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In Ewigkeit verflucht

In Ewigkeit verflucht

Titel: In Ewigkeit verflucht
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Reto lag fast so auf dem Bauch wie vorhin seine Verlobte. Er schaute auch dorthin, wo sie gestorben war. Die Stelle wurde vom Licht der beiden Kerzen angeleuchtet. Da flackerten Schatten über den Boden hinweg und huschten auch über die Schneide der Axt.
    Nicht durch das Blut!
    Auch nicht über einen gespaltenen Kopf hinweg, denn so hätte es sein müssen. Reto hatte genau gezielt. Er hatte den Kopf einfach nicht verfehlen können.
    Und jetzt...
    Wo war sie?
    Kirchner fing an zu lachen, obwohl er weiterhin auf dem kalten Steinboden lag. Er konnte nicht anders. Er musste einfach lachen. Irgendetwas hatte sich in ihm festgesetzt und wollte jetzt heraus. Er brauchte einfach die Erlösung, aber ob er die bekommen würde, war fraglich.
    Kirchner wollte aufstehen. Dabei riss er den Mund auf. Ein Schrei verließ seine Kehle, denn er hatte sich falsch bewegt, und plötzlich wühlten wieder Schmerzen durch seinen Rücken. Er war zudem nicht mehr in der Lage, die Umgebung genau zu sehen. Sie verschwamm vor seinen Augen, und er musste eine Pause einlegen.
    Abwarten. Luft holen. Sich nicht verausgaben. Ruhe finden. Erst dann konnte er reagieren.
    Reto fand die Kraft, die dafür sorgte, dass er zumindest auf den Knien blieb. Auch jetzt pausierte er noch, und schließlich wagte er es, sich hinzustellen.
    Der Vorgang wurde durch schmerzhafte Qualen in seiner Rückengegend begleitet. Diesmal ließ er sich nicht wieder zurückfallen, sondern zog es durch.
    Er kam auf die Beine, blieb aber gekrümmt stehen, was ihm nichts mehr ausmachte. Sein Wille war da. Er sah seine Axt und sogar das Schimmern der blanken Klinge.
    Wieso schimmerte sie?
    Sie hätte mit dem Blut der Toten verschmiert sein müssen, aber das war nicht der Fall. An ihr klebte kein einziger Tropfen.
    Reto Kirchner suchte die Leiche.
    Sie war nicht da. Sie hätte vor dem Altar liegen müssen. Mit zerteiltem Kopf, blutend. Ein Bild des Grauens bietend, aber sie war nicht zu sehen.
    Kirchner packte es nicht. Er hörte sich lachen, was nicht eben fröhlich klang. Er ging stampfend einen Kreis. Dabei hob er die Schultern und breitete seine Arme aus. Aus seiner Kehle wehte wieder ein krächzendes Lachen, und als er sich in der Lage dazu sah, schrie er einige Flüche, die ungehört in der Kirche verhallten.
    Er hob die Axt auf. Mit ihr in der Hand bewegte er sich vor dem Altar hin und her. Er schwankte dabei von einer Seite zur anderen und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Wo bist du, verdammt..?«, brüllte er so laut er konnte. Was er als Antwort erhielt, war das Echo seiner eigenen Stimme, das ihm höhnisch vorkam. Da war nichts zu machen. Sie wollte ihm nicht antworten. Es gab sie nicht mehr.
    Irgendwann fiel er auf die Knie und schaute auf den Boden. Er rang um Luft, und es hörte sich an, als wäre er dabei, ein Getränk zu schlürfen.
    »Elisa...!«, schrie er in die leere Kirche hinein. »Verflucht noch mal, so melde dich endlich. Wo bist du? Zeig dich! Ich will dich sehen. Du willst, du sollst...«
    Seine restlichen Worte gingen in einem erstickten Lachen unter. Er drehte sich dabei auf der Stelle, schwang auch die Arme dabei im Kreis, riss die Axt hoch und starrte gegen die Decke.
    Und dort, so hatte er den Eindruck, malte sich ein gewaltiger weißer Totenschädel ab...
    ***
    Kalt war ihm, sehr kalt sogar.
    Reto schlug die Augen auf. Licht und Schatten verteilten sich in seiner Umgebung, die nicht sein Zuhause war, sondern ihm sehr fremd vorkam. Er wusste auch nicht, wie er es geschafft hatte, hierher zu kommen. Die Stunden der Nacht waren aus seinem Gedächtnis verschwunden. Aber den Geruch, der ihn umgab, kannte er. Es gab noch genügend Ställe in der Umgebung, in denen das Vieh stand. Von den Kühen waren noch nicht alle auf die Almen getrieben worden, aber der Stall, in den er sich verkrochen hatte, war leer.
    Er lag dort, wo das Heu – Winterfutter – in große Regale gepresst worden war. Jetzt waren sie bis auf einen Rest geleert worden. Die Tiere konnten sich ihr Futter wieder draußen holen, das war besser und auch gesünder. Nur war Reto kein Tier, und er stellte sich zum wiederholten Male die Frage, wie er in den Stall gekommen war und sich dort versteckt hatte wie ein Tier.
    Seine Glieder schmerzten. Im Rücken war das Ziehen eine Qual. Kleidung und Haare waren mit Halmen bedeckt. Das alles nahm er wahr, ohne sich richtig darum zu kümmern, weil etwas anderes viel wichtiger war. Sein Blick fiel auf die Axt, die er auf dem Weg zum Stall nicht
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