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In einer kleinen Stad

In einer kleinen Stad

Titel: In einer kleinen Stad
Autoren: Stephen King
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Augen, mein Freund. Ich glaube, er ist es, der alles ins Rollen bringt.
    Nein, ich sagte schon, ich weiß nicht, was – nicht genau. Aber beobachten Sie den Jungen. Und bleiben Sie eine Weile hier, ja? Ich habe ein sehr schlimmes Gefühl, und wenn etwas passiert, könnte es gut sein, wenn es einen Zeugen gibt.
    Ich kenne den Jungen – den, der sein Fahrrad schiebt. Sie vielleicht auch. Er heißt Brian Soundso. Ich glaube, sein Dad verkauft drüben in Oxford oder South Paris Türen und Fensterläden.
    Behalten Sie ihn im Auge, ich bitte Sie. Behalten Sie alles im Auge. Sie waren schon einmal hier, aber es wird sich vieles ändern.
    Ich weiß es.
    Ich spüre es.
    Ein Unwetter braut sich zusammen.

ERSTER TEIL
     
    GALA-ERÖFFNUNG
     

Erstes Kapitel
     

1
     
    In einer kleinen Stadt ist die Eröffnung eines neuen Ladens so etwas wie eine Sensation.
    Für Brian Rusk war es keine so große Sache wie für manche anderen Leute; seine Mutter zum Beispiel. Er hatte gehört, wie sie fast den ganzen letzten Monat mit ihrer besten Freundin Myra Evans am Telefon darüber diskutiert hatte (sie hatte ihm erklärt, daß er das nicht Klatschen nennen dürfte – Klatschen wäre eine häßliche Angewohnheit, und so etwas tat sie nicht). Die ersten Handwerker waren bei dem alten Haus, in dem zuletzt die Western Maine Realty and Insurance residiert hatte, ungefähr um die Zeit herum erschienen, als die Schule wieder anfing, und seither hatten sie dort fleißig gearbeitet. Nicht, daß jemand sich vorstellen konnte, was sie da drinnen taten; ihre erste Amtshandlung war gewesen, ein großes Schaufenster einzusetzen, und ihre zweite, es zuzukalken und damit undurchsichtig zu machen.
    Vor zwei Wochen war an der Tür ein Schild aufgetaucht, das unter einem durchsichtigen Plastik-Saugnapf an einer Schnur hing.
    ERÖFFNUNG DEMNÄCHST!
stand auf dem Schild.
    NEEDFUL THINGS
EINE NEUE ART VON LADEN
»Sie werden Ihren Augen nicht trauen!«
    »Wahrscheinlich nur ein weiterer Trödelladen«, hatte Brians Mutter zu Myra gesagt; dabei hatte sie auf der Couch gelegen, mit einer Hand den Hörer gehalten und mit der anderen Kirschen mit Schokoladenüberzug gegessen und sich im Fernsehen Santa Barbara angesehen. »Nur ein Trödelladen mit einem Haufen imitierter frühamerikanischer Möbel und schimmliger alter Kurbeltelefone. Da gehe ich jede Wette ein.«
    Das war gewesen, kurz nachdem das neue Schaufenster eingesetzt und zugekalkt worden war, und angesichts der Gewißheit, mit der seine Mutter davon sprach, hätte Brian eigentlich nicht daran zweifeln können, daß das Thema damit erledigt war. Aber bei seiner Mutter schien kein Thema jemals erledigt zu sein. Ihre Vermutungen und Annahmen schienen so endlos zu sein wie die Probleme der Serienhelden in Santa Barbara und General Hospital.
    Vergangene Woche war die erste Zeile des Schildes, das an der Tür hing, geändert worden. Jetzt lautete sie
    GALA-ERÖFFNUNG 9. OKTOBER
BRINGEN SIE IHRE FREUNDE MIT!
    Brian war an dem neuen Laden nicht so interessiert wie seine Mutter (und einige der Lehrer; er hatte gehört, wie sie im Lehrerzimmer der Castle Rock Middle School darüber redeten, als er gerade mit dem Postdienst an der Reihe war), aber er war elf Jahre alt, und ein gesunder Elfjähriger interessiert sich für alles, was neu ist. Außerdem faszinierte ihn der Name des Ladens. Needful Things; was hatte das zu bedeuten?
    Er hatte die abgeänderte erste Zeile letzten Dienstag auf dem Heimweg gelesen. An den Dienstagnachmittagen kam er spät aus der Schule. Brian war mit einer Hasenscharte geboren, und obwohl sie wegoperiert worden war, als er sieben Jahre alt war, mußte er noch immer zur Sprechtherapie gehen. Gegenüber jedermann, der ihn danach fragte, behauptete er eisern, daß er diese Stunden haßte, aber das tat er nicht. Er war heftig und hoffnungslos in Miss Ratcliffe verliebt und wartete die ganze Woche darauf, daß diese Stunde auf dem Plan stand. Der Unterricht an den Dienstagen schien tausend Jahre zu dauern, und die letzten beiden Stunden verbrachte er immer mit einem angenehmen Kribbeln im Magen.
    Außer ihm waren nur vier Kinder in der Klasse, und keines von ihnen kam aus Brians Wohngegend. Darüber war er froh. Nach einer Stunde mit Miss Ratcliffe im selben Zimmer war er zu hingerissen, um an Gesellschaft Spaß zu haben. Er liebte es, den Heimweg am späten Nachmittag langsam hinter sich zu bringen, wobei er gewöhnlich sein Fahrrad schob, anstatt sich draufzusetzen, und er träumte von
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