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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen
Autoren: Diane Cooper
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froh, daß ihr kleiner Schatz so großzügig ein hilfloses Wesen adoptiert habe. Sie erzählte es allen vom Damenkochclub. Ich hatte etwas Angst, daß Mr. Boisover Einwände gegen den nicht zahlenden Störenfried auf seiner Schlußrechnung erheben würde, aber es schien, als prahle er überall mit der großen Dänischen Dogge, die ihren Wurf nicht verkraften könne, so daß sein seltener Schottischer Shag einspringen müsse.
    Den Champagner hatte Killarney Green geschickt. Sie bestellte auch ein Steak täglich für Phyllis; schade, daß es dafür noch kein Fleurop gab.
    Die Pawleys waren dagewesen, um Pearl zu besuchen. Mrs. Pawley war am Arm ihres besorgten Gatten in unsere Küche getrippelt und hatte sich ein Halstuch von Hermès vors Gesicht gehalten, um die abenteuerlichen Düfte nicht einatmen zu müssen, nahm ich an. «Grippe», flüsterte ihr Mann vertraulich. Aber nach seinem verschwörerischen Tonfall zu schließen, hätte es ein ansteckendes Leiden peinlichen Ursprungs sein können. «Das Fieber ist gestern nacht über ein Grad gestiegen, aber heute morgen hat es ein wenig nachgelassen.» Ich rechnete allen Ernstes mit einer «Überlebenschance 50:50», aber er schloß voll Stolz: «Das tapfere kleine Mädchen wollte trotzdem unbedingt kommen.»
    Nicht daß Pearl sich über den Besuch freute. Sie sah entschieden furchtsam aus. Vielleicht war es Unbehagen darüber, daß ihr Zustand endlich akzeptiert wurde, oder die Tatsache, daß ihre Welpen unverkennbar nach Ingwer rochen. Aber sie schob hastig den kleinsten vor, um sofort Mitgefühl zu erregen, und es klappte. Mrs. Pawley kniete sich hin, vergaß «Grippe» und Pearls moralischen Fall und berührte zärtlich das dünne, warme Fell. Als sie wieder aufstand, glänzten Tränen in ihren Augen, und sie erklärte kategorisch, daß sie den da behalten wolle. Als sie ging, ließ sie ihr Hermès-Halstuch auf einem Stuhl liegen und fuhr ihren Mann böse an, weil er seinen Nebenhöhlenkatarrh erwähnte. Sie sagte sogar, sie würde sie gerne alle nach Haus holen, sobald ich es für vertretbar halte. Sie würde sich so gern selbst um sie kümmern. Und am nächsten Tag brachte Humphrey Seezunge, Beefsteakhack und einen selbstgebackenen Walnußkuchen mit rosa Zuckerguß.
    Hetty kehrte zerknirscht, aber freudestrahlend zurück. Sie rauschte um die Teezeit mit dem Tauwetter herein. Im Auto war ein Korb von Fortnum and Mason. Er enthielt Fasan und Salat, Früchte und Sahne, Schokolade und Gebäck, Pralinen und Sherry und einen Weißwein, der Sommer verströmte. Wir starrten sie an, weil sie lachte und strahlte und glücklicher wirkte als seit Jahren.
    Meine Befürchtungen ließen die Begrüßung ein bißchen spitz ausfallen. «Hallo», sagte ich, «da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du hättest die Katastrophenopfer abgeschrieben.»
    «Schatz», sagte sie, «ich hab euch was mitgebracht. Würde ich euch je im Stich lassen? Es muß die Hölle gewesen sein, die ganze Zeit von der Zivilisation abgeschnitten. Ben und ich haben Todesängste ausgestanden, und er konnte vor Angst kaum sprechen, als ich ihn vor einer Stunde anrief und ihm erzählte, was hier alles los gewesen ist. Wir haben in einem fort an euch gedacht, wenn wir Nachrichten hörten oder Zeitung lasen.» Sie setzte sich und streckte ihre langen Beine von sich. Sie hatte neue schwarze Stiefel an und einen gewaltigen Burberry, mit einer weichen Zobelimitation gefüttert. Ich hatte früher einmal versucht, einen alten Regenmantel mit einem noch älteren Schwarzbären zu füttern, und sah in dem Ergebnis aus wie eine schwankende Schubkarre.
    «Wir haben es überlebt», behauptete ich stolz. «Obgleich es einige schlimme Augenblicke gab.» Ich ging, um Kessel und Becher zu holen.
    «Oh, Pralinen!» sagte Adam, «dürfen wir die aufma-chen?»
    «Klar, oder wollt ihr sie vielleicht aufbewahren, bis ihr das nächste Mal eingeschneit seid?» fragte Hetty. «Ihr könnt alles aufmachen und meinetwegen sofort anfangen zu essen. Ich bin mehr für etwas Flüssiges. Nein, Schatz, nicht Kaffee. Hol bitte Gläser - oh, egal welche.» Sie bemerkte, wie ich nervös suchte. «Dann erzählen wir uns alles, was inzwischen passiert ist.» Ich wußte, daß sie darauf brannte, zu beginnen. Sie warf ihren Mantel nach hinten, jagte Frilly vom Schaukelstuhl und nahm ihren Platz ein. Frilly machte einen Buckel und eroberte ihn zurück, indem sie auf ihren Schoß sprang. Ich holte Ginger Ale für Adam und Emily; die Pralinenschachtel
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