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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
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der Tat eine nicht gelinde Überraschung. »Ein violettes Skelett? Und wo wurde es gefunden?«
    »An einem Bach.«
    »Von deinem Freund?«
    »Ja. Allerdings ist er nur ein Bekannter. Er machte Urlaub in Minster. Als er den Knochenmann fand, da erinnerte er sich an mich, weil ich mich doch schon immer für solche Dinge interessiert habe. Das ist die ganze Geschichte. Jetzt sollen wir hinfahren und uns die Sache mal anschauen. Mehr nicht.«
    Ich nickte und trank Kaffee. »Einen Verdacht hat du nicht zufällig?«
    »Nein, wieso?«
    »Hätte ja sein können, daß du dir einmal Gedanken gemacht…«
    Bill winkte ab. »Das ist Zeitverschwendung. Ich bin dafür, daß wir hinfahren und uns den Knöchernen anschauen. Alles andere wird sich ergeben. Ich hoffe, du hast deine Waffen mit.«
    »Ja, bis auf das Schwert.«
    Bill verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. Er wußte genau, worauf ich anspielte. Desteros Schwert existierte nicht mehr. Die Klinge hatte sich aufgelöst, weil mein Bumerang sie zerstörte. Dadurch war Bill Conolly jedoch das Leben gerettet worden, denn ein gefährlicher Dämon, der Affenteufel, war nahe daran gewesen, Bill Conolly zu töten.
    »Trägst du mir das noch immer nach?«
    »Nein, aber damit kann man dich so herrlich ärgern.« Ich grinste und verteilte Butter auf die letzte Toastscheibe. »Sheila, das schmeckt fantastisch. Wenn ich da an mein mageres Junggesellenfrühstück denke, dann kann ich nur sagen, ein Unterschied wie Himmel und Hölle.«
    »Heirate und du…«
    »Bill, wir gehen.« Mich unter die Haube zu kriegen, gehörte zu Sheilas Lieblingsbeschäftigungen, aber dagegen hatte ich etwas. Trotzdem gab Bills Frau nicht auf.
    Zehn Minuten später konnten wir starten. Fahren mußten wir in Richtung Canterbury. Unser eigentliches Ziel lag auf einer Halbinsel. Sie nannte sich Isle of Sheppey, und dort befand sich auch der kleine Ort namens Minster, von dem ich bisher noch nichts gehört hatte. Natürlich rechneten wir mit starkem Verkehr und wurden auch in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Erst in der Nähe von Rochester ging es besser, dort konnten wir auf die Autobahn, den Motorway 3. Ab jetzt ging es besser.
    Zum Glück brauchten wir nicht bis Canterbury durchzufahren, sondern konnten vorher abbiegen. So kamen wir auf das flache Land, nahezu in eine kleine Idylle.
    Sogar das Autofahren machte hier Spaß. Der Himmel zeigte sich teils heiter, teils bedeckt, und die Temperaturen waren ebenfalls recht angenehm. Nicht zu heiß und nicht zu kalt.
    Die Nähe des Meeres gab der Luft einen zusätzlichen frischen Touch. Die Halbinsel Sheppey besaß einige Buchten, die wie lange dünne Finger in die Landmasse hineinschnitten. Manchmal wand sich die Straße um die Buchten herum. Ich mußte viel kurbeln, aber der Bentley schaffte auch die Kurven mit Bravour.
    »Wo finden wir deinen Freund eigentlich?« fragte ich Bill, als wir ein Hinweisschild mit der Aufschrift Minster entdeckten.
    »In einem Gasthaus.«
    »Du kennst den Namen?«
    »Klar. Seahill.«
    »Dann mal los.« Zehn Minuten später hatten wir den Ort erreicht. Ein an sich typisches Fischerdorf, wenn es auch nicht direkt am Meer lag, aber die ganze Atmosphäre erinnerte mich an die kleinen Orte, deren Bewohner von den Früchten des Meeres lebten.
    Das Gasthaus hatten wir schnell gefunden. Es lag am Ortsende, ein wenig erhöht, und wer draußen saß, konnte das Meer sehen, dessen Wellen im ewigen Rhythmus gegen den Strand rollten und zu schaumigen Streifen gebrochen wurden.
    Das Gasthaus besaß einen kleinen Parkplatz, auf den ich den Silbergrauen lenkte.
    Als ich anhielt, sagte Bill: »Da sitzt er ja.«
    »Wer? Dein Freund?«
    »Ja.«
    Man hatte auch vor dem Haus Tische aufgestellt. Sie leuchteten ebenso weiß wie die Stühle. Ein Tisch war nur besetzt. Dort saß ein dunkelhaariger Mann und las Zeitung, wurde allerdings aufmerksam, als der Bentley auf den Parkplatz rollte.
    Der Mann faltete die Zeitung zusammen und stand auf. Bill winkte ihm zu. Er war schneller bei ihm als ich, dann wurden wir miteinander bekannt gemacht.
    Der Reporter hieß Roger Wilkins. Er war älter als wir, auch kleiner und hatte leicht Speck angesetzt. Das Haar war so gekämmt worden, daß es die kahlen Stellen verdeckte. Aus der oberen Tasche seiner Freizeitjacke schaute der dunkle Stiel einer Pfeife.
    »Sie haben schnell reagiert, Bill. Alle Achtung.«
    »Skelette interessieren uns eben.«
    Wilkins nickte. Dann wandte er sich mir zu. »Und Sie sind also John
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