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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen
Autoren: Diane Cooper
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wieder ihre alte unbefangene Beziehung aufgenommen hatten. Ich ging nach unten und wartete, bis er zum Taxi gehen wollte, und gab ihm das Geschenk erst dann. Er dankte mir, aber ich war froh, daß er in Wirklichkeit Emily anblickte.
    Als er fort war, verzehrten wir trübsinnig unser Dinner. Ich fragte mich immer noch, warum Pa «sie» nicht gekriegt hatte und wo wir nächstes Jahr um diese Zeit sein würden. «Ich wünschte wirklich, er ruft wieder an», sagte ich nervös. «Er sagte nur, er hätte sie doch nicht gekriegt, und er klang völlig am Boden zerstört. Jetzt wünschte ich, er hätte sie gekriegt. Was mich betrifft, will ich sie gar nicht, aber ich will sie für ihn, mehr als ich jemals in meinem Leben etwas gewollt habe.»
    «Vielleicht ist er schon auf dem Weg nach Haus.»
    «Er sagte, er müsse vorher noch wegen etwas anderem zu irgend jemand.»
    «Er macht alles immer so schrecklich geheimnisvoll. Ich wünschte, ihr würdet hierbleiben.»
    «Emily, Schatz, wo immer wir auch hingehen, du wirst natürlich mitkommen. Und Adam und Ben kommen in den Ferien.»
    «Mami will, daß ich auf ein Internat gehe.»
    Ich sah sie überrascht an. Ich hatte keine Ahnung gehabt, daß sie es wußte.
    «Zu Haus lagen ein paar Prospekte über Internate im Ausland und in England.» War sie deshalb in letzter Zeit so reizbar gewesen? Sie hatte sich in der Dorfschule immer sehr wohl gefühlt und war ausgezeichnet zurechtgekommen.
    Zärtlich sagte ich: «Ich weiß. Aber niemand wird dich zwingen. Sie wollen zuerst mit dir darüber reden.» Sie zuckte mit den Schultern, so daß ich hinzufügte: «Sie denken einfach, es sei das Beste für dich.»
    «Für mich? Oder für sie?» Ich konnte sehen, daß sie sich wehren würde. Ich fragte mich, auf welcher Seite ich stehen würde — ob ich mich insgeheim freute, daß sie darum kämpfen würde, bei uns zu bleiben. Für mich war die Vorstellung genauso traurig, doch irgendwo tief in meinem Herzen wußte ich, daß es früher oder später so kommen mußte, und dieses Bewußtsein war stärker als mein Wunsch, sie hierzubehalten.
    Zu meiner Überraschung sagte sie: «Ich schätze, sie haben recht. Ich bin sowieso noch bis zum Ende des Schuljahrs hier, und dann bleibe ich in den Sommerferien, wenn Ben und Adam wiederkommen, und kann rechtzeitig genug fahren, um alles für die neue Schule vorzubereiten.» Ich staunte, daß sie es so gründlich durchdacht hatte.
    «Und dann gibt es noch die Osterferien und die Herbstferien, und ihr werdet euch regelmäßig sehen.»
    Sie lachte. «Das hat Adam auch gesagt. Verstehst du, als er kam, habe ich ihm erzählt, daß ich an nichts anderes mehr denken kann. Damals war ich noch entschlossen, es nicht zu tun, und das war der Grund, warum wir uns gestritten haben. Er sagte, ich sei eine egoistische dumme Göre und wolle einfach nicht erwachsen werden. Das machte mich wütend. Aber er hatte natürlich recht.» Sie klang resigniert, aber auch zufrieden. «Nichts dauert ewig.»
    Wir schwiegen. Endlich bemerkte sie, fast zu sich selbst: «Ich werde hier sein, wenn er hier ist, und das ist doch was.»
    Meinte sie Adam oder Ben? Und was war mit mir? Es war nicht sehr schmeichelhaft, aber dennoch genau das, was ich hören wollte.
    «Knickers läßt uns nicht aus den Klauen», sagte Pa deprimiert am Telefon. Mir fiel keine Antwort ein, die ihm nicht den Rest gegeben hätte. «Sie besteht darauf, daß der Verkauf vollzogen wird. Wir können höchstens das Datum hinausschieben.»
    «Zum Beispiel Weihnachten im Jahre 2000?»
    «Du hattest natürlich recht, daß die Notunterkunft nicht reichen wird.»
    Mir fiel keine positive Antwort ein. «Aber jetzt sind nur noch wir beide übrig», sagte ich bekümmert. «Und natürlich die Hunde.»
    Er nahm das sehnsüchtige Bedauern in meiner Stimme wahr und sagte, er werde so bald wie möglich nach Hause kommen, aber das war nicht das, was ich wollte. Es gefiel mir, daß er dauernd etwas um die Ohren hatte und leicht überdreht war und seinen eigenen Regenbögen nachjagte. Ich hätte das letzte Jahr gern ungeschehen gemacht, damit wir es noch einmal durchleben konnten. Doch nichts dauert ewig, okay?
    Hetty hatte Edyth wieder mitgenommen und danach angerufen, um zu fragen, ob ich gemerkt hätte, daß sie läufig geworden sei. Und ich hätte doch wohl die nötigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, nicht wahr? Ich dachte an die unermüdliche und liebevolle Aufmerksamkeit, die ich bei Charlie und Kip so bewundert hatte, und an
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