Druckerei gearbeitet hatte. Diese für den Fall entscheidende Information würde jedoch leicht zu ermitteln sein.
    Noch weniger auskunftsfreudig zeigte sich Burgos, als es um seine Beschäftigung tagsüber ging. Er sei zu Hause gewesen, manchmal mit dem Truck raus aufs Land gefahren, doch auf irgendwas Konkretes an einem bestimmten Tag ließ er sich nicht festnageln.
    »Wie notieren Sie Ihre Arbeitsstunden in der Druckerei?«, fragte Joel, das Thema wechselnd. Eine übliche Verhörtechnik. Zu einem unbequemen Thema zurückkehren und die Reaktion beobachten. »Tragen Sie sich in eine Liste ein, oder haben Sie eine Stempelkarte?«
    »Ich trag mich ein.« Burgos rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Entweder ein kleiner klaustrophobischer Anfall, oder der Hunger setzte ein.
    »Das Ganze läuft also auf einer Art Vertrauensbasis, sehe ich das richtig? Wenn Sie sich eintragen und dann gleich wieder verschwinden würden, bekäme das keiner mit, oder?« Joel zuckte mit den Achseln. »Schließlich arbeiten Sie da nachts ganz alleine.«
    »Vermutlich könnte ich das«, stimmte Burgos zu, rascher, als Paul es erwartet hätte.
    Riley blickte auf seine Uhr. Es war zwanzig nach zwei. »Bringt ihm sein Mittagessen«, wies er den Chief an. Kurz darauf erschien ein Beamter im Raum, in der Hand zwei Essenstüten, die er im Kantinenofen warm gehalten hatte.
    Sie brauchten eine kurze Auszeit, um das weitere Vorgehen festzulegen. Joel sah das offensichtlich ähnlich, denn er verließ das Verhörzimmer. Als er
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