Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
eine ganze Schar von gelben Warnsignalen. Alle Daten waren von den Bildschirmen verschwunden; stattdessen waren nur mehr ominöse schwarz-weiße Streifen zu sehen.
Ein katastrophaler Computerabsturz.
Sie flogen jetzt ohne Navigationsdaten. Sie hatten keine Kontrolle über die Steuerklappen.
    »Andy und ich kümmern uns um den APU-Ausfall!«, schrie Emma.
    »Wieder auf Reserve gehen!«
    Hewitt legte den Schalter um und fluchte. »Nichts zu machen, Leute. Keine Reaktion …«
    »Versuch’s noch mal!«
    »Er kommt immer noch nicht.«
    »Das Schiff legt sich quer!«, rief Emma. Sie spürte, wie ihr Magen einen Ruck zur Seite machte.
    Kittredge bearbeitete den Steuerknüppel, doch sie waren schon zu weit nach steuerbord gedriftet. Der Horizont stellte sich senkrecht und kippte dann ganz um. Wieder spürte Emma einen Ruck im Magen; diesmal legte sich das Shuttle nach links. Schon kam die nächste Umdrehung – der Horizont wirbelte in einer Schwindel erregenden Abfolge von Himmel, Meer und wieder Himmel.
    Eine Todesspirale.
    Sie hörte Hewitt stöhnen, hörte, wie Kittredge mit tonloser, resignierter Stimme sagte: »Ich habe das Schiff verloren.«
    Der tödliche Wirbel wurde immer schneller, unaufhaltsam stürzten sie auf das abrupte, katastrophale Ende zu. Und dann war es plötzlich still.
    Über Funk kam eine amüsierte Stimme: »Tut mir Leid, Leute. Diesmal habt ihr es nicht geschafft.«
    Emma riss sich den Kopfhörer herunter. »Das war nicht fair, Hazel!«
    Jill Hewitt stimmte in den Protest ein: »Mensch, du hast uns absichtlich über die Klinge springen lassen. Wir hatten keine Chance, das Schiff zu retten.«
    Emma kroch als Erste aus dem Shuttle-Flugsimulator. Die anderen Crewmitglieder trabten hinter ihr her in den fensterlosen Kontrollraum, wo ihre drei Instruktoren an einer Reihe von Pulten saßen.
    Mit einem spitzbübischen Lächeln auf den Lippen schwang Hazel Barra, die Teamleiterin, ihren Stuhl herum und blickte Commander Kittredges erzürnter vierköpfiger Crew entgegen. Obwohl Hazel mit ihrem üppigen braunen Kraushaar aussah wie eine dralle Mutterfigur, war sie in Wahrheit eine gewiefte und unbarmherzige Spielerin, die ihre Crews durch die schwierigsten Flugsimulationen jagte und es sich als persönlichen Triumph anzurechnen schien, wenn es einer Mannschaft nicht gelang, den Flug lebend zu überstehen. Es war Hazel sehr wohl bewusst, dass jeder Start in einer Katastrophe enden konnte, und sie wollte, dass ihre Astronauten alle Überlebenstechniken perfekt beherrschten. Eines ihrer Teams zu verlieren, das war der Albtraum, von dem sie hoffte, er würde niemals Wirklichkeit werden.
    »Diese Simulation war wirklich unter der Gürtellinie, Hazel«, beklagte Kittredge sich.
    »Ihr überlebt ja auch ein ums andere Mal. Wir müssen einfach eure Überheblichkeit ein wenig zurechtstutzen.«
    »Also wirklich«, meinte Andy »
Zwei
Triebwerke beim Abheben ausgefallen? Ein defekter Datenbus? Eine APU, die den Geist aufgibt? Und dann legt ihr noch einen ausgefallenen Fünfer-Computer obendrauf? Wie viele Pannen und Funktionsstörungen sind das denn? Das ist einfach nicht realistisch.«
    Patrick, einer der anderen Instruktoren, schwenkte grinsend in seinem Stuhl herum. »Ihr habt ja gar nicht gemerkt, was wir sonst noch alles gemacht haben.«
    »Was gab es denn noch?«
    »Ich habe einen Defekt in eurem Sauerstofftank-Sensor beigesteuert. Gebt’s zu, keiner von euch hat die Veränderung in der Druckanzeige bemerkt.«
    Kittredge musste lachen. »Wann hätten wir denn dafür Zeit gehabt? Wir hatten uns schon mit einem Dutzend anderer Funktionsstörungen herumzuschlagen.«
    Hazel hob ihren stämmigen Arm, um den Streithähnen Einhalt zu gebieten. »Okay, Leute. Vielleicht haben wir es übertrieben. Ehrlich gesagt, waren wir überrascht, wie weit ihr mit dem RTLS-Abbruch gekommen seid. Wir wollten nur etwas zusätzlichen Sand ins Getriebe streuen, um die Sache spannender zu machen.«
    »Ihr hättet ja nicht gleich die ganze verfluchte Sandkiste reinkippen müssen«, schnaubte Hewitt.
    »Die Wahrheit ist«, meinte Patrick, »dass ihr einfach ein bisschen zu überheblich seid.«
    »Das heißt
selbstsicher
«, korrigierte Emma.
    »Und das ist gut«, räumte Hazel ein. »Es ist gut, wenn man selbstsicher ist. Eure Teamarbeit in der integrierten Simulation letzte Woche war hervorragend. Sogar Gordon Obie hat gesagt, er sei beeindruckt gewesen.«
    »Hat die Sphinx das tatsächlich gesagt?« Kittredge zog überrascht eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher