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In dieser Straße wohnt die Angst

In dieser Straße wohnt die Angst

Titel: In dieser Straße wohnt die Angst
Autoren: Jason Dark
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nicht mal mit dem Kreuz berühren?« fragte Bill und blieb in der gebückten Haltung stehen.
    »Und dann? Wer gibt mir die Garantie, daß es klappt und das Skelett nicht zerfällt.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Ich wußte, was Bill beschäftigte. Sicherlich hatte er Angst davor, daß wir das Rätsel nicht mehr lösen konnten, wenn wir erst in London waren. Aber die Magie, die würde hier erhalten bleiben, davon war ich fest überzeugt. Zudem hatte ich mir vorgenommen, nach der Untersuchung sofort wieder zurückzufahren. Wir waren beide froh, den kleinen Pfad hinter uns gelassen zu haben und daß dem Skelett nichts passiert war. Heil konnten wir auch mit ihm den Rest der Strecke zurücklegen. Zum Glück sah uns niemand, als wir mit unserem Fund über eine Wiese schritten. Allerdings konnten wir nicht bis zum Wagen laufen. Der Bentley stand zu nahe am Gasthaus. Der Wirt oder das Bedienungspersonal hätte nur aus dem Fenster zu schauen brauchen, um uns zu sehen. Aus diesem Grunde ließ ich Bill in Deckung eines Weidenbuschwerks zurück und ging allein zum Wagen. Es war gut, daß wir so reagiert hatten, denn vor der Tür stand der kleine Wirt. Er schüttelte Decken aus, sah mich und sprach mich sofort an.
    »Ihnen gehört der Bentley?«
    »Ja.«
    »Mr. Wilkins sagte schon, daß er noch Besuch bekommen würde. Wo steckt er eigentlich?«
    »Er ist unten am Bach.«
    Der Wirt lachte und zeigte drei Goldzähne. »Der Angler aus Leidenschaft. Ich gönne ihm, daß er etwas fängt. Hat sich schon ein paar Tage darauf gefreut.« Er staunte, als ich den Wagen aufschloß. »Wollen Sie schon wieder weg?«
    »Ja, London wartet, zudem mache ich hier keinen Urlaub, sondern muß hart ran.«
    »Dann sind Sie ein Kollege von Mr. Wilkins?«
    »So ungefähr.«
    »Fragen Sie ihn doch mal, ob er wieder Fisch zum Mittagessen haben will.«
    »Werde ich machen«, erwiderte ich, bevor ich die Tür schloß. Nein, der Knabe war harmlos, der wußte sicherlich nicht, was um ihn herum alles geschah. Aber wußte ich mehr? Kaum. Mir war nur klar geworden, daß wir in ein magisches Feld geraten waren, das sich, aus welchen Gründen auch immer, hier konzentriert und etabliert hatte. Allerdings war ich optimistisch, daß wir es herausfinden würden, wenn die Zeit reif war.
    Ich startete und konnte im Innenspiegel sehen, daß der Wirt dem Silbergrauen nachschaute. Auf dem Parkplatz drehte ich einen Bogen. Bill war in der Nähe eines Wegs zurückgeblieben, der zur Hauptstraße führte, die den kleinen Ort Minster in zwei Hälften teilte. Wo Bill Conolly stand, ließ ich den Bentley ausrollen. Hier konnten wir auch vom Gasthaus aus nicht mehr gesehen werden.
    »Alles klar?« fragte der Reporter, und ich nickte, während ich den Wagenschlag öffnete und ausstieg.
    Das Skelett lag am Boden. Nichts hatte sich an ihm verändert. Nach wie vor schimmerten die Knochen violett, und ich fragte mich, wo diese seltsame Farbe herstammte.
    Ich öffnete die beiden Türen rechts und links im Fond und half Bill mit, den Knöchernen auf den breiten Rücksitz zu legen, wo er genügend Platz fand.
    Wir schlugen die Türen zu. »Am liebsten würde ich hierbleiben«, sagte der Reporter.
    Ich winkte ab. »Keine Sorge, du wirst schon früh genug wieder zurückkommen, erst einmal werden wir sehen, was die Spezialisten zu unserem Fund sagen.«
    »Vielleicht lachen sie auch nur.«
    Ich startete den Bentley. »Das haben sie sich inzwischen abgewöhnt, mein Lieber.«
    Wieder fuhren wir durch das stille verträumte Fischerdorf. Jetzt hatten sich fast sämtliche Wolken verzogen, und der Himmel präsentierte sich in einem matten, leicht dunstig anmutenden Blau. Wir sahen die Möven in der Luft und hörten ihr Kreischen selbst durch die geschlossenen Wagen türen.
    Die Luft war sauber. Man konnte sie richtig tanken, wenn man tief Atem holte. Über die weiten Grasflächen fuhren die unsichtbaren Arme des Seewindes und kämmten die grünen Halme dem Boden zu. Zwei Pferdegespanne sahen wir und konnten auch einen kleinen Hafen erkennen, in dem einige Schiffe dümpelten.
    »Hier kannst du wirklich ausspannen«, meinte Bill, der sich hin und wieder umdrehte, um einen Blick auf das Skelett zu werfen.
    »Wem sagst du das? Allerdings würden mich violette Skelette stören, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Was wohl mit Wilkins geschehen ist?«, fragte Bill plötzlich. »Ich sehe ihn immer vor mir, sein Gesicht, die Knochenhände, die verdammte Sense, das Blut…«
    »Vielleicht ist-er nicht
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