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In Ewigkeit verflucht

In Ewigkeit verflucht

Titel: In Ewigkeit verflucht
Autoren: Jason Dark
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stark, dass es ihren gesamten Körper durchschüttelte. Reto wusste nicht, was er noch unternehmen sollte. Trotz seiner Axt fühlte er sich hilflos.
    Gebückt stand er über ihr. Tränen liefen aus seinen Augen. Allmählich sah er ein, dass er seine Verlobte für immer und ewig verloren hatte. Sie kehrte nicht mehr zurück.
    Er schluchzte, schüttelte sich dabei, aber er hörte auch das andere Geräusch, das sein Schluchzen übertönte.
    Es war dieses hässliche und widerliche Lachen, das ihn so tief erwischte. Ein Gelächter stark wie eine Waffe und zugleich eine grausame Folter.
    Ihr war nicht zu helfen. Ihr sollte auch nicht geholfen werden. Aber er wollte auch nicht, dass die anderen Kräfte in ihr blieben. Der Teufel sollte keine Chance bekommen.
    Schon als Kind hatte er gelernt, den Satan zu hassen und zu verachten. Dazu zählten auch die Menschen, die ihm dienten. Sie hatten ihren wahren Glauben verloren. Sie brachten nur Unglück über die Welt, und sie durften nicht am Leben bleiben.
    Ohne dass es ihm richtig bewusst geworden war, hatte er seine rechte Hand mit der Axt angehoben. Dabei flüsterte er einige Worte vor sich hin, die er selbst nicht verstand.
    Es konnte ein Gebet sein, wahrscheinlicher war ein drohendes Ultimatum.
    »Ich frage dich ein letztes Mal, Elisa, willst du mit mir kommen und dich in die Hand eines Exorzisten begeben, der dich von deiner verfluchten Manie befreit?«
    Die Frau gab noch keine Antwort. Sie drehte sich erst herum, damit sie ihn anschauen konnte. Noch liegend und leicht aufgestützt, starrte sie zu ihm hoch und hatte ihren Mund so verzogen, dass er einfach nur hässlich wirkte.
    »Du bist ein Idiot! Ich habe meine wahre Bestimmung gefunden, verstehst du?«
    »Ja, ich verstehe«, flüsterte er. »ich habe dich genau verstanden. Aber auch ich habe meine wahre Bestimmung gefunden. Ich kann es nicht zulassen, verflucht!«
    Reto Kirchner brüllte und weinte zugleich. Er riss seinen rechten Arm noch höher, und dann schlug er zu...
    ***
    Es dauerte noch eine gewisse Zeitspanne, bis das Beil seinen Weg zum Ziel zurückgelegt hatte. In diesem kurzen Augenblick schossen ihm zahlreiche Gedanken durch den Kopf. Er hätte niemals damit gerechnet, tatsächlich zum Mörder werden zu können, aber in diesem Fall würde es so sein, und trotzdem sah er sich nicht als Mörder an, sondern als einen Menschen, dem eine bestimmte Aufgabe zugeteilt worden war.
    Er wollte es mit einem Schlag hinter sich bringen und zielte auf den Kopf der Frau. Auch da verging so viel Zeit, dass er sich die Gesichtszüge einprägen konnte. Er hätte normalerweise ein von Angst verzerrtes Gesicht sehen müssen. Das traf nicht zu. Stattdessen grinste ihn die Person nur an.
    Die Axt traf!
    Oder?
    Der Mann wusste nichts mehr, denn in dem Augenblick, als die Axt ihr Ziel erreichte oder erreicht haben musste, passierte etwas anderes. Vor den Augen des Mannes blitzte es auf. Es blitzte auch im Gesicht seiner Verlobten, und für einen Moment erschien ein übergroßer, sehr heller Totenschädel, der sein gesamtes Blickfeld einnahm. Der Schädel wirkte auf Reto wie ein Degenschlag, dem er nicht ausweichen konnte. Irgendeine Kraft griff ihn an. Sie stieß ihn zurück. Er spürte, dass er den Boden unter den Füßen verlor, dann prallte er wieder auf, und das Geräusch verriet ihm, dass er mit dem Rücken gegen die Bankreihe geschlagen war.
    Er blieb liegen, verkrümmt, den Mund weit geöffnet. Dabei schnappte er nach Luft, und er spürte auch die Schmerzen in seinem Körper, wenn er einatmete.
    Ob er die Axt noch in seiner Hand hielt, wusste er nicht. Reto war völlig benommen. Er konnte nicht mehr richtig nachvollziehen, was da geschehen war. Der Schlag oder Gegenschlag hatte ihn aus der Bahn geworfen. Obwohl seine Augen offen standen, war für ihn nicht viel zu sehen. Nur ein heller Fleck, ein Licht oder ein Schädel?
    Reto Kirchner wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr. Er war völlig aus der Bahn geworfen worden.
    Das eigene Stöhnen weckte ihn aus seinem lethargischen Zustand auf. Allmählich begann er, wieder normal zu denken, und kam zu dem Entschluss, von hier zu verschwinden. Er musste weg aus der Kirche, die für ihn zu einer wahren Hölle geworden war.
    Kirchner rollte sich nach links. Er stieß dabei gegen ein am Boden liegendes Teil. Der Gegenstand rutschte mit einem hell klingenden Geräusch über den Boden hinweg, bevor er liegen blieb.
    Es war seine Mordaxt, die er wieder nach vorn zum Altar gestoßen
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