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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Caro Ramsay
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auf das Wesentliche. »Haben Sie den Toten erkannt?«
    »Also, zuerst habe ich gar nicht begriffen, dass es sich um eine Leiche handelt. Da hing eben einfach etwas. Dann begannen die Fliegen zu summen, ich habe den Gestank gerochen und musste sofort raus. Ich erinnere mich, wie ich Mrs. Innes praktisch hinausgeschoben habe. Hinter mir habe ich die Tür geschlossen. Als ich unten ankam, hat Mr. Innes bereits mit Ihnen telefoniert, und erst da ist mir klar geworden, was ich gerade gesehen hatte.«
    Wyngate stand schweigend da, als denke er nach, und er dachte, eigentlich müsste er wissen, welche Frage er als Nächstes stellen sollte. Wusste er aber nicht.
    »Und es gab keine Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen?«, fragte Littlewood, um weiter voranzukommen.
    »Das glaube ich jedenfalls.«
    »Wie sind die also reingekommen?«
    Bannon wirkte verwirrt.
    »Wie haben die sich Einlass verschafft? Die Nachbarn behaupten, sie hätten niemanden mit dem Türdrücker hereingelassen.«
    »Die sind sehr wachsam. Ich musste allen Handwerkern Schlüssel geben, weil die Bewohner sie nicht hineinlassen wollten«, sagte Bannon.
    »Wenn es also keine Spuren von gewaltsamem Eindringen gibt, muss der Mörder also den Code für das Türschließsystem gekannt und außerdem einen Schlüssel für die Wohnung im vierten Stock gehabt haben.« Littlewood betete es ihm vor.
    »Aber ich habe längst alle Schlüssel zurück. Drei Sets, um genau zu sein.«
    Littlewood sah Bannon an. Der Mann war nicht dumm und durchschaute sehr wohl, worauf sie anspielten, dennoch war er verwirrt.
    »Okay, Sie sagen, Sie haben alle Besichtigungen persönlich begleitet. Aber was ist mit den anderen, die in den vergangenen Wochen Schlüssel hatten? Schlüssel, die man binnen Minuten kopieren kann?«
    Bannon senkte den Blick zu Boden. »Die Handwerker haben ein neues Schloss in der Wohnung eingesetzt, und das digitale Schließsystem am Eingang war neu. Beides wurde erst Ende November installiert, wir haben extra abgewartet, bis wir die Wohnung auf dem Markt gebracht haben. Seitdem« – Bannon biss sich auf die Unterlippe und versuchte, sich genau zu erinnern – »waren einige Sachverständige da, um den Preis zu bestimmen und um die Schalldichte zu messen, dazu die Ableser der Messgeräte. Ach, eine Architekturzeitschrift wollte in die Wohnung. Ich denke, das war es. Alle waren unbeaufsichtigt in der Wohnung.«
    »Jeder von denen hatte also einen Schlüssel und hätte ihn nachmachen können.«
    Bannon erbleichte und zeigte zum ersten Mal so etwas wie Erschütterung. »Mit den Sachverständigen arbeite ich ständig; die kenne ich gut. Was die anderen betrifft, so war es jeweils mit Papierkram verbunden. Und mit allen habe ich mindestens einmal persönlich gesprochen.«
    Littlewood schob Bannon ein leeres Blatt Papier über den Tisch zu und ließ einen Kugelschreiber folgen. »Nun, sicherlich können Sie uns eine Liste erstellen, ja?«

2
    Dienstag, 9. Februar 2010, 19:00 Uhr
    DCI Quinn unterdrückte ein Gähnen. Ihre Füße waren Eisklumpen. Sie langte hinüber zur Heizung und fühlte die Temperatur. Lauwarm. »Ist Ihre Heizung draußen warm?«, fragte sie Anderson, als er ihr Büro mit einem großen Briefumschlag unter dem Arm betrat.
    »So warm wie immer.«
    »Vielleicht ist mir nur kalt, weil ich todmüde bin«, sagte sie und zog ihre Jacke zusammen.
    »Sie sehen auch todmüde aus«, stimmte Anderson so feinfühlig wie immer zu. »Also, es ist sieben, und ich muss irgendwann bis morgen früh zu Hause auftauchen und meinen väterlichen Pflichten nachkommen, ein Schulzeugnis unterschreiben …«
    »Natürlich, Sie haben vollkommen recht. Ich fürchte, ich halte Sie manchmal für einen Trauerkloß ohne Privatleben, der immer arbeiten kann.« Quinn wandte sich dem Computer zu und begann zu tippen. Einen Moment lang dachte Anderson, sie hätte ihn vergessen, aber dann sagte sie: »Vielleicht erledigen Sie Ihre Vaterpflichten lieber morgen früh als heute spät am Abend. Durch den Nebel gibt es draußen ein Verkehrschaos. Und angesichts des Unfalls im Clyde-Tunnel sind Sie vermutlich schneller zu Hause, wenn Sie schwimmen. Ich würde warten, bis er wieder frei ist.« Das war eine Anweisung, nur milde als Rat formuliert. »Ich dachte, Sie würden jetzt hier in der Nähe wohnen.« Sie fischte nach Informationen.
    »Ich habe mir einen Schuhkarton oben an der Straße in Knightswood gemietet, aber ich schlafe oft zu Hause, weil es die einzige Möglichkeit ist, die
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