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In der Stille der Nacht - Thriller

In der Stille der Nacht - Thriller

Titel: In der Stille der Nacht - Thriller
Autoren: Denise Mina
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Vauxhall drangen die Klänge von Radio Ramadan in die stille Vorstadtnacht: Ein junger Mann sprach mit falschem arabischem Akzent über den Koran.
    Der Beamte, der Omar am nächsten stand, verstand dies als sein Startsignal, klappte sein Notizbuch auf und sagte sehr langsam: »Würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen, Sir?«
    »Omar Anwar.« Er sprach weiter, während der Beamte sich den Namen in sein Notizbuch notierte: »Hören Sie, Männer mit Pistolen sind in unser Haus eingedrungen und haben meinen Vater gekidnappt, haben ihn einfach mitgenommen, sie waren bewaffnet.«
    Der Beamte weigerte sich, von seinem Notizbuch aufzusehen. »Wie buchstabiert man das, Sir?«
    »Er wurde gekidnappt.«
    »Verstehe. O-M-A-R-A-N-W-E-R?«

    »Ja, ja. Wir haben den Transporter bis zur letzten Ampel verfolgt, dann aber verloren, und ich glaube, sie sind auf die Autobahn gefahren. Sie könnten überallhin sein.«
    Der Beamte mit dem Notizbuch sah zum Wagen, dann auf Mos Bart. Omar lachte ein kurzes nervöses Lachen. »Nein, sehen Sie, mein Dad ist ein kleiner zierlicher Mann, der einen Laden führt, keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Aber die Männer mit den Pistolen … sie wollten Geld. Wegen Afghanistan, haben sie gesagt, sie meinten irgendwas von wegen Afghanistan.«
    »Drehen Sie sich bitte um und legen Sie die Hände auf das Wagendach, Sir.«
    »Das sind Verbrecher!«
    »Legen Sie die Hände auf den Wagen, Sir.« Diesmal sagte er es mit mehr Bestimmtheit, also tat Omar, wie ihm geheißen.
    Der zweite Beamte ging auf die andere Seite des Wagens und machte Mo ein Zeichen herüberzukommen und Omars Beispiel zu folgen. Als die Jungen jeweils an einer Seite des Wagens standen, klopften die Beamten sie ab.
    Mo wusste, dass er wegen seines Barts seltsam für sie aussehen musste, und suchte deshalb ruhig das Gespräch mit dem Beamten, der ihn durchsuchte. Er kramte seinen besten Privatschulakzent hervor: »Officer, wir haben vollstes Verständnis dafür, dass Sie das tun müssen, ganz bestimmt, aber der Vater meines Freundes ist ein ganz gewöhnlicher Bürger. Er ist Schotte.«
    Omar beobachtete über das Wagendach hinweg, wie sich die Augen des Beamten hinter Mos Nacken gehässig verengten. Plötzlich ging ihm auf, dass man mit vornehmer Aussprache hier keine Sympathiepunkte gewinnen konnte und
versuchte Mo Zeichen zu geben, aber sein Freund sah ihn nicht an.
    »Sehen Sie«, fuhr Mo fort, »der Vater meines Freundes wurde von bewaffneten Gangstern aus seinem eigenen Haus entführt, seine sechzehnjährige Schwester wurde verletzt.«
    »Was Sie nicht sagen …«
    »Ja. Sie zerrten ihn in den Laderaum eines Transporters, wir rannten hinterher, verfolgten den Wagen, verloren ihn aber.«
    »Weshalb haben Sie nicht die Polizei verständigt, Sir?«
    »Naja, wir haben die Täter verfolgt.«
    »Haben Sie kein Handy? Einer kann fahren, der andere telefoniert.«
    »Ich … wir haben nicht nachgedacht … es ist ein großer weißer Transporter, möglicherweise ein Mercedes, ein Kastenwagen, die Abdeckung des linken Scheinwerfers vorne ist kaputt, er strahlt heller, weil sie damit gegen unsere Gartenmauer gekra…«
    »Ach was? Tatsächlich?« Der Beamte sprach langsam. Er beendete die Leibesvisitation, grinste spöttisch, und zückte seinen Druckbleistift.
    Genau in diesem Moment sah Omar, über Mos Schulter hinweg den Transporter mit dem einen grellen Scheinwerfer auf der Autobahn unten näher kommen.
    Er schrie: »Hey!«, drückte sich mit beiden Händen von der Motorhaube des Vauxhall ab und machte einen Satz darüber hinweg, erreichte die Leitplanke gerade als der Transporter unter der Brücke hindurchraste. Omar hing über dem Geländer und schrie ihm hinterher: »Arschloch! Bleib stehen!«
    Ein greller Schmerz durchfuhr seine Schulter, schoss seinen Nacken hinauf und umfing seinen Brustkorb, so dass
seine Knie nachgaben. Indem er versuchte, dem schmerzhaften Klammergriff nachzugeben, mit dem ihn der Polizist festhielt, ging er in einer drehenden Bewegung zu Boden.
    Der Beamte zerrte an seinem Handgelenk und hob Omar auf die Füße so mühelos wie einen toten Ast, führte ihn zurück über die Straße zum Streifenwagen. Durch das Geländer auf der anderen Seite der Brücke sah er den weißen Transporter, der über die Autobahn hinweg der Stadt entgegenjagte.

2
    Alex Morrow biss sich langsam in den Zeigefinger, presste die Zähne zusammen, bis die Haut leise knirschend nachgab. Sie war so wütend, dass ihr linkes Augenlid
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