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In einem anderen Land

In einem anderen Land

Titel: In einem anderen Land
Autoren: Ernest Hemingway
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Garten mit einer Mauer, die ein eisernes Gitter krönte. Jenseits der Straße, die steil abfiel, war ein zweites Hotel mit einer ähnlichen Mauer und einem ähnlichen Garten. Ich sah hinaus auf den Regen, der in den Springbrunnen im Garten fiel.
    Catherine drehte alles Licht an und fing an auszupacken. Ich bestellte einen Whiskey mit Soda und lag auf dem Bett und las die Zeitungen, die ich auf dem Bahnhof gekauft hatte. Es war März 1918, und die deutsche Offensive in Frankreich hatte eingesetzt. Ich trank den Whiskey mit Soda und las, während Catherine auspackte und im Zimmer umherging.
    «Weißt du, was ich besorgen muß, Liebling?» sagte sie.
    «Was?»
    «Babysachen. Es gibt nicht viele Leute, die soweit wie ich sind ohne Babysachen.»
    «Du kannst sie kaufen.»
    «Ich weiß. Das werde ich morgen machen. Ich werde mich erkundigen, was nötig ist.»
    «Das solltest du wissen. Du warst doch Schwester.»
    «Aber so wenige Soldaten bekamen Babies in den Lazaretten.»
    «Ich doch.»
    Sie schlug mich mit dem Kissen und verschüttete den Whiskey mit Soda.
    «Ich bestelle dir einen neuen», sagte sie. «Es tut mir leid, daß ich ihn umgegossen habe.»
    «Es war nicht mehr viel darin. Komm zu mir herüber.»
    «Nein. Ich muß versuchen, etwas zu tun, damit dies Zimmer nach etwas aussieht.»
    «Nach was?»
    «Nach unserem zu Hause»
    «Häng die Alliierten-Flaggen raus.»
    «Ach, halt die Klappe.»
    «Sag's noch mal.»
    «Halt die Klappe.»
    «Du sagst es so vorsichtig», sagte ich, «so, als ob du niemanden beleidigen wolltest.»
    «Will ich auch nicht.»
    «Dann komm herüber zu mir.»
    «Schön.» Sie kam und setzte sich aufs Bett. «Ich weiß, ich bin kein Spaß für dich, Liebling. Ich bin wie eine große Mehltonne.»
    «Nein, das bist du nicht. Du bist schön und du bist lieb.»
    «Es ist etwas sehr wenig Anziehendes, was du da geheiratet hast. »
    «Nein. Das stimmt nicht. Du wirst immer schöner.»
    «Aber ich werde auch wieder dünn werden, Liebling.»
    «Du bist dünn.»
    «Du hast getrunken.»
    «Nur Whiskey mit Soda.»
    «Da kommt dein zweiter», sagte sie. «Und wollen wir das Essen heraufbestellen?»
    «Das wäre gut.»
    «Dann brauchen wir nicht auszugehen, nicht? Wir werden heute zu Hause bleiben.»
    «Und spielen», sagte ich.
    «Ich möchte Wein trinken», sagte Catherine. «Das schadet mir nicht. Vielleicht können wir was von unserem alten weißen Capri hier bekommen.»
    «Das können wir bestimmt», sagte ich. «In einem Hotel dieser Größe gibt es italienische Weine.»
    Der Kellner klopfte an die Tür. Er brachte den Whiskey in einem Glas mit Eis und neben dem Glas auf einem kleinen Tablett eine kleine Flasche Selters.
    «Danke», sagte ich. «Stellen Sie es hierhin. Wollen Sie bitte zwei Essen aufs Zimmer schicken und zwei Flaschen herben weißen Capri in Eis.»
    «Wollen Sie mit Suppe anfangen?»
    «Willst du Suppe, Cat?»
    «Bitte.»
    «Bringen Sie einmal Suppe.»
    «Danke, Sir.» Er ging hinaus und schloß die Tür. Ich kehrte zu meinen Zeitungen und dem Krieg in den Zeitungen zurück und goß langsam das Selterswasser über das Eis in den Whiskey. Ich würde sie bitten müssen, das Eis nicht in den Whiskey zu tun. Sie konnten das Eis extra bringen. Auf diese Weise konnte man sehen, wieviel Whiskey im Glas war, und es war dann nicht plötzlich durch das Selterswasser zu stark verdünnt. Ich würde eine Flasche Whiskey kaufen und mir nur Selterswasser und Eis bestellen. Das war das Vernünftigste. Guter Whiskey war sehr erfreulich. Er war eines der erfreulichen Dinge des Lebens.
    «Woran denkst du, Liebling?»
    «An Whiskey.»
    «An was über Whiskey?»
    «Wie angenehm er schmeckt.»
    Catherine zog ein Gesicht. «Na schön», sagte sie.
    Wir blieben drei Wochen in diesem Hotel. Es war nicht schlecht, der Speisesaal war meistens leer, und sehr oft saßen wir abends auf unserem Zimmer. Wir gingen durch die Stadt und nahmen die Zahnradbahn hinunter nach Ouchy und gingen am See entlang. Das Wetter wurde ganz warm und es war wie Frühling. Wir wünschten uns in die Berge zurück, aber das Frühlingswetter dauerte nur ein paar Tage, und dann kam von neuem die rauhe Kälte des aufbrechenden Winters.
    Catherine kaufte in der Stadt die Sachen, die sie für das Baby brauchte. Ich ging in eine Sportschule in den Arkaden, um zu boxen. Ich ging meistens morgens dorthin, wenn Catherine lange liegen blieb. An den Tagen des falschen Frühlings war es sehr angenehm, nachdem ich geboxt und geduscht hatte, durch
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